Das 3. Sinfoniekonzert im Theater Nordhausen war ein besonderes. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verließen die Besucher des Konzertes den Theatersaal. Das weinende galt dem scheidenden Dirigenten Pavel Baleff, der mit diesem Konzert das Loh- Orchester zum letzten Mal als sein Generalmusikdirektor leitete...
Das lachende galt Pavel Baleff, der 3 Jahre lang sehr erfolgreich mit den Musikern gearbeitet, die Leistungsfähigkeit des Orchesters weiter gefördert und mit vielen prominenten Solisten, die als Gäste geladen waren, musiziert hat.
Er wurde vom Intendanten Daniel Klajner herzlich mit einer Flasche
Echter Nordhäuser Korn verabschiedet. Die Zusammenarbeit mit dem Orchester war ihm, wie er selbst sagte, immer eine Freude. Das Publikum konnte es spüren und hören. So auch in diesem, seinem letzten Konzert.
Im Mittelpunkt stand das Violinkonzert von Johannes Brahms. Es war in Zusammenarbeit mit dem damaligen Stargeiger Joseph Joachim entstanden und galt wegen seiner hohen technischen Ansprüche und Schwierigkeiten seinerzeit als unspielbar.
In der bulgarischen Geigerin Albena Danailowa fand Baleff eine Musikerin, die diesen hohen Ansprüchen gewachsen war. Sie wurde 1974 in Sofia geboren und hatte interessanterweise vor ihrer erfolgreichen Musikerlaufbahn schon die einer Eiskunstläuferin. Heute ist sie Konzertmeisterin der Wiener Philharmoniker, die erste Frau in dieser Funktion in der Geschichte dieses traditionsreichen Orchesters.
Nach einem längeren Vorspiel setzte die Violine im 1. Satz ein. Es war sofort eine Übereinstimmung von Orchester und Solistin zu spüren. Sie umspielte das Orchester virtuos, tauchte ein, oder dominierte, spielte gemeinsam mit Orchesterinstrumenten in perfekter Abstimmung. Eine lange, sehr anspruchsvolle Kadenz, die Kadenz nach Joachim, mit Doppelgriffen und Trillern, aber auch sanften Passagen, erzeugte eine Spannung, die das Publikum fast den Atem anhalten ließ. Wen wundert es da, dass am Ende des Satzes spontan Beifall gespendet wurde.
3. Sinfoniekonzert im Theater (Foto: Christel Laude)
Der abschließende Beifall, ein wahrer Sturm der Begeisterung mit Bravorufen, folgte aber schließlich erst nach dem ruhigen 2. und dem 3. Satz. Im Hauptthema des letzten Satzes, einem Rondo, schlug der GMD ein immenses Tempo an, die Musiker, einschließlich Solistin, nahmen es auf und führten das Werk zu einem fulminanten Ende. Dieses musikalische Highlight wurde eingerahmt von zwei nicht weniger hörenswerten Orchesterwerken zweier russischer Komponisten.
Andrei Pawlowitsch Petrow wurde 1930 in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, geboren, gest. 2006. Er studierte Komposition und schuf Musikwerke in allen Stilrichtungen, besonders erfolgreich war er mit Filmmusiken. Aber auch seine Ballettmusiken wurden aufgeführt und waren beliebt. Es bestand seinerzeit auch großes Interesse an neuen Inhalten für Ballette, und so entstand nach Bildern des französischen Karikaturisten Jean Effel der Zyklus
Die Erschaffung der Welt den Petrow vertonte.
Die Suite Nr. 3, eine Musik zum Tanzen komponiert, fand auch im Sinfoniekonzert in Nordhausen großen Anklang. Ein Freund des Komponisten war Dmitri Schostakowitsch, und so war es folgerichtig, dass das Konzert mit dessen 6. Sinfonie endete. Nach langsamer Einleitung im 1. Satz, einem munter, tänzerischen 2. folgt schließlich ein fröhlicher, unbeschwerter Ausklang. Homogener Orchesterklang mit vielen Soli, etwa der Piccoloflöte, der Oboe, Bassklarinette u. a. als freudige Einwürfe führte letztlich zu einem farbenfrohen Ende. Pavel Baleff hatte bis zum letzten Ton alles mit Bravour in seinen Händen.
Ein Dankeschön an dieser Stelle auch von den Zuhörern und Hörerinnen an ihn für die vielen unvergesslichen Stunden bei anspruchsvollen, aber auch entspannten Konzerterlebnissen. Alles Gute für den GMD, vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen bei einem Gastspiel.
Christel Laude