Das neue Jahr in Ausstellungen

Kunst. Kultur. Geschichte.

Mittwoch
21.12.2022, 13:05 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Das neue Jahr wirft seine Schatten voraus und in den Nordhäuser Museen werden bereits die Ausstellungen für 2023 durchgeplant. Eine Übersicht über die Highlights gab man heute in der Flohburg. Das Repertoire bietet dämonische Kunst, kunstvolle Fotografie viel Nordhäuser Geschichte…

In der Flohburg stellten heute Bürgermeisterin Alexandra Rieger und Kunsthaus-Chefin Susanne Hinsching das neue Ausstellungsprogramm für das Jahr 2023 vor (Foto: agl) In der Flohburg stellten heute Bürgermeisterin Alexandra Rieger und Kunsthaus-Chefin Susanne Hinsching das neue Ausstellungsprogramm für das Jahr 2023 vor (Foto: agl)


Vom Corona-Schock haben sich die drei Museen der Stadt Nordhausen langsam erholt. Immerhin 11.800 Besucher konnte man im Jahr 2022 zählen, zuvor war man nur auf knapp 5.100 gekommen. Erfreulich sei auch, dass man bei weitem nicht nur Einheimische locken konnte, auch viele Auswärtige fanden den Weg in die Museen, wohl auch Dank des 9-Euro-Tickets, berichtete Bürgermeisterin Alexandra Rieger.

Man habe viel zu bieten, das habe sich gezeigt, Nordhausen sei durchaus ein kultureller Leuchtturm im Norden, sekundierte Museumschefin Susanne Hinsching. Im neuen Jahr wolle man die Zusammenarbeit mit den Schulen weiter intensivieren und so um die Besucher von morgen zu werben. Dazu soll es auch ein pädagogisches Konzept geben, welches die Angebote der drei Häuser zusammenfasst. Zudem will man in der Flohburg Platz vorhalten, auf dem sich die vielen Nordhäuser Vereine präsentieren können. Die Sonderausstellungen im Mini-Format sollen jeweils sechs bis acht Wochen im Haus zu sehen sein, damit möglichst viele Vereine die Chance haben, ihre Arbeit und Geschichte einmal zu präsentieren.

Das allgemeine Publikum will man im kommenden Jahr mit diversen Ausstellungen locken, das Repertoire ist umfangreich.

Es muss nicht immer Bauhaus sein

Im Kunsthaus wird man das Jahr mit einer Retrospektive zum Werk des Künstlers Friedrich Dornbusch einläuten. „Kunst zwischen Dämonen“ heißt die Schau, die vom 15. Januar bis zum 12. März zu sehen sein wird. Dornbusch hat in den 1920er Jahren einige Zeit in Nordhausen gelebt und dabei ein Teil der Werke geschaffen, die im Kunsthaus gezeigt werden. Die Ausstellung begleitet Dornbusch’s Werdegang vom enthusiastischen Soldaten, der im 1. Weltkrieg Bleistiftzeichnungen aus dem Schützengraben anfertigt, hin zu dämonenhaften Alpträumen, die der desillusionierte Künstler im Laufe des zweiten Weltkriegs fertigte.

Danach wird es wieder international. Die Goldenen Zwanziger Jahre zeigen Kunst zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit mit Werken von Barlach, Beckmann, Eberz, Einhoff, Grosz, Kollwitz und noch einigen anderen. Die Ausstellung ist ab dem 25. März bis zum 18. Juni zu sehen.

Nachdem die Fotografie-Ausstellung mit Olaf Mertens großen Anklang fand, will man 2023 noch eine Schippe drauf legen. Unter dem Titel “Im Fokus x 8 - 8 Fotografen“ werden Bilder bekannter, zeitgenössischer Fotografen aus der Region zusammengetragen. Zu sehen sind dann unter anderem Aufnahmen von Roland Obst, Tilmann Graner, Marco Kneise, Olaf Martens, Marcel Krummrich und Hubert Jelinek.

Das Highlight kommt am Jahresende mit der Ausstellung Es muss nicht immer Bauhaus sein!. In Zusammenarbeit mit der Bauhaus-Universität will man vom 23. September bis zum 28. Februar die Architektur in der Kunst in den Blick nehmen. Die Spannweite reicht von Ramses II. und Kaiser Hadrian bis zu Dürer, Dali, Warhol und Lichtenstein. Gezeigt werden 150 Ölgemälde, Aquarelle und grafische Kunsterwerke. Das ambitionierte Projekt soll ein umfangreiches Rahmenprogramm erhalten, welches auch die Studenten der Universität einbezieht.

Die Zeichen der Zeit

Künstlerisch beginnt auch das Jahr in der Flohburg. Hier wird man sich vom 29. Januar bis zum 23. April mit dem 145. Geburtstag des Nordhäusers Otto Lange befassen. Dessen Stadtimpressionen sind einschlägig bekannt, im Nachlass finden sich aber auch interessante Poträtbilder, die ebenfalls gezeigt werden sollen.

Ab dem 7. Mai bis zum 20. August wird man die Trilogie zur Geschichte der freien Reichsstadt mit einem Blick auf die Medizinhistorie abschließen. Frau Dr. Antonia Jäger hatte vor kurzem zum Thema mit Unterstützung der Lesser-Stiftung ein aufschlussreiches Buch veröffentlicht, für die Ausstellung wird man mit der Medizinerin zusammen wirken und verspricht interessante und kuriose Details zum Umgang der Nordhäuser mit Krankheit, Seuche und Hygiene.

Zu Beginn des Septembers wird man sich der Erinnerungskultur zu wenden und passend zum Weltfriedenstag Bilder des vom Krieg verheerten Nordhausens zeigen. Die Aufnahmen aus dem Fundus des Stadtarchivs werden dabei zum Teil über Bilder der modernen Stadt gelegt, um zeigen zu können was war und was ist.

Im Grünen Salon, dem kleinen Sonderausstellungsraum des Hauses, wird das Jahr im März literarisch mit der Ausstellung Was der Mensch braucht eingeläutet. Die orientiert sich an der gleichnamigen Geschichte von Andreas Zweig, die durch Fotografien ergänzt und begleitet wird.

Ab 3. September sekundiert man die Sonderausstellung mit einem Überblick zum DEFA-Film „Nackt unter Wölfen“ und betrachtet dabei Geschichte und Gegenwart der KZ-Gedenkstätten und der Erinnerungskultur.

Zum Jahresabschluss soll es in der „guten Stube“ der Flohburg endlich wieder einmal festlich zugehen. Die Weihnachtsausstellung will historische Adventskalender präsentieren. Ausgefallene Ideen dazu gibt es nämlich nicht erst seit diesen Tagen.

Sicher auf Schusters Rappen

Im Tabakspeicher beginnt das Ausstellungsjahr im Februar und hat wieder das Handwerk fest im Blick, genauer die „Sicherheitstechnik“. Im Fundus der Museen findet sich eine erstaunliche Anzahl an zum Teil aufwendig ausgearbeiteten und ansehnlichen Schlössern. Die feinmechanischen Artefakte werden um diverse Leihgaben ergänzt um zu zeigen, wie die Menschheitsgeschichte Hinter Schloss und Riegel ausgesehen hat.

Um die Frage der Sicherheit, oder vielmehr der Unsicherheit, dreht sich auch die zweite Ausstellung im Tabakspeicher, die unter dem Titel Wie sehn’ ich mich hinaus in die freie Welt ab dem 10. Juni zu sehen sein wird. Im Haus begibt man sich dann mit Schusters Rappen oder gar zu Pferde auf Reisen und führt aus, wie Herausfordernd und gefährlich Reisen im 19. Jahrhundert sein konnten.

Zu guter Letzt wartet im Tabakspeicher ein echter Nordhäuser Klassiker auf das Publikum, wenn es heißt Ein Priem in aller Munde. Denn die Kautabakproduktion war dereinst das Zugpferd der Stadt und lief damals sogar der Kornproduktion den Rang ab.

Eine genaue Übersicht zum Programm wird es demnächst auch auf den Seiten der Stadt geben, ein entsprechender Flyer ist bereits gedruckt.
Angelo Glashagel