Beobachtungen im Dienste der Wissenschaft

Sonnabend
08.11.2014, 15:04 Uhr
Autor
red
veröffentlicht unter:
Als sich vor vielen Jahren Eichsfelder Ornithologen zum ersten Mal am Stausee Kelbra in der Goldenen Aue zu einer Exkursion trafen, ahnten sie nicht, dass es eine langjährige Tradition werden würde. In diesem Jahr hat sie Kurt Frank begleitet...

Über 30000 Kraniche registrierten die Vogelkundler.  (Foto: Manfred Hagemann) Über 30000 Kraniche registrierten die Vogelkundler. (Foto: Manfred Hagemann)
Es waren nicht nur die Kraniche, welche die Vogelkundler in ihren Bann zogen. Auch Saatgänse, Kiebitze, Reiher und Möven in großer Zahl brachten sie in ihre Ferngläser. Einmalig. Nirgendwo sonst hatten sie je eine derartige Vielfalt vor Augen. Man beschloss daher, sich in einem Jahr vor Ort wieder zu treffen.

Das war 1992. Seitdem ist es ein alljährlich wiederkehrendes Ritual, sich in der Vogelschutzstation Numburg für ein Wochenende einzufinden. Kürzlich reisten die Ornithologen erneut an. 14 Männer und zwei Frauen. Die Augen lachten, als sie vom Aussichtspunkt Badraer Schweiz über den Stausee mit den weitläufigen Wiesen schweiften.

Grandios für alle war der Einflug der Kraniche gegen Abend. Überwältigend die Begeisterung. Bis Mitternacht vernahmen die Naturfreunde die trompetenartigen Rufe in ihrer Übernachtungsstätte Numburg. Sie störten nicht. Im Gegenteil. Die Ornithologen empfanden sie als Begleitmusik zu ihrem romantischen Lagerfeuer.

Fredi Kohlstedt aus Thalwenden, Vorstandsmitglied der Eichsfelder Ornithologen, verstand sich vorzüglich als Grillmeister. Im Feuerschein fischte er eine Bratwurst nach der anderen und Steaks vom Rost. Das hob die Stimmung ungemein. Diverse Getränke taten ihr Übriges.

Als Gäste hießen die Eichsfelder Reinhard Karlen vom Naturschutzbund Duderstadt und Konstante Scheffler aus Mühlhausen willkommen. Und aus Nordhausen Karl Hofhans aus der Rautenstraße. Die Exkursion weckte sein Interesse. Jetzt kann er auch einen Kranich von einer Graugans im Flug unterscheiden.

Als erste Frau ist Claudia Trümper aus Siemerode im Vorstand aktiv. Man weiß ihr Talent bei der Organisation einer Reise zu schätzen. Zu einer Kaffeetafel der Fachgruppe gehört leckerer Kuchen. Auch hier zeigt sie, was sie drauf hat. Die Fachgruppe „Ornithologie Eichsfeld“, die gegenwärtig 41 Mitglieder zählt, gründete sich 1966. Eine eingeschworene Gemeinschaft. Zum 50-jährigen Jubiläum 2016 wird es eine Festschrift geben. Hans-Joachim Hartmann, der Vorsitzende, hielt im Vorjahr seinen 47. Jahresbericht.

Seit 1968 werden Wasservögel gezählt. Im Vorjahr an 20 Bächen mit einer Gesamtlänge von 148 Kilometern. Zu Buche standen 54 Arten mit 7931 Individuen. Über 1000 Exemplare versahen die Beringer mit einem Fußring als Kennung.

Während ihrer zweitägigen Exkursion registrierten die Mitglieder der Fachgruppe unter anderem etwa 34 000 Kraniche, 31 Nilgänse, 200 Kiebitze, 60 Höckerschwäne, 51 Silberreiher, zwei Weißstörche, 30 Rotmilane und als Attraktion Seeadler. Insgesamt 40 verschiedene Arten am, im und um den Stausee.

Die Männer und Frauen belassen es nicht beim Registrieren. Aktiver Vogelschutz ist ein besonderes Anliegen. Leo Hunold aus Worbis und Wilhelm Roth aus Heiligenstadt zimmern Nisthilfen. Für Eulen, Turmfalken, Mauersegler, Dohlen.

16 Nistkästen für die kleinen Rabenvögel und für Turmfalken befinden sich an der Altstädter Kirche in Heiligenstadt. Die für Mauersegler an Gebäuden in Leinefelde, Worbis und der Kreisstadt. Roth sorgte für die Brutnische eines Uhu-Pärchens in einem Steinbruch.

Die Arbeit der Eichsfelder Vogelkundler dient der Wissenschaft. Aus dem jeweiligen Jahresbericht schöpfen Naturschutzbehörden und Landschaftsplaner neue Erkenntnisse. Auch Vogelschutzwarten können ihn anfordern. Er informiert über einzelne Arten, ihr Vorkommen und über Schutzmaßnahmen.

Den Ornithologen aus dem Eichsfeld ist an einer besseren Zusammenarbeit mit der Nordhäuser Fachgruppe gelegen. Das könnte durch Erfahrungsaustausche oder gemeinsamen Exkursionen geschehen.
Kurt Frank