In Nordhausen trifft sich diese Woche die deutsche Bibliothekarszunft um aus den eigenen Reihen die zu ehren, die sich durch besonderes Engagement hervorgetan haben. Den ersten Streich führte heute der Thüringer Bibliotheksverband, morgen steht dann der Gastgeber selber im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit
Als sich die Thüringer in Nordhausen für die Verleihung des 29. Bibliothekspreises ankündigten, wusste noch niemand, dass die Stadtbibliothek Rudolf Hagelstange den Titel Bibilothek des Jahres erhalten würde. Umso schöner dass beide Ehrungen nun auf die gleiche Woche fallen: heute wurde der Thüringer Preis verliehen, morgen erhält das Nordhäuser Haus die Ehrung des Bundes.
Die Verleihung der Thüringer Auszeichnung stand heute unter dem Dachbegriff Demokratie und wird über den Tag durch mehrere Vorträge aus verschiedenen Bereichen begleitet. Das Motto habe man nicht unter politischen Gesichtspunkten gewählt, erläuterte die stellvertretende Vorsitzende des Thüringer Bibliotheksverbandes, Milena Pfafferot von der Universitätsbibliothek Ilmenau. Für viele hier ist das Thema allen voran ein gesellschaftliches und soziales, kein immanent politisches. Wir verstehen uns als Der Ort für Alle, sagt Pfafferot. Niedrigschwelliger und kostenfreier Zugang zu Informationen und Medien aller Art, ein Ort den eigenen Horizont zu erweitern, ein Ort überhaupt erst einmal das Lesen zu lernen und zu schätzen, ein Ort sich kritisch mit dem Zeitgeschehen auseinanderzusetzen oder um sich in andere Welten hineinzufinden - all das ist Bibliothek.
Die Vergabe des Thüringer Bibliothekspreises sei dabei auch eine Art der Wertschätzung und Anerkennung für das was die Institution Bibliothek und ihre Mitarbeiter für die Gesellschaft leisten, sekundierte Staatssekretärin Tina Beer in ihrem Grußwort. Thüringen weise aufgrund seiner ländlichen Prägung einige Besonderheiten auf, gerade die kleineren Häuser hätten sich zu häufig zu gesellschaftlichen Treffpunkten entwickelt und böten Bildung für alle Altersklassen. Die Bibliothekarinnen und Bibliothekare seien dabei auch Brückenbauer und Inklusionsvermittler.
Verleihung des 29. Thüringer Bibliothekspreises (Foto: agl)
Der Preis wird seit 2003 in Zusammenarbeit mit der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen vergeben und zeichnet Bibliotheken aus, die sich durch innovative und beispielhafte Projekte auszeichnen.
Einer der beiden Förderpreise ging in diesem Jahr an die
Stadtbibliothek Brüder Grimm aus Heiligenstadt. Hier hat man die eigenen vier Wände verlassen und sich mit der Heiligenstädter Puppenkiste zusammengetan, um Literatur und Lesefreude mit den Mitteln des Theaters auch mobil zu vermitteln.
Der zweite Förderpreis erhielt die
Stadtbibliothek Triptis, eines jener kleinen Häuser, wie es sie in Thüringen viele gibt. In Triptis hat man sich jüngst besonders viel Mühe gegeben, die Bibliothek kindgerecht umzugestalten und hat sich als fester Baustein des kulturellen Lebens etabliert, der sich insbesondere durch die Leserförderung für Kinder und Jugendliche im ländlichen Raum auszeichnet.
Der Hauptpreis geht derweil nach Jena, zur
Ernst-Abbe-Bücherei. In der Lichtstadt habe das Haus besondere Strahlkraft entfaltet, sagte der Geschäftsführer der Sparkassenkulturstiftung, Matthias Haupt. Man habe mit der Neugestaltung der Bibliothek Raum und Funktion geschaffen, die neue Konzepte und Angebote ermöglichen, auch im digitalen Bereich.
Mit der Preisvergabe war der Reigen indes noch nicht beendet, bis in den Nachmittag hinein stehen diverse Vorträge auf dem Programm. Morgen Nachmittag folgt dann der zweite Streich: die Nordhäuser Bibliothek erhält ihre Ehrung als Bibliothek des Jahres.
Angelo Glashagel