Drei anspruchsvolle Orchesterwerke standen auf dem Programm des 2. Sinfoniekonzertes im Theater Nordhausen. Es musizierte das Loh-Orchester unter der bewährten Leitung von GMD Pavel Balev...
Loh-Orchester (Foto: C.laude)
Als Gast des Abends konnte das Publikum im sehr gut besuchten Haus Annegret Klenke, Leiterin des renommierten Klenke-Qartetts, als 1. Konzertmeisterin, begrüßen.
Germaine Tailleferre (1892-1983), Komponistin des ersten Werkes, hatte einst, wie viele andere Komponistinnen, unter der Dominanz ihrer männlichen Kollegen zu leiden. Dennoch konnte sie sich als einziges weibliches Mitglied der Group des Six, einer Vereinigung von Komponisten in Paris, behaupten, sogar Preise gewinnen, und ihre Werke wurden erfolgreich aufgeführt.
Ihre Ouvertüre (1931) ist ein interessantes, quirliches Stück in moderner Harmonik. Es erklang in Nordhausen zum ersten Mal (nach Sondershausen) mit anerkennendem Beifall. Auch der böhmisch-mährische Komponist Bohuslav Martinu (1890-1959) fühlte sich vom Pariser Musikleben angezogen, verknüpfte seine Musik mit heimatlichen Klängen, auch mit Jazz, und fand so seinen eigenen Stil. Das widerspiegelt u.a. sein Schach dem König, Jazzballett in einem Akt. Nicht eine Schachpartie soll musikalisch nachgezeichnet werden, sondern eine frei erfundene Handlung mit verschiedenen Schachfiguren und Spielführern bestimmen den musikalischen Verlauf. Die Musik ist fröhlich, stellt hohe Ansprüche an einzelne Instrumentalisten, besonders die Trompete. Klangeffekte werden bestimmten Figuren zugeordnet, zum Beispiel wird der Läufer durch das Xylophon verklanglicht, die Türme mit einem majestätischen Thema durch das gesamte Orchester dargestellt, Kastagnetten führen nach Spanien u.a.
Um die Orientierung nicht zu verlieren, gab der Dirigent stellenweise eine verbale Unterstützung.
Die Partie ist zu Ende, die Figuren verlassen das Schachbrett, die Musik wird leise, die Instrumente beenden ihr Spielen. Nur die Piccoloflöte ist noch zu hören.
Wer ist wohl der Letzte?
Im 2. Teil des Konzertes, gewissermaßen als Abschluss und Höhepunkt, erklang die große C-Dur-Sinfonie von Franz Schubert (1797-1828).
Mit dieser Sinfonie rückt Schubert ganz in die Nähe der Dramatik Beethovens und damit erfüllt sich, leider nur postum, einer der sehnlichsten Wünsche als Komponist: der Musik Beethovens nahe, wenn nicht sogar gleich, zu kommen.
Schubert war als Liederkomponist anerkannt und hoch geschätzt, einen, seinen Platz in der Reihe der Sinfoniker traute man ihm aber wohl nicht so richtig zu.
Die Uraufführung seiner Sinfonie fand erst 1839 im Gewandhaus Leipzig unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy statt, nachdem Robert Schumann die Partitur unter anderen Notenblättern entdeckt hatte.
Das Publikum im Theater Nordhausen kam aber in den Genuss einer exzellenten Aufführung der Sinfonie.
Mit einem majestätischen langsamen Thema, zunächst gespielt von Hörnern, dann übernommen von Klarinette und Oboe und schließlich gefühlvoll weitergeführt von den Streichern, begann das Werk. Bereits hier sind leise Anklänge an Beethovens Freudenmelodie zu hören. Nach einer dynamischen Steigerung mit, neben anderen, herausragenden Posaunen, endet der Satz mit dem Anfangsthema. Im 2. Satz beeindruckt die Oboe, die im gesamten Satz dominiert. Der 3. Satz, ein Scherzo, gibt die Möglichkeit zum Kraft schöpfen für das große Finale, das Pavel Balev grandios mit seinen Musikern gestaltete. Seine exakte, einfühlsame Dirigierweise, seine Ausstrahlung, das Zusammenspiel von Dirigent und jedem einzelnen Musiker werden lange nachwirken, der anschließende lang anhaltende, stürmische Beifall war wohlverdient.
Christel Laude