Zum traditionellen Neujahrsempfang lud die Nordhäuser Kreissparkasse heute in das Theater im Anbau. Man blickte auf ein Jahr voller Herausforderungen zurück, das man aber trotz allem positiv abschließen konnte. Der Ausblick in das neue Jahr fällt aber nicht rosig aus...
Die Sparkasse lud am Abend zu ihrem Neujahrsempfang in das Theater im Anbau (Foto: agl)
Die Begrüßung übernahmen Landrat Matthias Jendricke und der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse, Thomas Seeber. Vor der ersten ordentlichen Rede gab Ersterer schon einen kurzen Einblick auf das, was das Fazit sein sollte: trotz aller Unsicherheiten habe die Sparkasse im vergangenen Jahr gut dagestanden, wie ein "Fels in der Brandung", so Landrat Jendricke. Die Menschen der Region hielten dem Haus die Treue und auch die Unternehmerschaft wickle ihre Geschäfte im Vertrauen und guter Zusammenarbeit weiter vielfach über die Sparkasse ab.
Es war am Vorsitzenden Seeber weiter auszuholen und der blickte zunächst einmal zurück auf die Prognosen, die man vor einem Jahr abgegeben hatte. Mageres Wachstum hatte Seeber dem Land im Januar 2024 vorhergesagt, am Ende war es ein Minus. Der Stillstand hat sich zur Wirtschaftskrise entwickelt, drei Jahre ohne Wachstum gab es in der Geschichte des Landes noch nicht, sagt Seeber heute. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen stieg im vergangen Jahr an und soll weiter steigen, die Aussichten für 2025 sind gemeinhin eher trübe.
Hohe Kosten für Energie, Arbeit und Material belasten die Wirtschaft, die Bürokratie tut ihr übriges. Die Weltlage hemmt die Exporte, die politische Unsicherheit die Investitionen im Land. Man stehe vor anspruchsvollen Herausforderungen und werde Optimismus brauchen, um gut ins neue Jahr zu gehen, sagt Seeber.
Die Begrüßung der zahlreich erschienen Gäste übernahmen der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse, Thomas Seeber und Landrat Matthias Jendricke (Foto: agl)
Woher den Optimismus nehmen? Es gibt auch Lichtblicke, meint der Sparkassenchef, mehr als die Hälfte der Unternehmer im Land glaube, dass ihre Firmen gut auf den Wandel vorbereitet seien. Zuversicht entsteht im Kleinen, dort wo man selber wirken kann. Blicken wir von der Weite in die Region und zur Kreissparkasse, sehen wir das die Auswirkungen zwar spürbar waren, wir aber trotzdem mit einer positiven Bilanz aus dem Geschäftsjahr gehen.
Rund 97 Millionen Euro Kredite vergab das Haus im vergangenen Jahr und der Kreditbestand ist mit einem Plus von vier Millionen Euro zwar nicht ganz so kräftig gewachsen wie im Vorjahr, bewegt sich aber weiter in die richtige Richtung. Einen leichten Rückgang hatte man bei den Unternehmenskrediten zu verzeichnen. Finanziert werden vor allem Immobilienkäufe, Neubau findet hingegen faktisch kaum noch statt. Auch an Modernisierungsdarlehen besteht keine Nachfrage, wobei gerade das für die regionale Bauindustrie und den Klimaschutz wichtig wäre., führte Seeber aus. Die Einlagen beliefen sich auf rund 1,12 Milliarden Euro, auch hier ein leichter Rückgang, der Trend zur Anlage in Wertpapiere sei hingegen ungebrochen. Wenig verwunderlich, ist doch der DAX, den Sorgen der Realwirtschaft zum Trotz, im letzten Jahr um beachtliche 19 Prozent gewachsen und wurde von seinem amerikanischen Pedant dem Dow Jones, mit einem Plus von 23 Prozent noch überflügelt.
Für die Musik sorgte die Truppe Ladytaxi, die zwar aus Berlin kommt, mit Frontfrau und Neustädterin Dr. Uta Sophie Halbritter aber Südharzer Wurzeln hat. (Foto: agl)
Im Versicherungsgeschäft kann man ebenfalls auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken, rund 10.000 Kunden betreut die Sparkasse hier, gefragt war vor allem Bausparen um unangenehme Zinsüberraschungen zu vermeiden. Der Bestand der Girokonten wuchs um 1.800 Neuzugänge, der Marktanteil der Kreissparkasse von 56 Prozent habe sich gefestigt.
Auf dem ersten Platz
Seeber dankte allen Kollegen und Mitarbeitern, die im Kundengeschäft und im Hintergrund ihren Job machten und ein Dank erging auch an die Kundschaft. Die ist laut einer Befragung im ganzen Sparkassenverbund Hessen-Thüringen in 97 Prozent der Fälle sehr zufrieden mit ihrer Sparkasse, was den Nordhäusern den ersten Platz im Gesamtvergleich gebracht hat.
Sparkassenchef Seeber will mit Optimismus in das neue Jahr gehen (Foto: agl)
Das man lokal fest verankert ist, sei Teil des Erfolges, sagt Seeber, Schlagkraft gebe aber auch die Sparkassen-Finanzgruppe, die Großfamilie der deutschen Sparkassen. Kooperation und dezentrale Aufstellung passten zum Land und seiner Wirtschaft, zudem sei man so auch eng mit den Gemeinden und Kommunen verbunden. Im gesellschaftlichen Geflecht sind die Sparkassen mehr als nur Geldhäuser und übten auch eine bürgerschaftliche Verantwortung aus. An Spenden, Sponsoring, Siftungsausschüttungen, Kultur, Kunst und Musik ließ man es auch in 2024 nicht mangeln. Im Moment wirbt man für die Vereinsinitiative, für die bereits 73 Bewerbungen aus dem ganzen Landkreis eingegangen sind.
Zum Abschluss verlegte sich Seeber in Erinnerung an die Europameisterschaft sich auf Fußballmetaphern. Im Moment sehe es für die Wirtschaft nach einem Ausscheiden in der Vorrunde aus, Teamgeist, neue Taktiken und ein Trainerwechsel nach der Bundestagswahl könnten aber für das neue Jahr durchaus noch die nötigen Impulse bringen. Wie sich das Team Deutschland im Großen und die Nordhäuser Sparkasse im Kleinen geschlagen hat, sehen wir dann in einem guten Jahr.
Angelo Glashagel