nnz-Faktencheck zur Habeck-Äußerung (Achtung! Satire!)

Darf ein Minister nicht mehr die Wahrheit sagen?

Sonntag
11.09.2022, 15:00 Uhr
Autor:
osch
veröffentlicht unter:
Was ging da diese Woche für ein Aufschrei durch unsere Bundesrepublik, nur weil der Wirtschaftsminister im Fernsehen mal die Wahrheit gesagt hat? Robert Habeck gilt immerhin als der beliebteste Politiker Deutschlands. Auch wenn das etwas erstaunlich ist, beweist es doch, wie viele gestandene Mütter unser Vaterland immer noch hat, die sich ihn zum Schwiegersohn wünschen…


Dieser sympathische, stets kumpelhafte, ohne Frühstück dauernd herumgefahrene und unverbindlich-locker sprechende Superminister erklärte in einer Talkshow seiner Wahl, dass es nicht zur Insolvenz ganzer Branchen kommen müsse, wenn die einfach aufhörten zu arbeiten. „Ich kann mir vorstellen, daß bestimmte Branchen einfach erst mal aufhören zu produzieren“, sagte er wörtlich.

Verschwörungstheoretische Putin-Trolle und Freiheits-Schwurbler empörten sich sofort in den öffentlich nicht kontrollierbaren Medien und sozialen Netzwerken gegen den Menschen, der uns einst mit seinem Verzicht so selbstlos davor bewahrt hat, Frau Baerbock als Kanzlerin ertragen zu müssen.

Das Gerücht machte die Runde, es wäre gar nicht Habeck im Studio gewesen, sondern als Teil der feindlichen Desinformation und Propaganda ein russischer Schauspieler, der ebenfalls unrasiert und ungekämmt dem Liebling der Nation zum Verwechseln ähnlich sähe und die deutsche Regierung hätte kompromittiert werden sollen. Andere behaupteten, es wäre nur ein Synchronisationsfehler aus dem Plattdeutschen gewesen und der Bundesminister für Gastwirtschaften und Klimakatastrophen hätte eigentlich gesagt: „Mantje, mantje, Timpe te, Buttje, Buttje in der See“. Doch auch dieser fiese Versuch, den Anführer der grünen Gesellschaftstransformation zu diskreditieren schlug fehl und wurde vom Collectivo Correcctivo als Fakenuss erkannt.

Aber was war eigentlich passiert? Robert Habeck bestritt in gesetzten Worten, dass Firmen in die Insolvenz gehen müssten, nur weil sie nicht mehr produzierten. Die nnz hat diese Behauptung einem Faktencheck unterzogen und kann die Richtigkeit der von Habeck geäußerten Weisheit hier anhand folgendes Beispiels absolut bestätigen.

Drei Thüringer Brauereien (Worbis, Apolda, Saalfeld) stellen derzeit ihre Produktion ein wegen fehlendem CO2 und auch weil ihnen ein bisschen Geld für die Energierechnung fehlt. Sie werden also ihre nicht produzierten Produkte auch nicht transportieren müssen. Und weil es bald kein Ad Blue mehr gibt, diese flüssige Harnstofflösung, die zum Betrieb der Diesel-LKW zur Reduzierung der Stickoxidemissionen in Deutschland vorgeschrieben ist, und weil die Laster deshalb nicht mehr fahren dürfen, wird es ohnehin keine Biertransporte mehr geben.

In der weiteren Lieferkette merkt also niemand, dass kein Bier mehr produziert wird. In den Regalen der Supermärkte kommen keine Kästen mehr an, in den Kneipen keine Fässer. Und selbst wenn es das Problem mit den LKWs nicht gäbe, wird schon bald der Supermarkt geschlossen sein wegen permanenter Cyber-Angriffe russischer Hacker, die zu wiederholten Blackouts führen. Die Kneipen sind dann schon lange zu, denn pünktlich im Herbst schlägt die nächste noch gefährlichere Monster-Corona-Welle zu, was leider zu Lockdowns führen wird. Sollte die neue Virusvariante aus irgendwelchen Gründen unerwartet doch ausbleiben, werden die Kneiper wohl so schlau sein und aus Energiespargründen von selbst ihren Betrieb vorübergehend einstellen. Das ging ja schließlich in den letzten beiden Wintern auch! Wenn jetzt alle Beteiligten die Füße still halten und beispielsweise mit den in Standby-Position abwartenden Mitarbeitern der letzten drei deutschen AKWs bei Kerzenschein eine Runde Skat spielen, ist niemand bis zum April insolvent.

Einen Insolvenzantrag hätte ohnehin keiner in irgendeiner eiskalten Behörde lesen können bis dahin, weil die Computerprogramme durch das unkontrollierte Herunterfahren bei andauernden Blackouts zerstört sind.

Wenn im Frühjahr wieder mehr Sonne scheint und der Wind weht und die Computer hochgefahren werden können, hatten die Brauereien den ganzen Winter einen niedrigen Energieverbrauch, weil sie ja nicht produzieren mussten. Es lässt sich bei den ständig steigenden Preisen auf dem Energiesektor kaum abschätzen, was die in dieser Zeit sparen werden, diese Glückspilze!

So war das vom Minister gemeint, als er sagte, Blumenläden und Bioläden wären da vielleicht betroffen. Denn die sind ja dann nicht gleich insolvent, nur weil sie mal monatelang nichts verkauft haben. Das bisschen Miete, Löhne, Steuern und sonstige Abgaben werden die ja wohl stemmen können. Müssen sie halt den Gürtel etwas enger schnallen. Die Beschäftigten bleiben den Winter über zu Hause und leben vom Ersparten. Viel Geld ausgeben können sie in dieser Zeit ohnehin nicht, denn alles, wo man gern mal hingehen würde ist geschlossen, in den Supermärkten befinden sich kaum Waren und weil Hakle Pleite ist, braucht auch kein Klopapier mehr gehamstert zu werden. Es gibt gar keins mehr. Außerdem könnten in den kurzen Phasen der Anti-Blackout-Zeit ohnehin nicht alle Kunden bedient werden.

Und spätestens dann stellen wir fest, der Herr Habeck hatte Recht: Keiner ist insolvent. Und er selbst ist auch gar nicht zurückgetreten, er hat nur eine Weile nicht regiert. Wenn wir viel Pech haben ist dann im Frühjahr schon der Russe heimlich durch die jungfräuliche Nordstream2-Pipeline nach MeckPomm gekrochen, um dort… Ja, was eigentlich? Was soll er da wollen? Da fällt mir jetzt gerade kein Grund ein. Aber ich bin sicher, auf eine Antwort dieser fiktiven Frage brauchen wir nicht mehr lange warten. Das werden uns demnächst in einer Talkshow Robert Habeck, Herr Selenski oder Frau Baerbock fachkundig und in einfacher Sprache erläutern, warum wir durch Eiszapfen an der eigenen Nase und unermüdliche Waffenlieferungen der Welt den Frieden bewahren werden.

In meiner Verehrung für unseren Vizekanzler und Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister, der ja nicht nur irgendwie von Kühen und Schweinen kommt, sondern auch Kinderbücher verfasst haben soll, durchblätterte ich meine alten Kinderbücher. Mir fiel der „Struwwelpeter“ in die Hand, ein heute vielleicht nicht mehr ganz wokes Werk, über dessen Verbot längst nachgedacht werden sollte. Hier fand ich die Geschichte vom fliegenden Robert. Seitdem habe ich ein neues Lieblingszitat, das ich gern vor mich hinmurmle:

„Seht! den Schirm erfasst der Wind,
Und der Robert fliegt geschwind
Durch die Luft so hoch, so weit
Niemand hört ihn, wenn er schreit.“
Olaf Schulze