Minister-Rettung am Rabensteiner Stolle

Retter in der Tiefe

Freitag
22.07.2022, 16:21 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Thüringens Innenminister Georg Maier machte heute dem Katastrophenschützern der Region seine Aufwartung. Unter anderem stand der Besuch einer Übung der Bergrettung an, bei der Maier ein tragende Rolle zu spielen hatte…

Rettung aus der Finsternis - am Rabensteiner Stollen wurde heute die Rettung unter Tage geprobt (Foto: agl) Rettung aus der Finsternis - am Rabensteiner Stollen wurde heute die Rettung unter Tage geprobt (Foto: agl)


Am frühen Nachmittag kamen die Berg- und Höhlenretter am Rabensteiner Stollen zusammen, eine der vielen Übungen stand auf dem Programm. Die Zahl der Einsätze der ehrenamtlichen Retter ist in Thüringen überschaubar, im Norden waren es im letzten Jahr gerade vier, aber gerade deswegen müsse man üben, üben und nochmals üben, damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt, erklärte Dr. André Hoy, der das Team der Nordthüringer Bergretter leitet.

„Im Grunde werden wir immer dann gerufen, wenn ein Unfallort mit normalen Mitteln nicht zu erreichen ist.“, erläutert Hoy. Häufig handele es sich um Personenunfälle in unwegsamen Gelände, oder Hilfeleistung wie im vergangenen Jahr bei Ellrich, als Hündin „Cleo“ aus in einem Erdfall geborgen werden konnte.

Dr. Hoy erklärte Organisation und Einsatzwesen bei der Bergrettung (Foto: agl) Dr. Hoy erklärte Organisation und Einsatzwesen bei der Bergrettung (Foto: agl)


Zuständig ist man auch für Unfälle aller Art unter der Erde, zumindest solange sich diese in natürlichen Höhlen zutragen. Eine entsprechende Fachgruppe gibt es innerhalb des Deutschen Roten Kreuzes für Thüringen seit 1998. In den sechs „Schauhöhlen“ des Freistaates müsse man eher selten eingreifen, problematischer seien die vielen Höhlen, die nicht für den Besucherverkehr freigegeben sind, berichtet Hoy. Rücken die Retter hier an, sind es entweder Personen die von Berufswegen unter Tage unterwegs waren oder Privatleute auf Abenteuersuche, die im Untergrund eigentlich nichts verloren haben.

Im Erdreich warten viele Gefahren und die Mehrzahl der Höhlen im Land sind nicht beräumt. Aus eben jenem Grund führte man die heutige Übung auch nicht in einer natürlichen Höhle sondern am Rabensteiner Stollen durch. Eigentlich wäre hier, wie bei allen Bergwerken, die Grubenwehr zuständig, aber um das heute zu rettende "Testobjekt" nicht zu sehr zu gefährden, entschied man sich für das Schaubergwerk. Als „Opfer“ und interessierter Teilnehmer bot sich Thüringens Innenminister Georg Maier an, der mit den Höhlenrettern einfuhr.

Overall statt Anzug und Krawatte - Georg Maier (Mitte) stellte sich heute als Testobjekt für die Höhlenretter zur Verfügung (Foto: agl) Overall statt Anzug und Krawatte - Georg Maier (Mitte) stellte sich heute als Testobjekt für die Höhlenretter zur Verfügung (Foto: agl)


Auch unter Tage halten sich die Einsatzzahlen in Grenzen, aber wenn etwas passiert, dann braucht man Spezialisten und besondere Ausrüstung. Die ließ sich der Innenminister praktisch vorführen. „Unter der Erde haben wir besondere Bedingungen, es herrschen nur sechs bis acht Grad, es ist nass, es ist dunkel und sobald man eimal drinnen ist, kann man nicht mehr funken.“, erläuterte Hoy. Die Thüringer greifen deswegen auf sogenannte „Grubentelefone“ zurück, die auch ohne Strom von Punkt zu Punkt nach dem Prinzip "Dosentelefon" funktionieren. Die restliche Ausrüstung besteht neben Helmen, Lampen und Overalls unter anderem aus mehreren hundert Metern Seil, Tragen, Schleifsäcken, einem einfachen Heizsystem aus norwegischen Beständen sowie einem simplen Campingzelt und Teelichtern. Dort wo Mutter Natur die normale Technik nicht ran lässt, muss man pragmatisch vorgehen, soviel scheint klar. Das dass alles den einen oder anderen Euro kostet, wollte man dem Innenminister bei der Gelegenheit nicht vorenthalten.

Der befindet sich dieser Tage ohnehin auf seiner „#RespektdenRettern-Tour“ und wollte in Nordhausen am Nachmittag rund 40 Katastrophenschutzmedaillen in Bronze und Silber an verdiente Einsatzkräfte übergeben, so er denn auch aus dem Stollen „gerettet“ wurde. Aber es ist wohl nicht das erste Mal, das sich Maier in die Hände der Bergrettung begeben hat, er habe „vollstes Vertrauen“, sprach der Innenminister und verschwand zusammen mit den Rettungskräften in der Dunkelheit. Man darf davon ausgehen, dass er wieder aufgetaucht ist.
Angelo Glashagel