Hochschule verabschiedet Professorin Dannewitz

Eine Pionierin geht in den Ruhestand

Montag
14.10.2024, 11:04 Uhr
Autor
red
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Nach einem außergewöhnlichen Werdegang und mehr als ein viertel Jahrhundert engagierter Lehr- und Forschungstätigkeit an der Hochschule Nordhausen verabschiedet sich Prof. Dr.-Ing. Sylvia Dannewitz in den wohlverdienten Ruhestand...

Sie war die erste Professorin der damals neu gegründeten Fachhochschule Nordhausen, wo sie seit dem 1. März 1999 ihre Expertise in der Umwelt- und Recyclingtechnik einbrachte und generationsweise Studierende prägte.

Von der Verfahrenstechnik zur Professorin
Ursprünglich wollte Sylvia Dannewitz Sportlehrerin werden, doch das Leben führte sie in eine andere Richtung: Aus gesundheitlichen Gründen musste sie sich umorientieren und begann ein Studium der Verfahrenstechnik mit Spezialisierung auf die Aufbereitung mineralischer Rohstoffe an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg. Diese Entscheidung erwies sich als wegweisend. Besonders prägend war ein praktisches Jahr im Zinnerzbergbau Altenberg, das ihr die Begeisterung für die Aufbereitungstechnik eröffnete.

 Prof. Dr.-Ing. Sylvia Dannewitz und Hochschulpräsident Prof. Dr. Jörg Wagner bei der Übergabe der Abschiedsurkunde. Ein bewegender Moment nach über zwei Jahrzehnten wegweisender Lehr- und Forschungstätigkeit an der Hochschule Nordhausen (Foto: Katrin Mönch) Prof. Dr.-Ing. Sylvia Dannewitz und Hochschulpräsident Prof. Dr. Jörg Wagner bei der Übergabe der Abschiedsurkunde. Ein bewegender Moment nach über zwei Jahrzehnten wegweisender Lehr- und Forschungstätigkeit an der Hochschule Nordhausen (Foto: Katrin Mönch)


Nach ihrer Promotion 1993 im Bereich Aufbereitungstechnik an der TU Freiberg führte sie ihr Weg in die Forschung – auch über die Grenzen der DDR hinaus. Forschungsaufenthalte an der TU Clausthal legten den Grundstein für eine langjährige Kooperation, die bis heute Bestand hat. „Netzwerk ist das Zauberwort und die wichtigste Grundlage erfolgreichen Lehrens und Forschens“, betont Sylvia Dannewitz.

Ein Leben für die Forschung
Mit einem unermüdlichen Forschergeist hat Professorin Dannewitz nicht nur Studierende begeistert, sondern auch knapp 4 Millionen Euro an Forschungsgeldern für die Hochschule eingeworben. Die intensivsten Forschungsjahre hat Professorin Dannewitz gemeinsam mit Professor Jürgen Poerschke bestritten. Ihre Forschungsarbeiten, insbesondere zur repräsentativen Probenahme von Abfällen und dem Recycling von Leichtverpackungen, setzten neue Maßstäbe und führten zu bedeutenden Innovationen. Eine Silbermedaille auf der Nürnberger Erfindermesse für die Entwicklung der Pressbohrmethode und die Normung neuer Verfahren sind nur einige ihrer Erfolge.

Weitere erfolgreiche Forschungsthemen folgten mit der Entwicklung von Apparaten zum Recycling von Leichtverpackungen. Unterstützt durch ein tolles Forschungsteam, konnten beide Professoren gemeinsam ein nationales sowie internationales Netzwerk zum Thema Recycling aufbauen. Dies führte letztendlich auch zur erfolgreichen Bewerbung im Bundeswettbewerb Zwanzig20 im Jahr 2013 mit dem ersten 1 Millionen-Projekt für die Nordhäuser Hochschule. Dieses Projekt „Recycling 2.0 – die Wertstoffwende“ war ein bedeutender Meilenstein und schließlich die Basis für das nunmehr gegründete Thüringer Innovationszentrum Wertstoffe. Abfall als Rohstofflieferant und Recycling als wichtigster Baustein zu mehr Ressourceneffizienz bieten unzählige Fragestellungen, die es auch zukünftig in Lehre als auch Forschung zu beantworten gilt.

Als beliebte Diskussionsplattform diente seit 2008 der stets gut besuchte Nordhäuser Sekundärrohstoffworkshop.

Besonders stolz ist Sylvia Dannewitz auch auf ihre Tätigkeit als Leiterin eines Studiengangs für arbeitssuchende Akademiker mit Migrationshintergrund aus Europa, Afrika, Asien und Amerika. Unter ihrer Führung qualifizierten sich Erwachsene aus aller Welt erfolgreich im Bereich der Recycling- und Umwelttechnik und starteten anschließend eine erfolgreiche berufliche Laufbahn. Darüber hinaus kooperierte Sylvia Dannewitz eng mit der Universität Hebei in China.

Was bleibt und was vermisst wird
Auf die Frage, was sie an ihrer Tätigkeit am meisten vermissen werde, antwortet Sylvia Dannewitz: „Die Arbeit mit jungen Menschen werde ich wohl sehr vermissen, denn genau diese hat mich selbst jung gehalten.“ Mit einem Lächeln fügt sie hinzu, dass die Tätigkeit als Hochschulprofessorin zwar sehr erfüllend, aber auch fordernd sei. Ihre Entscheidung zur vorzeitigen Pensionierung fiel nach einer überstandenen schweren Erkrankung – ein Schritt, der ihr nicht leicht fiel.

Ein Abschied voller Zuversicht und Weitblick
Zum Abschied hat Professorin Dannewitz eine Botschaft für die Hochschulgemeinschaft Nordhausen: „Wer Neues schaffen will, muss sich verändern. Diese Veränderung beginnt im eigenen Kopf. Wer aufhört zu lernen und seine Grundsätze zu hinterfragen, den überrollt irgendwann die Zeit.“ Sie wünscht der Hochschule von Herzen, dass sie die Herausforderungen der Zukunft meistert und sich kontinuierlich weiterentwickelt.

Mit ihrem visionären Denken und ihrer unermüdlichen Tatkraft hinterlässt Prof. Dr.-Ing. Sylvia Dannewitz einen bleibenden Eindruck und ein wertvolles Erbe, das weit über die Mauern der Hochschule hinaus reicht. Die Hochschule Nordhausen verliert eine herausragende Persönlichkeit, gewinnt jedoch das Vermächtnis einer Pionierin, deren Werk noch viele Jahre nachhallen wird.

Wir wünschen ihr für ihren neuen Lebensabschnitt alles erdenklich Gute!
Hochschule Nordhausen