Zur Geschichte von Harztor

Stammt Hermann der Cherusker aus Hermannsacker?

Sonnabend
11.12.2021, 11:59 Uhr
Autor
red
veröffentlicht unter:
"Die Gemeinde Harztor hat eine sagenhafte Vergangenheit, deren Geschichte schon im Mittelalter über 500 Jahre hinweg überregionale Ausstrahlung hatte", weiß unser Leser Tim Schäfer und entführte uns in die Geschichte...

Teil I
Das landschaftlich reizvolle Harztor steht zunächst einmal für eine der sagenreichsten Gegenden Deutschlands. Harztor bietet einen wahren Schmelztiegel der Überlieferung aus der Heimat im Südharz im Schatten uralter Reiche seit Menschengedenken. Ur- und frühgeschichtliche Bodenaltertümer - Burgen, auch Steinkreuze (Mühlberg) und alte Straßenzüge (Heidenstieg und Pfade)- sind wertvolle Bestandteile von Harztor, verleihen eine besondere Anziehungskraft.

Die alten Ortschaften aus der Ur- und Frühzeit sind hier sagenhaft, nicht nur über die alten Pfade, verwoben. Sehr weit zurück geht es in einigen Chroniken, sagenhaft! Auch auf Hermann den Cherusker (vgl. auch Martin Luther, in Kipper) wird zum heutigen Harztor ein Bezug hergestellt. Der berühmte Kriegsheld Arminius oder Hermann, der legendär für die Varusschlacht im Jahre 9 im Teutoburger Wald steht, sei demnach aus dem Südharz. Hermann sei der, der „insgemein Hertzog Hermann am Hartz genennet worden, auch nicht weit von diesem Schloß ein Dorf zu sehen, so Hermansacker heißet.“, schrieb auch Lesser in seiner Historie der Grafschaft Hohnstein, Band 5, 78r., S.38.

Verklärt wurden auch viele Geschichten aus bspw. dem Bergbau, alten Göttern und Rittern ( Harzungen). Einer Sage zu Osterode-Neustadt nach „beobachtete ein Hirte weißgekleidete Geister beim Kegelspiel. Sie beschenkten ihn mit dem Kegelkönig aus gediegenem Golde.“, (vgl. u.a. Pröhle 1868). Gesandte des Bonifacio (Klosters Fulda) kamen hier zu Rechten und gründeten im Prozess der Christianisierung bei Niedersachswerfen bspw. das Flecken Bischofsrode auf einer heidnischen Kultstätte. Glockenstein, St. Johanniskirche auf dem Johannisberg, am Fuße „Das Höfchen" und Johannismühle, erwähnt 1311 als ecclesia in Byschofrode (vgl. TLDA), gehörten dazu.

Auch im Fleglerkrieg wurde viele kleine Ortschaften hier endgültig zerstört, nur noch Geschichten von diesen Sehnsuchtsorten sind geblieben. Mythen ranken sich besonders um den vormals göttlichen Bielstein(e) bei Ilfeld, wonach sich sogar die ins Licht der Geschichte tretende Grafschaft zunächst benannte. Im Namen von Bonifacius soll eine Figur des göttlichen Biel letztlich zerstört worden sein. Es wird damit andererseits auch der Lauf der Gestirne (Sonne, Venus) verbunden, eine Art frühe Sternwarte? Bei Ilfeld gibt es wenige Reste der Harzburgen zu bestaunen, die womöglich Fluchtburgen waren. Spätestens seit dem Mittelalter sind die Geschehnisse der Orte zu Harztor eng miteinander verwurzelt. Im übrigen ist Harztor durchaus herausragend, was das mittelalterliche Reich und die Bedeutung sowie Dynamik der Grafschaft sowie insbesondere von Klerus und Bildung, dem Stift Ilfeld, angeht.

Harztor bietet ein Exempel für die Gestaltung einer feudalen Ordnung auf engem Raum, die über 500 Jahre hinweg teils überregionalen Einfluss ausübte. Im folgenden Teil II geht es u.a.um die Geschichte der Grafschaft Ilfeld-Honstein.
Tim Schäfer