Aus dem Jugendhilfeausschuss

Wie geht es weiter mit der Jugendhilfe?

Mittwoch
02.11.2022, 15:02 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Um die Jugendförderung wurde in Kreis und Stadt Nordhausen in den letzten Monaten lange gerungen und gestritten. Hauptaustragungsort war der Jugendhilfeausschuss, der gestern wieder tagte und den Landrat zur Diskussion geladen hatte…

Wo soll es Jugendclubs geben, wo Sozialarbeiter, wo Angebote für junge Menschen, wie sollen die aussehen und wofür gibt es überhaupt genügend Mittel? Um diese und andere Fragen kreist seit Monaten die Arbeit des Jugendhilfeausschusses des Kreises. Eine Befragung unter mehreren hundert Kindern- und Jugendliche sollte die Wünsche der Zielgruppe abfragen anhand derer man entscheiden wollte, was in den nächsten Jahren in der Jugendhilfe passiert.

Ein gutes halbes Jahr hat man gearbeitet, dann sollte die Vorlage in den Kreistag gebracht werden, doch kurz vor der Sitzung ändert man im Landratsamt einige der ausgearbeiteten Details, speziell solche, welche die Stadt Nordhausen betreffen. Die hatte gegenüber den Planungen im Vorfeld ihre Bedenken angemeldet und diese auch per Stadtratsbeschluss untermauert. Man wollte eigene Einrichtungen finanzieren, mit eigenen Mitteln.

Im Landratsamt hat man das gerne gesehen, man müsse die größte und bevölkerungsstärkste Kommune des Kreises anders betrachten, gab Landrat Matthias Jendricke den Ausschussmitgliedern mit auf den Weg. Die Stadt plane, ihre Förderanteile selber aufzubringen und er habe keinen Grund gesehen, die Wünsche der Kreisstadt zu beschneiden. Ziel sei es gewesen, den Konflikt mit der Stadt zu entschärfen, erklärte Jendricke, man wolle sich nicht in die Stadtteilarbeit des Nordhäuser Rathauses einmischen.

Im Ausschuss reagierte man ob der kurzfristigen Änderungen verschnupft, (auch gestern sprach man vom „reingrätschen“ der Verwaltung) und legte eine Alternative vor, die eine Gleichbehandlung der Kommunen vorsah. Dabei sei es nie darum gegangen, Mittel zu kürzen, erklärte der Ausschussvorsitzende Alexander Scharff, sondern darum, die Gelder effektiver zu verteilen. Mit der groß angelegten Befragung der Zielgruppe habe man eruieren wollen, welche Angebote tatsächlich nachgefragt und frequentiert würden und wofür man Geld ausgebe. Das dabei auch Entscheidungen gefällt werden müssten, die mitunter Beteiligten „weh tun“, sei nicht einfach gewesen und habe auch im Ausschuss niemandem gefallen. Dennoch habe man inhaltlich intensive und gute Arbeit geleistet.

Die Reaktion des Ausschusses wird im Landratsamt aus finanzieller Sicht kritisch gesehen, da nicht alle Kommunen die Möglichkeit zu einer Eigenfinanzierung hätten, wie es in Nordhausen der Fall wäre. Im Sommer schließlich das Patt und ein Kompromiss auf Zeit: der alte Förderplan wird noch ein Jahr lang fortgeführt und man versucht, ins Gespräch zu kommen. Bleibt der Plan wie er ist, werde es keine Einigung geben, hieß es im Ausschuss.

Zeit für Kompromisse
Möglichkeiten für einen Kompromiss sieht man in einer stärkeren Einheit zwischen Schulsozialarbeit und Jugendarbeit. Beide Bereiche liegen inhaltlich nah beieinander, werden aber häufig von unterschiedlichen Trägern bespielt. Besser wäre es, so Jendricke, wenn die Sozialräume im Kreis unter der Hand von einem oder zwei Trägern lägen, was auch die Kommunikation mit der Verwaltung erleichtern würde. In den nächsten Wochen habe man die Chance, da noch einmal hinzuschauen.

Derlei Synergieeffekte könne man weiter verfolgen, müsse aber auch sehen, wo die Grenzen liegen, mahnte Nobert Klodt an. Voraussetzung dafür sei, eine gute Zusammenarbeit der handelnden Personen vor Ort, sekundierte die Ellricher Schulleiterin Carola Böck, wobei die Schulsozialarbeit im Grunde näher an den Kindern dran sei und nicht ins Hintertreffen geraten dürfe, wenn sich bei einem singulären Träger Personalprobleme auftun.

Zudem sehe es die Kreisverwaltung aus finanziellen Gründen gerne, wenn Hilfen seltener stationär und öfter ambulant angeboten werden könnten. So könnten Kosten gespart werden. Ein Ersatz für stationäre Hilfen, etwa Kinder- und Jugendheime, könnten ambulante Angebote aber nicht sein, konterte man aus dem Ausschuss. In der Vergangenheit habe es zudem an klaren Ansprechpartnern in der Verwaltung gemangelt. Man müsse auf fachlicher Ebene besser miteinander reden um vorausschauend planen zu können und so auch den dringend benötigten Fachkräften Sicherheit zu geben.

Nach einer guten Stunde Diskussion waren die Hürden zwischen Verwaltung und Ausschuss keineswegs ausgeräumt, man habe aber einen guten Start in die nächste Etappe hingelegt, meinte der Ausschussvorsitzende Scharff, bevor man sich der weiteren Tagesordnung zuwandte.
Angelo Glashagel