Ein großer Tag für das gesamte Eichsfeld

Sonntag
09.11.2014, 20:08 Uhr
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Teistungen ist zweifellos heute der Anziehungspunkt im Eichsfeld. Seit heute morgen strömen die Menschen an den ehemaligen Grenzübergang und feiern 25 Jahre Mauerfall....

Festgottesdienst (Foto: Ilka Kühn) Festgottesdienst (Foto: Ilka Kühn)


Mit einem gemeinsamen Gottesdienst zwischen Ost und West, Ober- und Untereichsfeld, begann der Vormittag im großen Festzelt auf dem Platz vor der Bildungsstätte. Das Zelt war bereits gut gefüllt, als das Bläserkorps der Jägerschaften Duderstadt und Worbis unter Leitung von Hans-Adolf Kurth begann. Das Bläserkorps gestaltete den Festgottesdienst 25 Jahre Mauerfall mit liturgischer Musik in der Fassung von R. Stief und erhielt sogar während der Messe Applaus.

Probst Bernd Galluschke aus Duderstadt und Probst Hartmut Gremler zelebrierten den Gottesdienst. Probst Gremler fragte gleich zu Beginn, wer alles die Nacht vor 25 Jahren hier verbracht habe. Als sich nicht allzuviele meldeten sagte er, das es sich doch ausdünne. Er sagte, wenn man den Mauerfall feiere darf man jedoch nicht vergessen, dass heute vor 76 Jahren die Reichsprogromnacht war und die Judenverfolgung begann. Deshalb sei es wichtig, vor allem auch am 9. November zu beten. Viele Gebete sind seitdem erhört worden. Was er jetzt auf thüringer Seite in puncto Landesregierung erlebe, sei auch Grund zu beten.

Die Predigt von Probst Galluschke begann ungewöhnlich für einen Gottesdienst, mit dem Song von den Scorpions "In the wind of change". Der Probst übersetzte einige Zeilen und sagte, dass dieses 1990 geschriebene Rockballade schnell die Hymne der Wende wurde. Das Lied gibt wie kein anderes die Stimmung der 80er Jahre wieder, es trifft den Nerv der Zeit, erklärte Probst Galluschke. Er spannte den Bogen der politischen Wendezeit bis hin zur Forderung nach kirchlicher Veränderung. Auch die Kirche muss wandlungsfähig sein, sagte er. Noch könnten beide Kirchen nicht gemeinsam die Eucharistie feiern, aber man arbeite daran, betonte der Probst. Er machte auch den Vorschlag, den 9. November künftig als Wallfahrtstag zu begehen. Beim Vater unser hielten sich die mehrere hundert Menschen an den Händen.

Nach dem Festgottesdienst füllte sich das Festzelt vor allem mit vielen Kindern. Sie freuten sich schon auf das Konzert mit dem Hamburger Liedermacher Rolf Zuckowski, der schon kurz nach der Wiedervereinigung erste Konzerte in der ehemaligen DDR gab. Er wurde heute unterstützt von einem Kinderchor aus dem Eichsfeld mit 100 Kindern aus verschiedenen Schulen, u.a. auch aus Großbodungen und von der Konrad-Hentrich-Grundschule Leinefelde.

Diesem tollen Konzert schloss sich der musikalische Familiennachmittag mit dem Lederhosenexpress an, der für tolle Stimmung im Zelt sorgte.

Eines war jedoch heute ganz anders als vor 25 Jahren. Damals strömten die Leute nur vom Osten in den Westen. Heute kamen gleichviel Leute aus West und Ost an den ehemaligen Grenzübergang. Viele hatten sich heute erstmals wiedergesehen.

Die Nacht ist noch lang in Teistungen. Jetzt beginnt das große Konzert mit City, dann ist Matthias Reim zu Gast. Nach Mitternacht kommt die Wanderung zur ehemaligen Grenze und ein großes Feuerwerk.