In Nordhausen versammeln sich 250 Menschen zum Spaziergang

„Frieden, Freiheit, keine Diktatur!“

Sonnabend
27.03.2021, 18:30 Uhr
Autor
osch
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Am Nachmittag trafen sich auf dem Bebelplatz mehr als 200 Menschen zu einem angemeldeten Spaziergang, um gegen die Einschränkungen ihrer Bürgerrechte im Zuge der Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Nach einem friedlichen Marsch durch die Innenstadt kam es am Ende noch zu Rangeleien mit der Polizei …

Über 250 Menschen demonstrierten heute für ihre Freiheitsrechte (Foto: oas) Über 250 Menschen demonstrierten heute für ihre Freiheitsrechte (Foto: oas)

Menschen aus allen Altersgruppen trafen sich heute Nachmittag auf dem Nordhäuser August-Bebel-Platz, um ihren Unmut über die Corona-Politik der Bundes- und Landesregierung zum Ausdruck zu bringen. „Für Selbstbestimmung, Einigkeit und Recht und Frieden“ war das ausgegebene Motto der Veranstaltung und einige Plakate wurden im Demonstrationszug mitgeführt. Die Organisatoren hatten die Versammlungsform eines „Spaziergangs“ gewählt, bei dem die Ordnungsbehörden nicht so strenge Auflagen verhängen können, wie es bei einer angemeldeten Demonstration gewesen wäre. Im vergangenen Jahr wurde eine Demonstration zum gleichen Thema schon vor ihrem Beginn wieder aufgelöst, weil die Teilnehmer sich nicht an die behördlichen Auflagen halten wollten. Diese Vorschriften gab es heute dementsprechend nicht zu beachten.

Folglich setzte sich die Gruppe der „Spaziergänger“ kurz nach 15 Uhr über die Töpferstraße in Richtung Rathaus in Bewegung; immer abgeschirmt von Polizeibeamten, die sich im Hintergrund hielten und den Passanten an den Kreuzungen mit diversen Einsatzwagen den Weg frei räumten. Ohne Zwischenstopp ging die Menschengruppe am Rathaus entlang zur Marktpassage und von dort ohne Komplikationen und Unterbrechungen zurück zum August-Bebel-Platz. Unterwegs skandierten die Teilnehmer Sprechchöre wie „Frieden, Freiheit, keine Diktatur!“ und „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Freiheit klaut“.

Zurück auf dem A.-Bebel-Platz sollte die Kundgebung beendet sein und die Polizei forderte die Menge auf, die Zusammenkunft aufzulösen. Ein Teil der Anwesenden wollte jedoch geschlossen weiter nach Nordhausen-Ost spazieren, was ihnen von den Einsatzkräften am Ausgang des Platzes an der Ecke zur Kützingstraße verwehrt wurde. Mehrere Ansprachen der Polizei verhallten ohne Reaktion der Demonstranten. Schließlich holten die Polizisten eine Frau aus der Menge und führten sie über die Straße zur Feststellung der Personalien. Daraufhin griff ein einzelner Mann die Einsatzkräfte an und wurde in der Folge fixiert und festgenommen. Weitere Eskalationen blieben trotz aufgeregter Stimmung unter den Wartenden aus und einige Minuten später zerstreute sich die Menge.

Nach Auflösung der Kundgebung kam es zu einer Festnahme (Foto: oas) Nach Auflösung der Kundgebung kam es zu einer Festnahme (Foto: oas)


An der gegenüberliegenden Ecke des Platzes kam es noch einmal zu einer kleineren Ansammlung und einer dreimaligen Ansprache der Polizei, dass die Versammlung durch die Versammlungsbehörden aufgelöst sei und bei weiterem Verharren auf dem Platz Ordnungsstrafverfahren wegen „unerlaubter Ansammlung“ eingeleitet würden. Die Betreffenden würden sich dann an einer „verbotenen Versammlung“ beteiligen, sagte der Sprecher. Kurz darauf gingen die Menschen friedlich und in kleinen Gruppen nach Hause.

Bereits am vergangenen Samstag hatten europaweit Kundgebungen gegen die Eindämmungsmaßnahmen und Lockdowns der Regierungen stattgefunden, allein in Kassel waren mehr als 20 000 Menschen zusammen gekommen. Für die Ostertage ist in ganz Deutschland mit weiteren Protesten zu rechnen. Ob es dann auch in Nordhausen einen „Osterspaziergang“ geben wird, ist zur Stunde noch nicht bekannt.
Olaf Schulze