Lyrik und Musik im Schloss Heringen

„Die kleine Welt, das Weltchen, braucht eine Tür“

Sonnabend
02.11.2024, 14:35 Uhr
Autor
red
veröffentlicht unter:
Ins Schloss in Heringen lädt der Förderverein der Dicterstätte Sarah Kirsch Mitte November ein. Diesen Nachmittag widmet die Kulturmanagerin Christine Stauch der Poesie ungarischer Dichterinnen und Dichter...

Die Übersetzungsleistungen der Dichterin Orsolya Kalasz, mit deren Gedicht „Schwellen“ der Titel des Programms verbunden ist, erhalten eine besondere Aufmerksamkeit, stellt dieses literarische Wirken eine fundamentale Basis für den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Ungarn dar.

Musiker der Band „The String Company“ aus Erfurt, Lev Guzman (Bratsche) und Ljubo Mitrović (Akkordeon) werden mit traditionellen und klassischen Klängen ungarischen Flair versprühen.

Im Anschluss an das musikalisch-literarische Programm wird zu Kaffee und Kuchen eingeladen, womit Raum für die Möglichkeit gegeben ist, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich über das Erlebte auszutauschen.

Zum lyrischen Programm / Die Dichterin und Übersetzerin Orsolya Kalász
Das lyrische Programm enthält eine Auswahl an übersetzter ungarischer Dichtung, aus einer Vielzahl von Gedichtbänden, die vorwiegend in den letzten Jahren veröffentlicht wurden. Die Entstehungszeit der Gedichte reicht bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurück - wie die von Endre Ady (*1877 / †1919) oder die von Attila József (*1905 / †1937).

Aber auch zeitgenössische ungarische Dichtung bereichert die Lyrikauswahl, wie Gedichte von Anna T. Szabó (*1972), von Kamilla Vida (*1997), von Dénes Krusovszky (*1982) und Tamás Jónás (*1973).

Vorwiegend aber ist Lyrik von Dichter*Innen ausgewählt, deren Werk von der Mitte des letzten Jahrhunderts bis in die Gegenwart reicht. Dazu zählen Gedichte wie die von Zsolt Szolnoki Csanya (*1962), Sandor Csoóri (*1930 / †2016), Kovács József Hontalan (*1950), István Kemény (*1961), József Rigó (*1966), György Petri (*1943 / †2000), Ágnes Rapai (*1952) und Desző Tandori (*1938 / †2019).

Der Dichterin Orsolya Kalász (*1964) gebührt in dieser Veranstaltung besondere Aufmerksamkeit. Aus ihrem Gedicht „Schwellen“, das im umfassenden online-Lyrikarchiv www.lyrikline.org veröffentlicht ist, hat sich das Programms seinen Titel entliehen.

Orsolya Kalász ist im Jahr 2017 für ihren Gedichtband “Das Eine“ mit dem Peter-Huchel Preis ausgezeichnet worden. In der Laudatio heißt es: „Bei Orsolya Kalász kommt das Staunen, das am Anfang aller Poesie steht, zu seinem Recht: In einer offenen, fragenden, dem Fremden sich aussetzenden Poetik tastet sich ihr Band „Das Eine“ durch das Labyrinth des Erkennens, Benennens und Verwandelns von Welt.“ / 2

Aber nicht nur ihre Dichtung gibt Anlaß Orsolya Kalász zu würdigen. Es sind im Zusammenhang mit der Veranstaltung vor allem ihre zahlreichen Übersetzungen incl. ihre literaturwissenschaftlichen Einordnungen, mit denen sie ungarische Lyrik im deutschsprachigen Raum erlebbar werden lässt. In der Laudation zur Preisverleihung heißt es dazu: „Insbesondere in ihrer Tätigkeit als Übersetzerin macht sie sich verdient, um den Austausch zwischen ungarischer und deutscher Literatur.“

Hervorgehoben soll an dieser Stelle auch das Engagement von Gudrun Brzoska für die ungarische Literatur. Sie hat auf Grundlage ihrer privaten Sammlung zu ungarischer Literatur ein Lexikon veröffentlicht, das ausschließlich „Schriftstellerinnen mit ungarischen Wurzeln“ gewidmet und im Jahr 2010 erschienen ist. Darin ist u.a. über die Dichterin und Übersetzerin Orsolya Kalász zu lesen: „Augenfällig ist ihr Bestreben, Fremdsein zwischen Menschen, Sprache und Gefühlen mit poetischen Möglichkeiten zu ergründen und zu überbrücken.“

Im Jahr 2021 ist Orsolya Kalász zusammen mit der deutschen Dichterin Monika Rinck zudem mit dem 9. Literaturpreis für Poesie und Übersetzung geehrt worden. Wie bedeutungsvoll ihr literarisches Tätigsein für Übersetzungen ist, bestätigt die Aussage in der Laudatio für diesen Preis: „... Kaum auszumessen, wie wichtig der Einsatz dieser beiden Vermittlerinnen für die Rezeption, wie der ungarischen Gegenwartslyrik in Deutschland in den letzten Jahrzehnten war. … Zweistimmig haben sie all diesen Autor*Innen eine Stimme gegeben und einhellig haben sie das jeweils Unverwechselbare darin hörbar gemacht. …“

Die Entstehung des lyrischen Programm ist mit dankbaren inhaltlichen Impulsen durch das ungarische Kulturinstitut aus Stuttgart und durch das collegium hungaricum aus Berlin verbunden.

Zum musikalischen Programm
Als Mitglieder von „The String Company“ aus Erfurt, schöpfen die Musiker Lev Guzman (Bratsche) und Ljubo Mitrović (Akkordeon) nicht nur aus dem genreübergreifenden Repertoire dieser Band von Klezmer, Gispsy Swing bis zu Celtic Folk und Jazz.

Speziell für das ungarisch-lyrische Programm werden klassische Kompositionen bekannter ungarischer Komponisten wie von Bela Barók und von Franz Liszt zu hören sein. Aber auch traditionell ungarische Rhythmen schenken der Lyrik einen heimatlichen Boden – schenken dem Programm einen ganz eigenen ungarischen Charme.