Gedenken zur Pogromnacht 1938 in Nordhausen

Als die Synagogen brannten

Mittwoch
09.11.2022, 17:05 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Vom 9. auf den 10. November 1938 brannte auch in Nordhausen die Synagoge. Nichts blieb übrig, selbst die Grundmauern ließen die Nazis noch entfernen. Erst verschwand das Gebäude und dann, nach und nach, auch die jüdischen Mitbürger, Nachbarn und Freunde…

Gedenken an die Pogromnacht von 1938 (Foto: agl) Gedenken an die Pogromnacht von 1938 (Foto: agl)


An die Schrecken der Nacht des 9. November 1938 und dem, was danach folgen sollte, erinnerte Bürgermeisterin Alexandra Rieger heute vor dem Gedenkstein der Synagoge im Herzen Nordhausens. Neben den Vertretern der jüdischen Landesgemeinde, der Kirchen und der Politik waren auch Schülerinnen und Schüler des Herder-Gymnasiums unter den Gästen. Während es an Rieger war, den Gedenktag einzuleiten, übernahmen die Gymnasiasten die Aufgabe, den Geschehnissen in Nordhausen ein Gesicht zu geben.

Damit das, was so lange in der Vergangenheit liegt, nicht allein zu Zahlen und Fakten in Büchern verkommt, sondern dem Erinnern ein menschliches Antlitz, eine Geschichte von Menschen, Mitbürgern, Nachbarn und Freunden verbleibt, griff man auf das Lebenswerk des jüngst verstorbenen Dr. Manfred Schröter zurück, der sich wie kein anderer mit dem Schicksal der Nordhäuser Juden auseinandergesetzt hat.

Es sind solche Geschichten, das biographische, lebensnahe, welches die Geschehnisse überhaupt erst greifbar machen. Erinnerungen an Flammen und Furcht, an Geschrei, Gelächter und fröhlichen Liedergesang der SA-Trupps, an die schlichte Unmenschlichkeit der Täter, das Schweigen der Menschen und den ungebremsten Hass, der dem Holocaust, der bald folgen sollte, erst möglich gemacht hat.

Es war eine ruhige Veranstaltung, geprägt von den Traditionen des Erinnerns aber auch eine unbequeme Veranstaltung, die den Magen flau zurücklässt und dabei aber auch und vielleicht gerade in schwierigen Zeiten nicht an Notwendigkeit eingebüßt hat.
Angelo Glashagel