BETRACHTET: LANDRATSWAHL

Wer steigt in den Ring?

Mittwoch
04.11.2020, 16:29 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Wir können ganz entspannt der Landratswahl im kommenden Jahr entgegenblicken. So spannend wie in Amerika wird es im Südharz nicht einmal im Ansatz. Trump gegen Biden heißt es in Übersee. Und hier? Gegen wen wird Matthias Jendricke, der Amtsinhaber, antreten – besser: Wer wird es wagen, sich ihm in den Weg zu stellen?

Jendricke bei der Kandidatenkür (Foto: nnz) Jendricke bei der Kandidatenkür (Foto: nnz)
Etwa die CDU, eine mitgliedstarke Partei? Die aber hebt die Hände, ergibt sich, feiner formuliert: streicht die Segel. Fehlt es an geeigneten Kandidaten? Keineswegs, meint CDU-Kreisvorsitzender Henry Pasenow. Die müssten allesamt aber noch mehr Erfahrungen sammeln. Sagt auch Rene Fullmann, Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten im Kreis, einer der in Frage kommenden jungen Kommunalpolitiker.

Außerdem, meint Pasenow, sei die Zusammenarbeit mit dem Landkreis konstruktiv, gemeinsam erreiche man Ziele. Warum, kann man schlussfolgern, da jemanden ins Rennen schicken, der gegen eine so starke Persönlichkeit wie Jendricke von vornherein unterlegen wäre? Henry Pasenow traut es sich selbst nicht zu, in den Ring zu steigen, obwohl er seinen Vorgänger, einem SPD-Mann, in der Wahl zum Bürgermeister der Stadt Ellrich hinter sich ließ. Diesmal wäre die Hürde ungleich höher.

Wie anderen CDU-Amtskollegen auch ist der Chefsessel als Bürgermeister eine sichere Option. Dennoch: CDU ohne Landratskandidaten? Ob das die Landes-CDU gerne so sieht? Obwohl: Nach einem „Abkommen“ mit der Landesregierung läuft es derzeit auch dort recht ordentlich. Klein beigeben wie hierzulande dürfte sie dennoch nicht – auch nicht gegen einen „übermächtigen“ Bodo Ramelow.

Matthias Jendricke gegen einen Linken Kandidaten? Die Linke wird am Stuhl des Amtsinhabers keinen Kratzer hinterlassen. FDP und Grüne? Zu schwach, um Jendricke weh zu tun. Bleibt als Option die AfD. Ich beurteile den Kreisvorsitzenden Jörg Prophet nicht nach dem Parteibuch. Ihn könnte ich mir als Verwaltungschef vorstellen. Wirtschaftlich fachkompetent, solide in seinem Auftreten, durchdacht und logisch nachvollziehbar, was er im Kreistag oder Stadtparlament einbringt. Allein Prophet ist Unternehmer, der fest im Wirtschaftsleben steht. Bleibt Vize Andreas Leupold. Ein Lehrer, hochintelligent. Für meine Begriffe müsste er noch Erfahrungen sammeln.

Es könnte dennoch auf einen Zweikampf hinauslaufen. Matthias Jendricke - es gab eine Zeit, da schien es, als ob er schon am Boden liege, das Ende seiner Kariere schien gekommen. Doch wie Phönix aus der Asche stieg der Mann empor. Mit einem unerschütterlichen Willen, ungebrochenem Selbstwertgefühl, gewandter Rhetorik und festem Stehvermögen erklomm er (wenn auch nicht den Gipfel des Olymps) die erste Position im Landkreis.

Matthias Jendricke ist ein Macher, dem es auch nicht an Ideen mangelt. Die Unterbringung der ihm aufgezwungnen hohen Zahl an Migranten managte er 2015 bravourös. Das nötigte ihm auch von CDU-Urgestein Egon Primas Respekt ab. Wie er sich für den Landkreis stark macht, sich um Fördergelder bemüht, Projekte anschob und zuwege brachte (nnz informierte) ist anzuerkennen. Ob man ihn nun mag oder nicht.

Wer wird sein Herausforderer? Auf Augenhöhe kommt für mich nur eine kompetente Person wie Jörg Prophet in Frage. Als Unternehmer wird er sich nicht stellen. Deshalb gehe ich jede Wette ein: Matthias Jendricke ist Landrat und wird es auch bleiben.
Kurt Frank