Erhöhtes Unfall-Risiko im Herbst:

Sonniges Herbstwetter für Motorradfahrer oft trügerisch

Sonntag
13.10.2024, 14:50 Uhr
Autor
red
veröffentlicht unter:
Im Oktober warten viele Motorradfahrer auf ein günstiges Zeitfenster, um sich und ihrer Maschine noch einen krönenden Saisonabschluss zu gönnen. Die vielleicht letzten sonnigen Tage bei trockenen Fahrbahnen locken viele Biker zu einer abschließenden Runde vor der Winterpause...

Häufig wird dabei das immer mitfahrende Risiko eines Unfalls unterschätzt: Neben äußeren Faktoren wie der im Herbst oft tiefstehenden Sonne, kaltem Asphalt sowie mit Splitt oder Laub verschmutzten Fahrbahnen tragen oftmals auch Fehleinschätzungen anderer Verkehrsteilnehmer zum erhöhten Unfallrisiko bei. Unfallexperte Achmed Leser vom TÜV Thüringen ruft daher auch Autofahrer zu besonnener Fahrweise und gegenseitiger Rücksichtnahme auf.

Gemessen an der Verkehrsbeteiligung nehmen die Unfallzahlen mit Motorrad-Beteiligung gerade im Spätsommer und Herbst wieder deutlich zu. „Motorradfahrer müssen sich besonders jetzt auf wechselhafte Fahrbahnbedingungen einstellen“, meint Unfallexperte Achmed Leser vom TÜV Thüringen. „Fahrbahnverschmutzungen durch Erntefahrzeuge oder Laub können nicht nur in Verbindung mit Taubildung auf dem Asphalt schnell gefährlich werden, auch Splitt zählt immer wieder zu den äußeren Sturzeinflüssen motorisierter Zweiradfahrer“, so Leser.

„Schönes Wetter kann jetzt manchmal trügerisch sein, denn die Fahrbahntemperaturen sind im Herbst oft wesentlich niedriger als die Lufttemperatur. Dadurch kann der Reifen keinen optimalen Grip aufbauen, was sich unmittelbar auf das Fahrverhalten der Maschine auswirkt. Gerade bei schneller Kurvenfahrt ist ein Wegrutschen im Herbst leider keine Seltenheit. Besonders in schattigen Waldpassagen muss auch mit feuchten Fahrbahnstellen gerechnet werden“, warnt Achmed Leser. Hier kommen auch die in modernen Motorrädern verbauten elektronischen Fahr- und Assistenzsysteme an ihre Grenzen, schließlich können auch sie die Fahrphysik nicht überlisten. „Wer zu schnell in eine Kurve fährt, riskiert im schlimmsten Fall einen Sturz oder gerät auf die Gegenfahrbahn“, gibt Achmed Leser zu bedenken.

Das Risiko eines tödlichen Unfalls ist für Motorradfahrer nach wie vor um ein Vielfaches höher als für Pkw-Insassen: Von den insgesamt 2.839 Personen, die 2023 bei Straßenverkehrsunfällen tödlich verletzt wurden, kam fast jeder Fünfte (19,4 Prozent oder 550 Personen) auf einem Kraftrad ums Leben. Allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres verloren bereits 179 Menschen auf Krafträdern ihr Leben, das waren acht mehr als im Vorjahreszeitraum. Unter den 97 (+14,1 Prozent) im Jahr 2023 in Thüringen im Straßenverkehr getöteten Personen waren 16 als Fahrer von motorisierten Zweirädern unterwegs. Unfallexperte Achmed Leser mahnt daher zu mehr gegenseitiger Rücksichtnahme. „Gerade an den Wochenenden sind Motorradfahrer vermehrt unterwegs. Bei tiefstehender Sonne können die Zweiräder auch wegen ihrer schmalen Silhouette leicht von anderen Verkehrsteilnehmern übersehen werden. Viele Autofahrer unterschätzen außerdem Entfernung, Geschwindigkeit und Beschleunigungsvermögen eines Motorrades. Leider gibt es aber auch immer wieder Motorradfahrer, die sich nicht an die Geschwindigkeitslimits halten oder äußerst riskant überholen“, weist Achmed Leser auf die häufigsten Fehler hin.