Gewerkschaft und Parteien auf dem Rathausplatz

Hinaus zum 1. Mai

Sonntag
01.05.2022, 18:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Nach zwei Jahren konnte der Tag der Arbeit in Nordhausen heute wieder auf dem Rathausplatz öffentlich begangen werden. Angesichts der allgemeinen Weltlage hätte man ein paar mehr Gesichter erwarten können…

1. Mai auf dem Nordhäuser Rathausplatz (Foto: agl) 1. Mai auf dem Nordhäuser Rathausplatz (Foto: agl)


Krieg vor der eigenen Haustür, Energie- und Benzinpreise Jenseits von Gut und Böse, die Inflationsrate so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr, die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander - es gibt im Moment wirklich genug Gründe zum 1. Mai „hinaus zu gehen“. Der traditionelle „Arbeiterkampftag“ hat schon lange an Zugkraft verloren und dennoch wird die Tradition hoch gehalten, auch in Nordhausen.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte eingeladen und die „übliche Verdächtigen“ waren nach zwei Jahren Corona-Pause auch wieder gekommen: die IG Metall, Verdi, die Gewerkschaft der Polizei, Genossen der SPD und der Linken. Auch Vertreter der MLPD ließen sich nicht bitten. Ganz unter sich blieb man nicht, man hat schon dünner besuchte Maiveranstaltungen auf dem Rathaus gesehen, aber herausragend war der Auftakt nach der Pause mit Sicherheit nicht.

„Eigentlich müsste der Platz voll sein“, sagt Landrat Matthias Jendricke in seinem Grußwort Angesichts der allgemeine Lage. Da sind die gestiegenen Preise und die immer noch fragwürdige Lohngerechtigkeit und natürlich der Krieg. Das man den Arbeitnehmern bessere Löhne zahlen müsse, hätten einige Unternehmer erkannt, dennoch sei die Zeit des klassischen Arbeitskampfes nicht vorbei und gerade an diesem Tag müsse man zusammenstehen.



Einfluss auf den Ukrainekrieg könne man am ehesten aus einer Position der wirtschaftlichen Stärke nehmen, erklärte der Landrat, der Bevölkerung und der Wirtschaft dabei den Gashahn zuzudrehen sei kein guter Vorschlag. Sowohl die Arbeitnehmer wie auch die öffentliche Hand würden geschwächt, es gelte sich nicht selbst kaputt zu machen und mit Augenmaß durch die Krise zu gehen. Großer Dank gelte den vielen freiwilligen Helfern, die sich für ukrainische Flüchtlinge in den letzten Wochen engagiert haben, ein Hilfsbereitschaft in dieser Breite sei beim Thema Flucht und Migration ungewohnt, so Jendricke weiter. Rund 750 Geflüchtete befinden sich aktuell im Landkreis, darunter 210 Kinder und Jugendliche. Vor der Region stehe hier eine große Leistung, die man gemeinsam stemmen müsse.

Für den Deutschen Gewerkschaftsbund sprach Matthias Marquardt. Man stehe solidarisch zur Ukraine und hoffe, dass der Krieg so schnell wie möglich enden werde. Arbeitspolitisch könne man, trotz aller Schwierigkeiten, auch auf einige Erfolge verweisen. Das Nordhäuser Krankenhaus etwa wird nach vielen Jahren wieder nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes zahlen. Einmal mehr habe sich in der Pandemie gezeigt, dass die öffentliche Daseinsvorsorge auch in die öffentliche Hand gehöre und nicht Kapitalinteressen unterworfen werden dürfe.

Außerdem wird der Mindestlohn in diesem Jahr angehoben. Gerade den Beschäftigten im Mindestlohnsektor würde der höhere Mindestlohn helfen, dennoch müsse man darum kämpfen, dass mehr Menschen aus dem Niedriglohnbereich herauskämen und für die gleiche Bezahlung der Geschlechter kämpfen.