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Blues-Legende gab Konzert in der Kurzen Meile

Sonntag
28.08.2022, 09:32 Uhr
Autor:
psg
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Mitunter geht man zu Konzerten von Musikern, die seit Jahrzehnten auf den Bühnen dieser Welt stehen und denkt: Hoffentlich war das nicht das letzte Event. Ob nun Stones oder Lindenberg oder - wie am Samstagabend - Jürgen Kerth: Sie machen einfach Musik, immer weiter...

Konzert in der Kurzen Meile (Foto: nnz) Konzert in der Kurzen Meile (Foto: nnz)
Eigentlich hatte der Nordhäuser Jazzclub in seinem Programm für die mittlerweile legendären Konzerte in der Kurzen Meile die "Walter Mitty Bluesband" eingeplant. Doch die Erkrankung eines Musikers machte den Planern um Holger Gonska einen Strich durch ihre Rechnung.

Aber: sie fanden Ersatz, wobei das Wort Ersatz fast schon eine Beleidigung sein sollte. Denn unterm Zeltdach des Jazzclubs stand - begleitet von seinem Sohn Stefan (Bassgitarre) und dem Drummer Alexander Wicher (Schlagzeug) - kein Geringerer als Jürgen Kerth. Ich muss zugeben, der Blues ist nicht meine Musikrichtung Nummer 1, aber Jürgen Kerth? Der Mann aus Erfurt war und ist immer noch eine Nummer, wenn nicht immer noch die Nummer 1. Und zum ersten Mal seit den 1970er und 1980er Jahren hörte ich wieder Songs wie "Helmut" oder "Martha" oder "Geburtstag im Internat".

Das Jürgen Kerth Trio begeisterte (Foto: nnz) Das Jürgen Kerth Trio begeisterte (Foto: nnz)
Das Publikum war fasziniert von der Art und Weise, wie nicht nur die Musik spielerisch erarbeitet wurde, sondern wie einfühlsam und manchmal auch hart sie den Bogen zwischen den musikalischen Arbeitern und ihrem Publikum spannen konnte. Kerth, 1948 in Erfurt geboren, stand - mit einer klitzenkleinen Pause - von 19 Uhr bis kurz nach 22 Uhr in der Meile. Schon beim Einspielen musste er schmunzeln. Fürs Publikum (zu diesem Zeitpunkt die Mitglieder des Jazzclubs) gab es Volks- und Kinderlieder auf die Ohren: Von der kleinen weißen Friedenstaube bis Alle meine Entchen war alles dabei.

Dann aber zwei Stunden Blues vom Feinsten, die Kurze Meile "rammelvoll", das Publikum verzückt und begeistert. Bei einigen soll es auf der Haut gekribbelt haben.

Mit 74 immer noch ein Meister auf der Blues-Gitarre (Foto: nnz) Mit 74 immer noch ein Meister auf der Blues-Gitarre (Foto: nnz)
Fazit: Während auf der großen Bühne auf dem Petersberg der Herr Logan im Halbplayback die Massen begeisterte, gab es in der Meile musikalisches Handwerk vom Feinsten. Vorgetragen von drei Handwerksmeistern, wobei einer dann doch der Obermeister war. Es war einfach ein toller Ersatz. Danke auch an die Mitglieder des Jazzclubs. Und: macht mit der Ersatzplanung ruhig so weiter...
Peter-Stefan Greiner