Bürgergespräch zwischen Vision und Realität

Von Stadtloop bis zu fehlendem Strom

Dienstag
09.05.2023, 14:45 Uhr
Autor:
psg
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Zu einem Bürgergespräch hatte das Nordhäuser Rathaus am Montag nach Nordhausen Nord eingeladen. Genauer gesagt: ins Nordhaus. Die nnz war neugierig, was den Bürgern da so mitgeteilt wurde…

Fragen hatten die Einwohner viele, manche Antworten waren nicht befriedigend (Foto: nnz) Fragen hatten die Einwohner viele, manche Antworten waren nicht befriedigend (Foto: nnz)
Vornweg: Ohne den Begriff Klima geht in diesen Tagen scheinbar nichts mehr. Vermutlich ist der unabdinglicher Bestandteil von Schreiben jeglicher Art, vor allem in oder aus Verwaltungen. Beim normalen Bürger ist das schon ein wenig anders.

Und so titelte das Rathaus denn auch von einem “ressourcenschonenden und klimagerechten Umbau von Nordhausen Nord”, in dessen Mittelpunkt vermutlich nicht die Erhöhung des Wohlfühlvermögens für die zum großen Teil älteren Bewohner, sondern die Möglichkeiten stehen, wie jene Menschen mit Sturm, Starkregen und Hitze in den nächsten Jahren zurechtkommen müssen. Denn letztlich stehen für kommunale Empfänger von Fördermitteln die Klima-Katastrophen fest, die über uns alle in den kommenden Jahren, vor allem über Nordhausen-Nord, hereinbrechen werden.

Doch erst einmal weg vom veränderlichen Klima, hin zur aktuellen Situation im Norden von Nordhausen. Dort wird es, eingebettet in die Internationale Bauausstellung, unter anderem ein Schattendeck geben, um den heißen Sommertagen entgegen zu wirken. Hier können sich die Nord-Menschen Schatten holen und warten, bis es hoffentlich kühler wird.

Und es geht weiter: Wenn die Hitze erträglich ist, der Sturm etwas nachgelassen hat und die Sintflut sich doch nicht über die Dr. Robert-Koch-Straße ergossen hat, dann soll der Weg der Anwohner zum Edeka doch ein wenig erholsamer und erträglicher werden. Es ist also an alles gedacht und soll seine Erlösung in einem sogenannten Stadtloop finden. Nun muss nur noch das Klima sich so dramatisch verändern, wie vom Klima-Parteitag in Deutschland beschlossen werden soll.

Die ersten Veränderungen sind bereits sichtbar. (Foto: nnz) Die ersten Veränderungen sind bereits sichtbar. (Foto: nnz)
Nach den Ausführungen über Loop, Klima oder Arboretum gab es Fragen der rund 30 Gäste: Zu allererst nach der Fertigstellung aller dem Klima trotzenden Baumaßnahmen. Das soll, so der Referent Ende 2024 sein. Als dann jedoch die zweite Frage gestellt wurde, die die Menschen tatsächlich bewegte, konnte diese eher unbefriedigend beantwortet werden. Es war die nach genügenden Stellplätzen für die Autos. Die offerierten 26 würden nicht ausreichen, so die Bürgerinnen und Bürger unisono. Hier wurde auf ein zentrales Stellplatzkonzept verwiesen, das irgendwann einmal umgesetzt werde, hieß es aus dem Rathaus.

Vielleicht setzen die Planer aus Weimar und die Verwalter aus Nordhausen auch auf das Aussterben der klimaschädlichen Verbrennerautos und auf die Tatsache, dass man in Zukunft mit einem Null-Euro-Ticket von Nordhausen-Nord bis nach Helgoland fahren kann. Nur eben: vom Nordhaus bis zum Edeka ist das mit dem Großeinkauf (eine Kiste mit veganem Wasser in gläsernen Mehrwegflaschen) dann so eine Sache der Logistik. Und wenn das Märchen von der akkugespeisten Elektromobilität vielleicht mit Milliarden von Steuergeldern doch auch im Klimaarboretum Nord Wirklichkeit werden sollte, dann müsste vielleicht noch ein Konzept für neue Trafos erarbeitet werden.

Das ist die Vision. Die Realität schilderte ein Bürger. Auf Grund von Abrissarbeiten an Garagen seien auch umliegende Garagen von jeglicher Elektrizität abgeschnitten. Erst auf die Intervention der Betroffenen konnte nun Abhilfe geschaffen werden. Jede zweite Garage hat nun wieder Licht.

Den Bürgerinnen und Bürgern, die am Montagabend den Weg ins Nordhaus gefunden hatten, denen sind - so mein Eindruck - die alltäglichen Dinge wichtiger als ein Klimaarboretum und die anderen Klimaaktionsräume. Sie wollen sich einfach wohlfühlen. Nicht mehr und eben auch nicht weniger. Wer sich über die Internationale Bauausstellung und deren Folgen für Nordhausen genauer informieren will, der kann sich ab Donnerstag am Ort der Veränderung persönlich informieren.

Ich war heute schon neugierig und wollte einfach mal wissen, was denn ein Stadtloop ist? Die künstliche Intelligenz Chat GPT hatte folgende Antwort parat: “Ich habe keine Informationen darüber gefunden, dass "Stadtloop" ein allgemein anerkannter Begriff oder ein etablierter Begriff in der deutschen Sprache ist. Es könnte jedoch sein, dass es sich um eine regionale oder lokale Bezeichnung für eine Veranstaltung oder eine Strecke in einer bestimmten Stadt handelt. Bitte geben Sie mir weitere Informationen oder Kontext, damit ich Ihnen eine genauere Antwort geben kann.”

Auf den IBA-Seiten wurden wir dann fündig: “Der Stadtloop schafft eine barrierefreie Wegeverbindung durch das gesamte Stadtteilzentrum und erschließt wichtige Funktionen wie Haltestellen, Einkaufsmärkte, Begegnungszentrum, Pflegeheim und Einzelhandel. Die versiegelten Flächen für den Stadtloop und die angrenzenden Bereiche werden auf ein Mindestmaß reduziert, die vorhandenen Tragschichten beprobt und, sofern möglich, als Unterbau für die neuen Flächen wiedergenutzt. Für notwendige neue Oberflächenbeläge werden Materialien mit einem hohen Recycling-Anteil verwendet, die in heller Ausführung die Sonnenstrahlen stärker reflektieren und damit die Wärmeabsorption vermindern sowie den Wärmeinseleffekt abmildern.” Fehlen nur noch die Wärmepumpen, denn die Fernwärme wird für Nord mit schädlichem Gas erzeugt.
Peter-Stefan Greiner