Tipps von Vier Pfoten

Wie kommen Igel durch die kalte Winterzeit?

Mittwoch
16.10.2024, 18:25 Uhr
Autor
emw
veröffentlicht unter:
In unberührter Landschaft mit viel Grasland, Hecken und Sträuchern finden Igel auch im Herbst reichlich Nahrung und Unterschlupf. Durch die Eingriffe des Menschen in die Natur halten sich Igel jedoch immer häufiger in Siedlungsbereichen auf, die wenig Futter und Versteckmöglichkeiten bieten...

In einer Igelburg kommen Igel gut durch die kalte Jahreszeit (Foto: Vier Pfoten) In einer Igelburg kommen Igel gut durch die kalte Jahreszeit (Foto: Vier Pfoten)


„Wer den stacheligen Besuchern etwas Gutes tun will, kann seinen Garten jetzt im Herbst igelfreundlich gestalten und die Tiere bei der Futtersuche unterstützen“, sagt Eva Lindenschmidt, Diplom-Biologin und Wildtierexpertin bei TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN und gibt Tipps für den richtigen Umgang mit Igeln.

Die geeignete Futterstelle
Während der Wintermonate halten Igel Winterschlaf. Herztätigkeit, Atmung und Körpertemperatur werden dabei stark reduziert. Fettpolster, die sich die Tiere bis zum Herbst angefressen haben, dienen als Energiereserven. „Wer im Herbst in der Dämmerung ein solches Tier auf Nahrungssuche im Garten entdeckt, kann zur Unterstützung eine Futterstelle einrichten. Hierfür eignet sich z.B. Nassfutter für Katzen oder Hunde, angebratenes, ungewürztes Hackfleisch oder Rührei. Es ist darauf zu achten, dass die Futterstelle vor Katzen geschützt ist, beispielsweise in einem Igelfutterhaus mit verwinkeltem Eingang, und sauber gehalten wird, um die Übertragung von Krankheiten zu vermeiden“, erklärt Eva Lindenschmidt, Diplom-Biologin und Wildtierexpertin bei TIERART.



Vorsicht: Igel sind laktoseintolerant
„Keinesfalls darf man Igeln Milch anbieten. Sie sind von Natur aus laktoseintolerant und bekommen von Milch Verdauungsprobleme und Durchfall, der sogar zum Tod führen kann. Viel besser ist es, ihnen Wasser in einer flachen Schale zu reichen“, ergänzt die Expertin.

Tagaktivität – ein Alarmzeichen
Igel sind dämmerungs- und nachtaktiv. Kranke Tiere fallen durch zielloses Umherlaufen am Tage, Befall durch Parasiten oder apathisches Verhalten auf. „Solche Tiere haben ohne Hilfe keine Chance, den Winter zu überstehen und gehören in fachkundige Hände, um entsprechend behandelt und ggf. über den Winter in menschlicher Obhut untergebracht werden zu können. Am besten kontaktiert man in solch einem Fall direkt die nächstgelegene Wildtierstation“, so die Diplom-Biologin.

Igelburg und Co. – so wird der Garten igelfreundlich
In grobmaschigen Drahtzäunen können sich die Tiere leicht verfangen. Ideal sind Umzäunungen aus Hecken. Im Garten selbst sollte es Gebüsch, Laub- oder Reisighaufen geben; sie bieten den Tieren die Möglichkeit, Überwinterungsquartiere anzulegen. „Das Errichten einer Igelburg im eigenen Garten ist auch ohne besondere handwerkliche Fähigkeiten möglich und das benötigte Material meist ohnehin vorhanden. Besonders wichtig ist die Wahl des richtigen Standortes.

Die Igelburg sollte niemals in einer Senke errichtet werden, in der sich Wasser sammeln kann, sondern idealerweise auf etwas erhöhtem Terrain unter Sträuchern in einem ruhigen und möglichst wind- und wettergeschützten Bereich des Gartens. Um den zukünftigen Bewohner vor Kälte und Feuchtigkeit zu schützen, legt man den Boden mit ein paar Steinen, Sand oder Holzbrettern aus und bedeckt die Fläche mit etwas trockenem Laub. Der Igel wird seine Behausung später selbst mit weiteren Materialien auspolstern.

Darüber baut man aus einigen stabileren Ästen eine etwa kniehohe Kuppel, so dass ein Hohlraum entsteht. Auf das Grundgerüst werden nun weitere, dünnere Äste aufgelegt, die mit einer dicken Schicht Laub bedeckt werden. Zum Schluss schichtet man nochmal einige dünnere und dickere Äste darüber, damit das Laub nicht weggeweht wird und die Igelburg stabil und wetterfest wird. Selbstverständlich sollte man nicht vergessen, einen kleinen Zugang für den Igel freizulassen.

Das fertige Quartier sollte eine Grundfläche von etwa 1,5m x 1,5m haben und 1m hoch sein. Der Hohlraum darin sollte etwa 50cm Durchmesser aufweisen. Wer die Igelburg nicht dauerhaft im Garten stehen lassen möchte, sollte sie dennoch keinesfalls im zeitigen Frühjahr entfernen, da sich der Igel bis März/April im Winterschlaf befindet", empfiehlt die VIER PFOTEN Expertin.