Jazzfrühling 2025

“Endlich” mal kein Jazz!

Sonnabend
21.06.2025, 15:00 Uhr
Autor
psg
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Am Freitagabend ging in der Nordhäuser “Jazzmangel” der diesjährige Nordhäuser Jazzfrühling zu Ende. Erlebnis 1: Es war ein furioses Finale. Erlebnis 2: Es war kein Jazz…

Kein Jazz in der Jazzmangel (Foto: nnz) Kein Jazz in der Jazzmangel (Foto: nnz)
Der diesjährige Jazzfrühling mit seinen zwölf musikalischen Angeboten war den Genres nach äußerst vielfältig. Da wurde experimentiert, gegroovt, in einem Zirkuszelt, mal als Solo, mal als Band gespielt, was die diversen Instrumente hergaben.

Ja, so muss das Jazzclub-Angebot schon sein. Doch kein Jazz zum Finale? Konnte das gut gehen? Die indirekte Antwort: Diejenigen, die gestern in der Mangel dabei waren, die werden noch heute - sollten sie die Augen schließen - von dem Erlebnis mit den drei Herren namens Wester, Nussbaumer und Maurenbrecher schwärmen.

Doch der Reihe nach: Richard Wester, der “Bläser” im Trio, der vermutlich auch aus einem beliebigen Holzstück Töne zaubern kann, übernahm für seine beiden Kollegen die Moderation des Abends und betonte: “Sie werden keinen Jazz hören, wir sind alle Singer-Songwriter.” So weit, so gut. So bestens.

Im “ersten Teil des ersten Teils” des Konzertes agieren Richard Wester und die “schwärzeste Stimme Österreichs”, der von Geburt an blinde George Nussbaumer. Wester spielte in seiner Karriere unter anderem zusammen mit Ulla Meinecke, BAP, Reinhard Mey oder Udo Lindenberg. Nussbaumer am E-Piano und Gesang - eine extravagante Mischung aus Gesang und Tastenbeherrschung - nahm übrigens für seine Heimatland Österreich 1996 am „Grand Prix Eurovision“ 1996 teil und belegte den 10. Platz. Das war übrigens für die Jüngeren unter den Lesern dieses Beitrags die Zeit, da auf der Grand Prix Bühne noch gesungen wurde. Bereits mit 11 Jahren habe er gewusst, dass er Musiker werden wolle, was ihn jedoch nicht vom Versuch abhalten sollte, Jahr für Jahr, wenn im Internat in der Schweiz Ferien waren, seinen Eltern die Befreiung vom damals verhassten Klavierunterricht abluchsen zu wollen, worüber die Familie (Mutter, Vater, drei Schwestern, zwei Brüder) heute noch lacht.

Im “zweiten Teil des ersten Konzertteils” (also vor der Pause) kam Manfred Maurenbrecher hinzu, setzte sich an das Klavier und erzählte musikalische Geschichten. Das war für das Publikum mehr als unterhaltend, es war inspirierend. Kurz um: einsame Klasse von einfach guten Musikern, die auch in der Pause nicht im “Back-Stage-Bereich” der Mangel verschwanden, sondern mit dem Publikum fröhlich plauderten. Gut, dass es auch das noch gibt.

Von links: Manfred Maurenbrecher. Richard Wester und George Nussbaumer (Foto: nnz) Von links: Manfred Maurenbrecher. Richard Wester und George Nussbaumer (Foto: nnz)
Im tatsächlichen zweiten Teil des Abends (also nach der Pause) stand das “Randy-Newmann-Projekt” im Zentrum des musikalischen Schaffens. Newmann deshalb, weil die drei - unabhängig voneinander - ihre Wertschätzung für den US-Amerikaner in ihrem musikalischen Herzen hatten und die Gemeinsamkeit per Zufall entdeckten. Dem Nordhäuser Publikum wurde der fünfte Teil des Projektes dargeboten. Wester in der Mitte der Bühne, Saxophone und Flöten spielend, rechts und links von ihm mit Stimme und Tasten Maurenbrecher und Nussbaumer. Herrlich, nachdenklich, amüsant - bis zum letzten Ton der letzten Zugabe. Ein würdiger Abschluss des diesjährigen Jazzfrühlings, der zudem neugierig macht auf das, was die Nordhäuser Jazzer noch in diesem Jahr zu bieten haben:

Da wäre zum Beispiel der diesjährige JazzRabazz im Theater im Anbau zu erwähnen. Am 15. November gleich mehrere Bands für die Gäste zur “Verfügung” und wollen Rabbatz machen. Holger Gonska und seinen Companions ist es gelungen, Götz Alsmann & Band zu verpflichten. “Trimalör” und “Jive Park” sorgen für die weiteren musikalischen Komponenten an diesem Abend. Karten für das Spektakel zum Preis von 67 Euro gibt es ab sofort ausschließlich an der Kasse des Nordhäuser Theaters.
Peter-Stefan Greiner