LEBENSMITTELABFÄLLE IN DER GASTRONOMIE:

Das geht besser

Sonnabend
18.02.2023, 10:47 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Rund 1,9 Millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich in der Gastronomie im Müll. Wenn Restaurantgäste zwischen verschiedenen Portionsgrößen wählen oder übriggebliebenes Essen mitnehmen könnten, müssten weniger Lebensmittel als bisher als Abfall entsorgt werden...

Der Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigt jedoch: Nur wenige Restaurants nutzen derzeit diese Möglichkeiten, um einen Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung zu leisten.

Die Ergebnisse des Marktchecks zeigen, dass Restaurants kleinere Portionen der Hauptgerichte in ihren Speisekarten bisher nicht standardmäßig anbieten. Gäste haben oft nur die Wahl zwischen Vorspeisen und Hauptgerichten. Restaurants weisen ebenfalls zu selten auf die Möglichkeit zur Mitnahme von Übriggebliebenem hin, obwohl dies einen positiven Anreiz für Gäste schaffen und so Lebensmittelabfälle reduzieren könnte. Nur vier von 153 Restaurants arbeiten mit einem entsprechenden Hinweis in ihren Speisekarten.

„Wir finden, es geht noch besser. Die Gastronomie könnte einen deutlich größeren Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung leisten“, so Luise Hoffmann, Referatsleiterin Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Thüringen. „Sollten die bisher freiwilligen Selbstverpflichtungen zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen nicht ausreichen, sind von der Politik verpflichtende Vorgaben notwendig“, sagt Hoffmann.

ZU WENIG AUSWAHL AN KLEINEN PORTIONEN VON HAUPTGERICHTEN
Nur jedes fünfte Restaurant im Marktcheck bietet seinen Gästen Hauptgerichte sowohl als herkömmliche als auch als kleine Portion an. Als kleine Portion stehen den Gästen überwiegend Fleischgerichte zur Auswahl, aber auch solche, die sich gut verkleinern lassen wie ein halber Flammkuchen oder zwei statt drei Teigtaschen. In der Speisekarte kennzeichnen die Restaurants die Angebote meist mit verschiedenen Hervorhebungen oder sprachlichen Hinweisen wie „kleine Portion“ oder „als Petit“ direkt neben dem Namen oder Preis des Gerichts.

In den meisten Fällen beziehen sich die Angebote jedoch nur auf einzelne, ausgewählte Gerichte und nicht auf das gesamte Speisenangebot. Kleinere Hauptgerichte für bestimmte Personengruppen wie Kinder und Senior:innen sind dagegen häufiger. So haben 73 Restaurants (48 Prozent) im Check ein spezielles Angebot für Kinder und zehn eines für Senior:innen (7 Prozent). „Das Angebot kleinerer Portionen sollte allerdings nicht auf bestimmte Personengruppen beschränkt sein“, sagt Hoffmann. „Restaurants sollten es zum Standard machen, von allen Hauptgerichten eine kleine Portion anzubieten. So ermöglichen sie es ihren Gästen, entsprechend dem individuellen Bedarf zu wählen“, so die Expertin.

NUR SEHR SELTEN HINWEISE ZUM MITNEHMEN VON RESTEN
Trotz positiver Beispiele – wie „Übrigens: Wenn du die Portionen mal nicht alleine schaffst, kein Problem. Wir packen dir den Rest gerne ein.“ – finden Gäste in Speisekarten nur selten Hinweise auf die Möglichkeit, übriggebliebene Speisereste mitzunehmen. Im Marktcheck waren es nur vier der 153 untersuchten Restaurants.

Dabei zeigt eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentralen, dass genau hier Anreize von Seiten der Restaurants sinnvoll sind. Die Hälfte der Befragten, die nur selten oder nie Reste mitnimmt, würde sich durch einen Hinweis zur Restemitnahme ermutigt fühlen. 25 Prozent von ihnen finden einen Hinweis in der Speisekarte selbst oder am Tisch hilfreich. „Wir müssen davon wegkommen, dass es als peinlich wahrgenommen wird, Übriggebliebenes aus dem Restaurant mitzunehmen, und es stattdessen als Wertschätzung des guten Essens verstehen“, fordert die Expertin. Dazu muss die Gastronomie ihren Beitrag leisten, indem sie ein solches Angebot flächendeckend anbietet und aktiv kommuniziert.

HINTERGRUND
In einem bundesweiten Marktcheck prüften die Verbraucherzentralen im Sommer 2022, ob Restaurants ihren Gästen Hauptgerichte in unterschiedlichen Portionsgrößen anbieten und sie in der Speisekarte darauf hinweisen, dass Gäste übriggebliebene Speisen mit nach Hause nehmen können. Dazu untersuchten die Verbraucherzentralen bundesweit 153 Online-Speisekarten und Webseiten von Restaurants – darunter große überregionale Gastronomieketten und kleine inhabergeführte Gaststätten.