Abt Johannes von Nordhausen

Die 32 Klosterregeln der Prämonstratenser

Sonnabend
21.09.2024, 13:02 Uhr
Autor
red
veröffentlicht unter:
Im 13. Jahrhundert entwickelte sich das neue Marienkloster der Prämonstratenser in Ilfeld und bot ein Hospital für Arme und Kranke. Doch was gibt es zum Kloster, die 32 Klosterregeln selbst und dem Leben der Klosterbrüder zu erfahren, lesen Sie hier…

Das Marienkloster Ilfeld der Prämonstratenser, heute befindet sich die Neanderklinik Ilfeld auf einem großen Teil des ehem. Klostergeländes, entwickelte sich als neues Kloster ab ca. 1190 nicht nur zu einem Verwaltungssitz über einen Zikarienbezirk der Prämonstratenser, sondern wurde ein regionales Zentrum.

32 Prämonstratenser Regeln
Wenn wir hierarchisch einen Blick auf die Struktur werfen, ist da zunächst die oberste Kirche, die visitationspflichtig war. Ein Generalkapitel sollte i.d.R jährlich die wesentlichen Fragen des Ordens klären und bestimmen. Es handelte sich um die obere Instanz. Sonst war der Abt vor Ort der zu ehrende Vater der Klosterbrüder. Dieser wiederum hatte einen Vaterabt, der sozusagen in allen Fragen assistierte. Ein Abt wurde, wohlvorbereitet und begleitet durch einen Beirat gewählt.

Es existierten im Marienkloster Ilfeld 32 Regeln, die die grundsätzlichen Fragen Gebete, e.c., ergänzten. Die Regeln galten privilegiert im Inneren als auch außerhalb des Ordens. So durfte bspw. kein Fleisch genossen werden, Haustiere waren nicht erlaubt. Ein Bischof sollte nur im Rahmen der Regeln beherbergt und gleich wie die Klosterbrüder verköstigt werden. Die beiden beigefügten grafischen Übersichten bilden solche Regeln ab.

Der Klosterbruder Johannes Caputh überlieferte (ca. 1290) uns, dass ein Abt Vromold sehr bescheiden nach den Ordensregeln lebte. Auf Reisen bis nach Rom begnügte er sich nur mit einem Diener und ritt immer nur in Riemenschuhen.

Johannes von Nordhausen als Abt des Ilfelder Marienklosters

Zum Abt Johannes von Gottes Geduld (eig. Johannes von Nordhausen) berichtet Caputh detailliert. Er hat ihn offenbar direkt wirkend erlebt, als gelehrten, befähigten Mann, der alle seine Korrespondenz selbst diktierte. Das klösterliche Leben förderte er unter eigenem, hohem Einsatz, auch die übrigen Stundengebete nahm er stetig wahr. Die Horen der Heiligen Jungfrau Maria, die seinerzeit nur mangelhaft gesungen wurden, ließ er genau und deutlich lesen. Nach dem Tode eines Klosterbruders ließ Abt Johannes von Nordhausen 30 Messen, hintereinander, nach dem Beispiel des Heiligen Gregor lesen und 7 Tage lang die Primen in den Vigilien aufschlagen. Die Bücherei im Kloster Ilfeld war sehr bedeutend und erneuert, ältere Bestandteile der Büchereis sind in die Nordhäuser Kreuz-Kirche seinerzeit gegeben worden.

Das Ilfelder Marienkloster war bereits gut ausgestattet, die Klosterkirche mit allen Glocken versehen, die zur Messe Maria geläutet worden sind. Sonst auch waren die Mönchsitze vorhanden, ein Hochaltar, eine Orgel, sogar eine Grafenwohnung, daneben ein Gefängnis, ein Torweg, Stallungen, Winter- Sommerrefektorium waren bereits etabliert. Die Grafenwohnung diente offenbar als klösterlicher Ruhesitz für die alten, Ihr Ende erwartenden Mitglieder der Grafenfamilie von Hohnstein. Das Refektorium kann heute vereinfacht als Speisesaal beschrieben werden.

Mönch Johannes Caputh berichtet uns auch, dass der Honsteiner Graf Heinrich, ein Sohn des Elger II von Honstein, oft die Lesestunden der Klosterbrüder im Kreuzgang des Marienklosters störte. Denn mit seiner Entourage, Rittern und Hunden kam er hier durch, um offenbar Krankenbesuche in der Informary durchzuführen. Nun, wir können heute nur vage vermuten, wer im Inneren des Klosters gepflegt wurde. Vielleicht aber ein Mitglied der gräflichen Familie, verletzte oder kranke Burgmanen oder Ritter, Geistliche, verdiente Lehrer des Grafen Heinrich, ein krankes Familienmitglied?
Tim Schäfer

Quelle: Ilfelder Regesten, u.a. Bericht des Mönchs Johannes Caputh