"Auf in die Flohburg" ruft uns Heidelore Kneffel auf

Zahlreiche Nordhäuser historische Ansichten locken

Montag
20.02.2023, 13:21 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Im stadthistorischen Museum Flohburg gibt es einen kleineren Ausstellungsraum, der besonders angenehm für die Augen ist, der „Grüne Salon“ im historischen Teil des Hauses. Zur Zeit gibt es dort eine Ausstellung mit historischen Ansichten von Nordhausen in Farbe oder in Schwarz-weiß...

 „Abendkonzert im Gehege – Erinnerung an den 20. Juli 1861.“ (Foto: H.Kneffel) „Abendkonzert im Gehege – Erinnerung an den 20. Juli 1861.“ (Foto: H.Kneffel)

Ein Blickfang ist das stimmungsvolle Ölbild „Abendkonzert im Gehege …“ in abendlicher Stimmung von Wilhelm Eichler, 1801 bis 1872, über dessen Leben immer mehr Details auftauchen. Die Tonhalle wurde 1852 erbaut.

Vom Sondershäuser Maler Curt Mücke, 1885 bis 1940, der sehr gern auch in Nordhausen auf Motivsuche war, gibt es eine Farbansicht vom „Rosenthal-Haus“, einem imposanten Gebäude am Markt in Nordhausen mit hohem Giebel, gegenüber der Nicolaikirche gelegen. Es zieht gleichfalls die Blicke auf sich, die Farbgebung imponiert, insbesondere die auffällige Hauskonstruktion. Wer mehr davon erfahren will, kann in Nordhausen Wiki nachlesen. Mücke war in Leipzig Schüler von Max Klinger. Nur noch in dieser Gemäldeform ist dieses Bauwerk zu sehen, denn im April 1945 brannte es nieder. Aber nicht Bomben trafen es, sondern Funkenflug von den Nachbargrundstücken setzten es in Brand, wie Frau Gisela Hartmann mir erzählte, die als Kind dort lebte und am 4. April nach Sundhausen floh. Mückes Nachlass bewahrt man in Sondershausen und von dort könnte man sich Bilder leihen, um sie hier im Grünen Salon zu zeigen. Das lohnt sich sehr.
Bleiben wir bei den Farbbildern. Von Maria Schmidt-Franken, die seit 1916 in Nordhausen lebte und eine stadtbekannte Persönlichkeit war, sieht man ein relativ großes Gemälde im Hochformat, mir bisher unbekannt. Es zeigt die Ansicht des Domes im November, hinter kahlen Bäumen versteckt. Ihre Bildansichten des Harzes waren beliebt, insbesondere die Brockengemälde.
Ein deutlich kleineres Bild zeigt den Kornmarkt von 1825, Menschen tummeln sich auf dem Platz. Aber besonders auffallend sind die Häuserfronten dargestellt. In feinster Strichführung zeigen sie ihre „Gesichter“. Ich kann mir vorstellen, dass Kinder diese Ansichten mit Einfallsreichtum nachzeichnen würden. Von dem Maler Hermann Mansfeld, 1913 in Siegen bis 1985, von dem es im Kunstdepot einige Gemälde gibt, wird ein sehr stimmungsvolles Ölgemälde einer Winterlandschaft rund um die Blasiikirche mit dem sie umgebenden Häusermeer, gezeigt. Mansfeld heiratete 1939 eine Organistin und Klavierlehrerin in Nordhausen, 1946 war er beteiligt an der Wiederaufbauausstellung in Nordhausen, veranstaltet von der Hochschule für Architektur in Weimar.
Beliebt war in Nordhausen das Barfüßertor, deshalb gibt es davon mehrere Bildwerke, auch eines in dieser Ausstellung. Erbaut wurde es 1427, abgebrochen 1873 wegen Baufälligkeit.

Einige eindrucksvolle Grafiken seien noch erwähnt. Nach der Natur gezeichnet steht auf einer Lithografie von E. Huhn. Im Häusermeer von Nordhausen, im Detail ausgeführt, erblickt man von links nach rechts herausragend den Dom, St. Blasii, das Rathaus, den Petriturm, die Frauenbergkirche. Auffällig ist eine vor der Stadt verlaufende Pappelallee. Die Hauptfläche der Grafik nimmt im Vordergrund Ackerfläche ein, durchfahren von einem pferdegezogenen unbeladenen Leiterwagen.
Ein Lichtdruck zeigt einen weiten Blick über Nordhausen bis in den Harz hinein, nach der Natur gezeichnet von R. Frank 1919. Die Häuserdarstellungen sind ganz genau festgehalten. Im Vordergrund erblickt man vor einer Baumallee das Bahnhofsgelände mit dem schwingenden Verlauf der Schienen.

Ein nächstes Blatt in schwarz-weiß mit einigen bräunlichen Stellen akzentuiert, zeigt das Rathaus mit vielen Details, wie es sich vor der Zerstörung darstellte. Man sieht dahinter die Nicolaikirche, erstaunlicher Weise mit zwei Türmen, die es so aber nur noch in der Vorstellung gab. Da die Kirchenbrände die Türme dieses wichtigen Kirchenbaues nahe des Rathauses mehrmals zerstörten, hatte man sich in der Stadt entschlossen, sie nicht wieder aufzubauen. Ein Stempel auf dem Blatt sagt aus, dass der Architekt Prof. Dr. Oermann- Behtelmeyer aus Berlin-Charlottenburg diese Ansicht schuf. Wahrscheinlich sollte er zeigen, wie die Kirche mit Türmen aussehen würde.

Ab 9. März bietet der „Grüne Salon“: „Was der Mensch braucht – Uniformträger und die anderen im Osten“, Fotografien und Texte in Kooperation mit dem Stadtarchiv. Im großen Ausstellungsraum im Keller sieht man noch bis zum 23. April; „Otto Lange- Der Zeichner und Maler“.
Heidelore Kneffel