5. Sinfoniekonzert und 80 Jahre Befreiung
Wie kann man dem gerecht werden?
Dem 80. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau- Dora widmete das Theater Nordhausen eine Reihe an Veranstaltungen, deren Abschluss und Höhepunkt das 5. Sinfoniekonzert mit dem Loh-Orchester unter der Leitung von Daniel Spaw war...
Der aus Amerika stammende Dirigent ist einer der Kandidaten für die neu zu besetzende Stelle des Generalmusikdirektors in der kommenden Konzertsaison.
Ein leichter Einstieg war das für ihn und das Orchester wohl nicht, war doch das Motto des Konzertes ein sehr spezielles, ein sehr emotionsgeladenes. Die Situation erschwerte, dass nur eine Woche Probenzeit für das Konzert zur Verfügung stand. Orchester und Dirigent meisterten beides mit Bravour.
80 Jahre Befreiung zweier Konzentrationslager, die auch uns Nordhäusern nicht nur geographisch sehr nahe stehen – wie kann man einem solchen Thema in einem Konzert gerecht werden? Drei Werke, wie sie musikalisch unterschiedlicher wohl kaum sein konnten, und dennoch vereint im Inhalt, standen auf dem Programm und berührten das Publikum im voll besetzten Konzertsaal.
Der estnische Komponist Arvo Pärt (geb.1935) hatte wegen seines avantgardistischen Kompositionsstils unter der sowjetischen Kulturpolitik zu leiden, bis er schließlich seine Heimat verließ. Auch sein Werk Psalom für Streichorchester ist von religiösem Inhalt geprägt. Es ist zweistimmig komponiert, sehr ruhig. Es hat keine Entwicklung, keine Themenverarbeitung, sondern ist Meditation, Stillstand, Stille und Konzentration.
Das Orchester nahm diese Stimmung perfekt auf und gab sie an das Publikum weiter, die
Töne der Streicher verhallten geradezu am Ende des kurzen Stückes.
Viktor Ullmann (1898-1944), der Komponist des zweiten Werkes im Sinfoniekonzert, wurde auf Grund seiner jüdischen Abstammung in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Trotz unsäglicher Qualen, denen er dort ausgesetzt war, blieben sein
Lebensmut und – wille ungebrochen. Hier entstand auch das Melodram Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, in einer gekürzten Fassung des großen Gedichtes von Reiner Maria Rilke.
Viktor Ullmann unterlegte den Text mit Musik, und gemeinsam mit anderen Mitgefangenen kam das Werk auch dort zur Aufführung. Viktor Ullmann kam später in Auschwitz ums Leben. Die Aufführung im Theater Nordhausen war faszinierend und berührend zugleich.
Martina Gedeck als Sprecherin wusste die Texte mitreißend und gefühlvoll zu interpretieren, sie war eins mit ihrer Rolle, - auch ihr Kleid war der Situation angepasst dezent-.
Es gelang eine absolute Übereinstimmung von Text und Musik. Aber auch in der Umsetzung durch Dirigent, Musiker und Sprecherin blieben keine Wünsche offen. So war der anschließende lang anhaltende Beifall wohlverdient. Ein Mensch, der auch zeit seines Lebens zu kämpfen hatte, besonders gesundheitlich und finanziell, auch gesellschaftlich, war Ludwig van Beethoven.
Seine 5. Sinfonie heißt nicht umsonst im Untertitel Schicksalssinfonie. Auch er hat den Menschen mit Mitteln der Musik bewiesen, dass ein Sieg errungen werden kann. Sehr schlüssig, diese Sinfonie am Ende dieses besonderen Konzertes zu spielen.
Die Musiker, an diesem Abend konnte wieder Annegret Klenke als Konzertmeisterin begrüßt werden, und der Gastdirigent des Abends Daniel Spaw hatten sich längst gefunden.
Mit jugendlicher Frische, einem zum Teil recht mutigen Tempo (Fugenteil im 3. Satz), aber auch einem Hauch von Romantik leitete er das Loh- Orchester und begeisterte einmal mehr das Publikum. Dem jungen Dirigenten alles Gute, vielleicht sieht und hört man sich wieder?
Christel Laude
Der aus Amerika stammende Dirigent ist einer der Kandidaten für die neu zu besetzende Stelle des Generalmusikdirektors in der kommenden Konzertsaison.
Ein leichter Einstieg war das für ihn und das Orchester wohl nicht, war doch das Motto des Konzertes ein sehr spezielles, ein sehr emotionsgeladenes. Die Situation erschwerte, dass nur eine Woche Probenzeit für das Konzert zur Verfügung stand. Orchester und Dirigent meisterten beides mit Bravour.
80 Jahre Befreiung zweier Konzentrationslager, die auch uns Nordhäusern nicht nur geographisch sehr nahe stehen – wie kann man einem solchen Thema in einem Konzert gerecht werden? Drei Werke, wie sie musikalisch unterschiedlicher wohl kaum sein konnten, und dennoch vereint im Inhalt, standen auf dem Programm und berührten das Publikum im voll besetzten Konzertsaal.
Der estnische Komponist Arvo Pärt (geb.1935) hatte wegen seines avantgardistischen Kompositionsstils unter der sowjetischen Kulturpolitik zu leiden, bis er schließlich seine Heimat verließ. Auch sein Werk Psalom für Streichorchester ist von religiösem Inhalt geprägt. Es ist zweistimmig komponiert, sehr ruhig. Es hat keine Entwicklung, keine Themenverarbeitung, sondern ist Meditation, Stillstand, Stille und Konzentration.
Das Orchester nahm diese Stimmung perfekt auf und gab sie an das Publikum weiter, die
Töne der Streicher verhallten geradezu am Ende des kurzen Stückes.
Viktor Ullmann (1898-1944), der Komponist des zweiten Werkes im Sinfoniekonzert, wurde auf Grund seiner jüdischen Abstammung in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Trotz unsäglicher Qualen, denen er dort ausgesetzt war, blieben sein
Lebensmut und – wille ungebrochen. Hier entstand auch das Melodram Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, in einer gekürzten Fassung des großen Gedichtes von Reiner Maria Rilke.
Viktor Ullmann unterlegte den Text mit Musik, und gemeinsam mit anderen Mitgefangenen kam das Werk auch dort zur Aufführung. Viktor Ullmann kam später in Auschwitz ums Leben. Die Aufführung im Theater Nordhausen war faszinierend und berührend zugleich.
Martina Gedeck als Sprecherin wusste die Texte mitreißend und gefühlvoll zu interpretieren, sie war eins mit ihrer Rolle, - auch ihr Kleid war der Situation angepasst dezent-.
Es gelang eine absolute Übereinstimmung von Text und Musik. Aber auch in der Umsetzung durch Dirigent, Musiker und Sprecherin blieben keine Wünsche offen. So war der anschließende lang anhaltende Beifall wohlverdient. Ein Mensch, der auch zeit seines Lebens zu kämpfen hatte, besonders gesundheitlich und finanziell, auch gesellschaftlich, war Ludwig van Beethoven.
Seine 5. Sinfonie heißt nicht umsonst im Untertitel Schicksalssinfonie. Auch er hat den Menschen mit Mitteln der Musik bewiesen, dass ein Sieg errungen werden kann. Sehr schlüssig, diese Sinfonie am Ende dieses besonderen Konzertes zu spielen.
Die Musiker, an diesem Abend konnte wieder Annegret Klenke als Konzertmeisterin begrüßt werden, und der Gastdirigent des Abends Daniel Spaw hatten sich längst gefunden.
Mit jugendlicher Frische, einem zum Teil recht mutigen Tempo (Fugenteil im 3. Satz), aber auch einem Hauch von Romantik leitete er das Loh- Orchester und begeisterte einmal mehr das Publikum. Dem jungen Dirigenten alles Gute, vielleicht sieht und hört man sich wieder?
Christel Laude