Diejenigen, bei denen einige Fäden der Koordination von Montagsspaziergängen in Nordhausen zusammenlaufen, die hatten angesichts der Witterung mit einer nachlassenden Resonanz der Spaziergänger gerechnet. Sie sollten sich getäuscht haben...
Am Bahnhof wurde umgekehrt (Foto: nnz)
Gottseidank gibt es in Nordhausen noch keine studentische Initiative namens "durchgezählt", die beständig bei Pegida in Sachsen zu kuriosen Teilnehmerzahlen kam. So muss sich der Berichterstatter in der Rolandstadt auf den eigenen Augenschein verlassen und auch mal die "Ordnungsmacht" befragen.
Summa summarum zogen knapp 500 Menschen vom Rathausplatz durch die Rautenstraße bis zum Bahnhof und wieder zurück. Es gab keine Sprechchöre auf die Ohren, keine Plakate auf die Augen, dafür Musik von Marius Müller-Westernhagen. "Freiheit". Vielleicht ist dies ein Motiv der Spaziergänger, die sich um einen - vielleicht auch nur winzigen - Teil ihrer persönlichen Freiheit "beraubt" fühlen. Beraubt durch das Gebilde, was sie gemeinhin als Staat und Politik bezeichnen.
Da waren nicht nur Ungeimpfte, Querdenker oder sogenannte Coronaleugner unterwegs, sondern man zog in Gruppen, vielleicht auch in Familien, mit Freunden, Großeltern, Kindern und Jugendlichen, Arbeitskollegen oder Nachbarn durch das abendliche Nordhausen. Viele hielten Kerzen in ihren Händen, manche hatte sich Sticker an Jacke und Mantel geheftet. Drauf zu sehen ein Smiley.
Rund 500 mögen es heute Abend gewesen sein, die durch Nordhausen spazierten (Foto: nnz)
Es war das Symbol dieses Abends: Lasst uns friedlich zeigen, dass man mit dem, was gerade in diesen Zeiten von vielen Menschen in diesem Land wahrgenommen wird, nicht so richtig einverstanden ist. Und die Polizei samt angeschlossenem Ordnungsamt? Die Frauen und Männer in Uniform begleiteten des Zug, sicherten Kreuzungen ab. Es blieb in Nordhausen wieder friedlich und irgendwer hatte auch noch Glühwein organisiert...
Peter-Stefan Greiner