Jahresempfang von Hochschule und Stadt

Jede Stadt hat ihre Konstanten

Mittwoch
10.05.2023, 20:37 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Zum Jahresempfang von Stadt und Hochschule begrüßte heute Bürgermeisterin Rieger die zahlreich erschienen Gäste. Wir veröffentlichen die Rede im Rahmen unserer Dokumentationsreihe hier im Wortlaut...

Lieber Lennon, hab vielen Dank für die musikalische Einstimmung und für die Begleitung durch diesen Abend!

Sehr geehrte Landtagsabgeordnete Frau Katinka Mitteldorf und Herr Dr. Thadäus König, sehr geehrter Herr Staatssekretär Udo Götze, sehr geehrte Damen und Herren Stadträte und Ortsteilbürgermeister, sehr geehrter Herr Landrat Matthias Jendricke, lieber Herr Prof. Dr. Jörg Wagner, sehr geehrte Damen und Herren, zum traditionellen Jahresempfang von Hochschule und Stadt Nordhausen begrüße ich Sie sehr herzlich, wenngleich das Wetter hätte besser sein können aber wir haben ja auch Jahrmarkt. Auch der neue Ort ist ein anderer als üblich – die neue Feuerwache. Mit dem Kreis der Eingeladenen wahren wir allerdings Kontinuität: Er ist auch in diesem Jahr eine Mischung aus Menschen, die sich in und für Nordhausen eingebracht haben:

Jeder auf seine Art – in der Wirtschaft, im Ehrenamt, als Stadtrat oder Ortsteilbürgermeister, im Kreativbereich, im Sport, der Politik, der Kirchen, des Sozialbereiches und der Medizin, der Justiz oder Bildung. Sie alle zusammen – die Bürgergesellschaft also - prägen den Erfolg und das Klima in Nordhausen, machen die Stadt aus. Sie sind zugleich die Adressaten des Handelns einer Stadtverwaltung, sind unser Existenzgrund. Mit der Einladung zum Jahresempfang wollen wir auf diesem Wege nach längerer Pause (und fordernden Jahren) Danke sagen und wieder ein Podium zum Austausch bieten.

Als Stadtverwaltung und in Zusammenarbeit mit den Stadträten ist es unsere Aufgabe, Dienstleistungen wirtschaftlich und in bester Qualität bereit zu stellen und entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Dies werden wir auch im aktuellen Jahr tun. Der Blick in den Haushalt ist dabei ein guter Indikator.

Neben der Erledigung der wichtigen und selbstverständlichen Pflichtaufgaben einer jeden Kommune – wie der Kinderbetreuung und Bildung, der Ver- und Entsorgung, der Sicherheit in der Stadt und vielem anderen mehr – werden wir in diesem Jahr 25 Millionen in den Ortsteilen und der Kernstadt investieren.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit werden wir uns z. B. der energetischen Sanierung der kommunalen Gebäude widmen, werden mit der Sanierung unseres Theaters fortfahren sowie der Entwicklung des Stadtteils Nord.
Wir werden uns nun der Neugestaltung des Blasiikirchplatzes zuwenden, werden erhebliche Mittel in die Spielplätze investieren und werden mit der Hangsicherung an der Wallrothstraße beginnen. Im Bereich am Schrebergarten in Bielen werden Erschließungsarbeiten stattfinden, wie auch an der Ringstraße in Hesserode. Der Lückenschluss des Radweges in der Freiherr-vom-Stein- Straße nach Hesserode wird kommen.

Und in Krimderode werden die Lützowstraße grundhaft ausgebaut und die beiden Brücken in der Freiheitsstraße saniert. Für den Geh- und Radweg nach Leimbach hat der Stadtrat ebenfalls Geld bereitgestellt und nicht zu vergessen die Sanierung der Grundschule Niedersalza.
Nicht alles kann zugleich getan werden. Doch ich denke, die Investitionsentscheidungen sind mit Augenmaß getroffen worden- ausgerichtet an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger – und in gründlicher Abwägung.

Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich, dass so viele von Ihnen – es sind in diesem Jahr mehr als 350 - unserer Einladung gefolgt sind! Das ist sicher auch der berechtigten Neugier geschuldet, wie die neue berufliche Heimat der Beamten und Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr sowie der Freiwilligen Feuerwehr Nordhausen-Mitte ausschaut. Ihre Neugier wird
belohnt werden – wie Sie sich bei einem Rundgang überzeugen können.

Ganz besonders begrüße ich die Gäste der Internationalen Projektwoche an unserer Hochschule – die aus 18 Ländern und vielen Teilen der Welt nach Nordhausen gekommen sind: aus Belgien, Bulgarien, der Tschechischen Republik, aus Finnland, Frankreich, Island, Irland, Italien, Kirgisistan, Marokko und Malaysia; aus Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich und den USA: - We are honored to welcome you here.

Jede Stadt hat ihre Konstanten – kulturell, baulich, institutionell. Für Nordhausen sind dies ohne Zweifel unser Roland, das Rathaus, unser Theater, der Doppelkorn – und eben auch die Nordhäuser Feuerwehr. Diese Konstanten sind die Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Nach Gründung der Freiwilligen Feuerwehr im Jahr 1861 und der besoldeten Feuerwehr im Jahr 1866 zeigten sich schon damals die beiden Seiten der Medaille: die hauptberuflichen Beamten hier und die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren dort:

Erfolgreich im Dienst der Bürgerinnen und Bürger aber nur gemeinsam – als eben die gemeinsame schlagkräftige Nordhäuser Feuerwehr - damals, wie heute.

Seit dem Jahr 1935 war die alte Feuerwache an der Hohekreuzstraße in Betrieb. 5 Stellplätze im Hauptgebäude, 5 Garagen im Nebengebäude und 4 Überdachungen, ohne Abgasabsaugung, die Werkstätten im Keller ohne Tageslicht, bis zum Ende mit Möblierung und Ausstattung auf niedrigem Niveau. Das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Mitte stammte aus dem Jahr 1988 und versprühte bis zuletzt einen entsprechenden „Charme“.

Am 15. Juni 2016 fiel der Stadtratsbeschluss, auf dem Grundstück Zorgestraße 1 eine neue Feuerwache für die Berufsfeuerwehr und die Freiwillige Feuerwehr Nordhausen- Mitte zu errichten. Im Juni 2017 folgte die Entscheidung, den Siegerentwurf durch das Büro „dasch zürn + partner architekten Partnerschaft mbH“ aus München für den Neubau umsetzen zu lassen.

Der Stadtrat beschloss dann am 30. Oktober 2018, die Feuerwache in eigener Zuständigkeit zu errichten. Im Juli 2019 kam die Baugenehmigung, vier Monate später der feierliche Spatenstich, gefolgt von der Grundsteinlegung im Juli 2020. Offiziell in Betrieb ging die neue Feuerwache am 20. März dieses Jahres mit dem Umzug der Berufsfeuerwehr; am 14. April bezog dann die Freiwillige Feuerwehr Nordhausen hier ihr Domizil. Endlich fanden Beamte sowie Kameradinnen und Kameraden Bedingungen vor, die den schwierigen Herausforderungen ihrer Arbeit sowohl räumlich als auch technisch Rechnung trugen.

Natürlich war der Abschied aus den alten Räumen auch mit einer Spur Wehmut und Erinnerungen auch an Menschen verbunden – man denke nur an den langjährigen Feuerwehrchef Helmut Neblung und andere Feuerwehr-Urgesteine.

Ich sprach davon, dass die Feuerwehr zu den Konstanten der Stadt gehört – über Jahrhunderte hinweg. Dies konnte nur so sein, weil die Feuerwehr über all diese Zeiten hinweg gute Fürsprecher und Förderer hatte: Es waren die Oberbürgermeisterin und Oberbürgermeister, es waren die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, die Dezernentinnen und Dezernenten, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Verwaltungen – aber es waren immer und vor allem auch: unsere Nordhäuser Stadträte! Über alle Fraktions- und Parteigrenzen hinweg, in guter Gemeinsamkeit. Ohne deren Fürsprache, ohne deren Herzblut für diese Nordhäuser Institution, wäre weder dieser über 19 Millionen Euro teure Neubau- noch der kostenintensive Unterhalt einer eigenen Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehren möglich. Die Stadträte wussten wohl stets: Schutz und Sicherheit der Bevölkerung von der Türöffnung im Notfall über die Koordinierung der Evakuierungen bei Blindgängerfunden bis hin zu Großschadensereignissen, Verkehrsunfällen, Bränden und Katastrophenfällen:

Das menschliche Leben, dessen Schutz und Rettung aus der Not ist das höchste Gut und eine der ehrenvollsten und wichtigsten Aufgaben, die ein Gemeinwesen zu leisten hat.

Freunde hatte die Nordhäuser Wehr aber immer auch in der Ferne: In Erfurt und Weimar, in den Ministerien, den Referaten, dem Landesverwaltungsamt, dem Landratsamt – um nur einige Beispiele zu nennen. Sie haben der Nordhäuser Feuerwehr Gutes getan: Mit Wohlwollen – und ja – auch: mit Fördermitteln. Ohne diese wäre dieser Neubau nicht möglich gewesen. Haben Sie vielen Dank dafür!

Wenn Sie im Anschluss das Areal besichtigen, so werden Ihnen feuerwehrtechnische Ausstattung und Gebäude auf höchsten Niveau begegnen: 16 Einstellplätze für Feuerwehrfahrzeuge in der Haupthalle, 6 Einstellplätze in der Nebenhalle, modernste Personalräume, Werkstätten sowie Büroräume für die Verwaltung der Feuerwehr.

In der neuen Feuerwache werden die Aufgaben eines feuerwehrtechnischen Zentrums für den Landkreis Nordhausen wahrgenommen. Sichtbarstes Zeichen des wohl wichtigsten Meilensteins in der Nordhäuser Feuerwehrgeschichte ist sicher der 23 Meter hohe Schlauchtrocken- und Übungsturm. Im Gebäude gibt es einen Schulungsraum für bis zu 100 Personen, in welchen die Kameradinnen und Kameraden ihre Fortbildungen absolvieren können.

Auch an ökologische Aspekte wurde gedacht: Das Dach ist extensiv begrünt und trägt eine Photovoltaikanlage. Auch mit dem Anschluss an die Fernwärmeversorgung steht der Neubau für eine hohe Energieeffizienz. Weiterhin gibt es einen Brauchwasserbrunnen für Übungszwecke und zur Betankung der Löschwasserbehälter der Feuerwehrfahrzeuge.

Dieses ambitionierte Projekt und dessen erfolgreiche Realisierung ist ein Erfolg geworden, weil Menschen zusammengearbeitet haben. Ihnen sei heute ausdrücklich gedankt. Den Architekten, Planern, Projektanten, den Ingenieuren, den Bauarbeitern, Installateuren, Elektrikern, den Gebäudereinigern und vielen anderen. Mein besonderer Dank gilt den Nordhäuser Unternehmen und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die hier beteiligt waren und natürlich allen Kolleginnen und Kollegen im Rathaus – allen voran jenen im Bauamt und der Feuerwehr – die das Vorhaben umgesetzt haben bzw. ihren Beitrag dazu leisteten und alle jenen, die diesen Tag heute hier vorbereitet haben. Dank gilt auch dem Wissenschaftlicher Verein der Hochschule, der diesen Tag mit 500 Euro unterstützte.

Sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Beamte, Kameradinnen und Kameraden der Berufs- und der Freiwilligen Feuerwehr Mitte: Es ist Ihr Haus! Nehmen Sie es in Besitz, erfüllen Sie es mit Leben - und haben Sie unseren Dank für Ihren Dienst für die Menschen dieser Stadt.

Mit dem Wunsch für einen angenehmen und anregenden Abend übergebe ich nun an den 2. Gastgeber – Prof. Jörg Wagner, den Präsidenten unserer Hochschule.