Aus dem Kreisausschuss

Es wird weiter harte Maßnahmen geben

Montag
29.11.2021, 18:13 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Im Landkreis wütet das Virus wie noch nie und im Kreisausschuss kam man heute erstmals nicht nur mit Maske sondern auch unter „3G“ zusammen. Beherrschendes Thema bleibt die Corona-Pandemie und Besserung ist in diesem Jahr wohl nicht mehr in Sicht. Im Gegenteil…

Ein kurzer Lichtblick dann viel Schatten: wie immer eröffnete Landrat Jendricke heute die Sitzung des Kreisausschusses. Das Licht: am AKS feierte man heute die Grundsteinlegung, geht alles gut folgt das Richtfest im Juni des kommenden Jahres.

Der Schatten: Corona. Was sonst. Rund 2.000 Einwohner des Kreises befinden sich aktuell in Quarantäne, so viele wie noch nie. Die Folgen spüre man auch im Landratsamt, berichtet Jendricke, einige Kollegen hätten entsprechende Bescheide bekommen, häufig muss der Nachwuchs zu Hause bleiben und betreut werden. Im Gesundheitsamt kann die Kontaktnachverfolgung nicht mehr wie üblich gehandthabt werden, die Fälle sind einfach zu viele. Zuletzt hatte die Feuerwehr mit sechs Teams aushelfen müssen, um Anordnungen und Bescheide rechtzeitig zu den Betroffenen zu bringen. Die Kontaktnachverfolgung in den Schulen hat man an die Sektretariate deligiert.

Man sei jetzt in einer „Massenkulisse“ unterwegs und könne keine Recherchen in der Tiefe durchführen um Cluster zu erkennen und schnell zu isolieren, erläuterte Jendricke. „Früher hatten wir nach einem Abstrich um 11 Uhr ein Ergebnis am selben Tag um 19 Uhr und konnten am Abend Maßnahmen anordnen.“ Jetzt dauere es mitunter ein paar Tage bis zum PCR-Test und noch ein paar Tage bis Auswertung. In den Testzentren des Kreises laufen derweil rund 1.000 Schnelltests pro Tag durch. Allein am Sonntag kamen über vier Stunden 500 Testwillige, rund 20 Prozent davon zudem aus den Nachbarkreisen.

Geradezu sinnfrei sei im Moment der Versuch, sich nach fünf Tagen per PCR-Test aus der Quarantäne „freizutesten“. „Es ist jetzt wichtiger das man die Laborkapazitäten für die wichtigen Fälle frei hält, also positiv Getestete, Leute die Symptome zeigen und solche die nachweislich im engen Kontakt mit Infizierten standen“, sagt Jendricke. Viel Handhabe hat der Kreis allerdings nicht. Schnelltests für Unternehmen und den Einzelhandel zu beschaffen habe der Bund „wieder einmal verpasst“. Die „Marktknappheit“ führe jetzt zu „blanken Nerven“ bei den Unternehmen. Man erlebe das „blanke Chaos“, ähnlich wie zu Beginn der Pandemie. Für die Testbemühungen des Kreises hat man in Vorbereitung auf die kommenden Wochen zwei mal 20.000 Schnelltests über den Katastrophenschutz und die Service-Gesellschaft anschaffen können und hofft so bis Weihnachten das Testregime aufrecht erhalten zu können.

Nicht zuständig ist man für die Impfungen und die Gestaltung des Unterrichts. „Ginge es nach mir würde ich den Schulen sagen: bereitet in den nächsten zwei Wochen den digitalen Unterricht vor. Wir haben die nötigen Geräte jetzt also statten sie die Kinder leihweise damit aus die solche Möglichkeiten zu Hause nicht haben. Bereiten sie Aufgaben und Inhalte vor. Das wäre meine Strategie aber ich habe das nicht zu entscheiden.“, erklärte Jendricke. Mit einem rechtzeitigen Start in den Distanzunterricht könne man das Infektgeschehen stabilisieren, die weitere Ausbreitung eindämmen und so in den Ferien über den Peak kommen.

Er habe in letzter Zeit vermehrt von Menschen gehört, die zwar symptomatisch waren, in der Praxis aber abgewiesen und an das Gesundheitsamt verwiesen worden seien. Im PCR-Testzentrum leiste der Kreis jeden Tag seinen Beitrag, eigentlich zuständig seien aber die niedergelassenen Ärzte. Auch bei Schnelltests und symptomatischen Patienten seien die Hausärzte nicht das Gesundheitsamt die ersten Ansprechpartner. „Ich möchte das gar nicht als Kritik verstanden wissen, eher als ein wachrütteln. Wir müssen jetzt alle unseren Beitrag leisten und jeden Tag nachsteuern. Und es wird in den nächsten Wochen mit harten Maßnahmen weitergehen.“

Soviel zu Corona, weiter ging es mit der eigentliche Tagesordnung die sich aber überschaubar gestaltete. Für die Außenverschattung am, Verwaltungsgebäude in der Behringstraße fallen Mehrkosten an die aber über Haushaltsreste gedeckt werden können. Kostensteigerungen in der Pflege machen zudem Mehrausgaben im Bereich Hilfe zur Pflege nötig. Bereits im Vergleich zum Vorjahr hatte man mit 500.000 Euro mehr kalkuliert, nun muss man bis zum Jahresende noch einmal rund 260.000 Euro extra drauf packen. Viel zu rütteln gibt es daran nicht, die Preissteigerungen liegen in der Hand der Heimbetreiber und der Krankenkassen.
Angelo Glashagel