Sozialkaufhaus in Nordhausen eröffnet

Das Geld ist doch bei allen knapp

Mittwoch
25.09.2024, 14:26 Uhr
Autor
red
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Vom Sofa bis zum T-Shirt - in der Rothenburgstraße in Nordhausen hat Anfang des Monats das „Sozialkaufhaus“ eröffnet. Das Ziel: über Spenden Waren für den Alltagsgebrauch zu erschwinglichen Preisen anbieten, ohne dabei „typisch Trödel“ zu sein…

Isabell Blume hatt Anfang des Monats in Nordhausen ihr "Sozialkaufhaus" eröffnet (Foto: agl) Isabell Blume hatt Anfang des Monats in Nordhausen ihr "Sozialkaufhaus" eröffnet (Foto: agl)


Isabell Blume ist neu in Nordhausen. Anfang des Monats hat die Sangerhäuserin in der Rothenburgstraße ihr „Sozialkaufhaus“ eröffnet. Die alte Heimat ist nicht weit und das Ambiente samt Platzangebot haben am Ende den Ausschlag gegeben, sagt die Unternehmerin mit sozialer Ader. Vereint in einem großen Raum findet sich seitdem alles Erdenkliche, von Kleidung und Porzellan, zu Möbeln, Spielzeug, Snowboard und Skiern bis zur Bratpfanne und Kinderbett. Das Angebot soll erschwinglich sein, auch für den kleinen Geldbeutel, sagt Blume, das Shirt geht für einen Euro über die Theke, die Pfanne für fünf, für größere Sachen wie Möbel muss man natürlich auch hier etwas tiefer in die Tasche greifen.

„Ich bin da eigentlich in die Fußstapfen meines Sohnes getreten, der leider nicht mehr unter uns weilt. Er hat eine sehr soziale Ader gehabt und sich schon im Studium um Leute gekümmert, die Hilfe nötig hatten, wobei er selber immer eher minimalistisch gelebt hat.“, erzählt Isabell Blume. Sie wisse selber wie es sei, mit wenig auskommen zu müssen und so sei die Idee zum Sozialkaufhaus geboren worden, die sie in Sangerhausen mit einer Freundin schon in kleinerem Maßstab ausprobieren konnte. „Die Preise heute sind mitunter utopisch, alles kostet immer viel, aber ich denke, es sollte sich jeder mal etwas leisten können“.

Einen ersten Schwung an Waren hat sie selber finanziert, manch schönes Stück taucht beim Entrümpeln von Wohnungen und bei Umzügen auf und mitunter wird auch eine längere Fahrtstrecke in Kauf genommen, wenn sich etwas besonderes ergattern lässt, die meisten Sachen kommen aber von den Kunden selber, als Sachspenden. „Wir hatten bisher eine ganz gute Resonanz auch wenn wir hier unten etwas ab vom Schuss liegen. Und wer einmal da war, der kommt oft auch wieder. Nicht unbedingt um etwas zu kaufen, sondern um etwas abzugeben, das man selber nicht mehr braucht.“ Auf solche Spenden sei man angewiesen, nehme aber auch nicht alles, erzählt die Kaufhauschefin. Rustikale Großmöbel aus Großmutters Zeiten wird man bei ihr nicht finden, alles was reinkommt ist sorgfältig ausgewählt und wurde ordentlich gereinigt. „Den alten, muffigen Geruch vom klassischen Trödelmarkt mag ich selber überhaupt nicht, ich will und hoffe eigentlich, dass wir das ganze hier etwas moderner hinbekommen, eben nicht „typisch Trödel“. Neben modernerem Angebot bedeutet das vor allem: Auftritt und Erreichbarkeit im Netz und digitale Zahlungsmöglichkeiten, von der Karte bis zu PayPal und Co.

Einkaufen kann grundsätzlich jeder. In Sangerhausen habe man angefangen, die günstigen Waren nach Vorlage von Nachweisen nur an Arbeitslosengeldempfänger zu verkaufen. „Uns sind dann recht schnell arme Rentner begegnet, die kaum mehr und manchmal weniger im Portemonnaie hatten. Den ursprünglichen Ansatz haben wir dann schnell aufgegeben. Hier kann und darf jetzt jeder einkaufen, das Geld ist schließlich bei allen knapp“, erzählt Blume.

Geöffnet hat das „Sozialkaufhaus“ in der Rothenburgstraße 17 Montag bis Freitag von 09.30 Uhr bis 17 Uhr. Im Moment steht Frau Blume noch alleine hinter dem Tresen, für die kommende Woche wird aber schon personelle Verstärkung erwartet. Läuft die Sache gut, sei auch eine Außenstelle alleine für die Kleidung denkbar, dann vielleicht näher an der Innenstadt, so sich denn passende und erschwingliche Räumlichkeiten finden lassen.
Angelo Glashagel