Mordsharz im Tabakspeicher

Das Feuer schwelt bis heute

Sonntag
15.09.2024, 16:21 Uhr
Autor
red
veröffentlicht unter:
Im Jahr 1970 gab es einen Brandanschlag auf ein jüdisches Altenheim in München, der damals politisch hohe Wellen schlug. Sieben Menschen kamen dabei zu Tode, darunter zwei KZ-Überlebende. Diesen Anschlag hat sich Christof Weigold in seinem neuen Krimi „Das brennende Gewissen“ vorgenommen...

Die Polizei wertete die Tat als Mordanschlag, vermutete zunächst Rechtsextreme oder Palästinenser als Täter, es wurden dann allerdings einige Beweismittel vernichtet, so dass der Fall auch nach einer Wiederaufnahme vor zehn Jahren nicht aufgeklärt werden konnte.

Weigold garniert die Tat von damals mit dem Brief einer älteren Dame an den Fallanalytiker Felix Petry, in dem sie behauptet, sie wisse, wer die Täter waren. Bevor Petry sie allerdings sprechen kann, wird die Zeugin ermordet, so dass der Profiler es nun gemeinsam mit einer Kollegin von der Mordkommission es nun mit zwei Fällen zu tun hat.

Christof Weigold liest beim "Mordsharz" in Nordhausen (Foto: Christian Dolle) Christof Weigold liest beim "Mordsharz" in Nordhausen (Foto: Christian Dolle)


Christof Weigold war 2018 der erste Gewinner des „Harzer Hammer“ des Mordsharz-Festivals. Die Jury überzeugte er damals mit seinem Roman „Der Mann, der nicht mitspielt“, der in den goldenen 1920ern in Hollywood angesiedelt ist. Es folgten noch weitere Bände mit Privatdetektiv Hardy Engel, bevor der Autor sich nun mit Felix Petry einer neuen Figur zuwendet.
Petry ist in einer Kommune aufgewachsen, kennt seinen Vater nicht, nur den neuen Lebensgefährten seiner Mutter, der ein jüdisches Restaurant betreibt. Diese persönliche Lebensgeschichte holt ihn dann auch immer wieder ein, wenn er versucht, Licht in die Geschehnisse damals in den 70ern zu bringen. Er taucht ab und die deutsche Geschichte, in Konflikte zwischen Rechten und Linken, zwischen Palästinensern und Israelis und innerhalb einer Polizei, die politisch nicht zu viel Staub aufwirbeln will.

Besonders deutlich dabei wird immer wieder, dass die Probleme der Vergangenheit, letztlich seit dem Dritten Reich in unserer Gesellschaft immer wieder an die Oberfläche kamen, in vielerlei Hinsicht bis heute nicht ausreichend beleuchtet wurden. Das macht diesen Roman auch zu einer Art Bestandsaufnahme deutscher Befindlichkeiten und erklärt einige Brände, die gesellschaftlich bis heute schwelen und sich immer wieder entzünden.

Trotzdem bleibt „Das brennende Gewissen“ immer ein Krimi, folgt immer den Ermittlungen Petrys und ist stringent erzählt. Hinzu kommt ein gutes Gespür für die Figuren, insbesondere die Althippies, die in ihrer Kiffer-WG offenbar heute noch der Zeit damals hinterhertrauern, sind plastisch und in vielem auch sehr eindringlich beschrieben. Das gilt auch für die Hauptfigur Petry und Kommissarin Alina Schmidt, die sich anfangs erst einmal angiften, aber eben dennoch zusammenarbeiten müssen, um den Anschlag damals wie auch den Mord heute aufzuklären und den Opfern endlich Ruhe zu verschaffen.

Am Samstag, 28. September, ist Christof Weigold beim diesjährigen Mordsharz-Festival in Nordhausen zu Gast. Ab 19.30 liest er im Museum Tabakspeicher aus „Das brennende Gewissen“. Zuvor um 18 Uhr stellen Alexandra Kui und Peter Godazgar „Harz aber herzlich“ vor und ab 21 Uhr liest dann Mathijs Deen aus „Der Retter“.


Das komplette Mordsharz-Programm:

Mittwoch, 25. September: Remise, Wernigerode
18.00 Uhr Kester Schlenz und Jan Jepsen - „Schlick“ PREMIERENLESUNG
19.30 Uhr Anna Schneider - „Grenzfall – In den Tiefen der Schuld“
21.00 Uhr Tibor Rode - „Lupus“

Donnertag, 26. September: Großes Heiliges Kreuz, Goslar
15.00 Uhr Christoph Dittert und Simone Nowicki - „Drei? ??“
18.00 Uhr Sybille Ruge - „9mm Cut”
19.30 Uhr Alex Beer - „Die weiße Stunde“
21.00 Uhr Ambrose Parry (Christopher Brookmyre und Marisa Haetzman) mit Julian Mehne - „Die Essenz des Bösen“

Freitag, 27. September: Zisterzienserkloster, Walkenried
18.00 Uhr Frauke Buchholz - „Skalpjagd“
19.30 Uhr Karina Urbach - „Das Haus am Gordon Place“
21.00 Uhr Kim Faber und Janni Pedersen mit Uve Teschner - „Mörderland“

Samstag, 28. September: Tabakspeicher, Nordhausen
18.00 Uhr Alexandra Kui und Peter Godazgar - „Harz aber herzlich“
19.30 Uhr Christof Weigold - „Das brennende Gewissen“
21.00 Uhr Mathijs Deen - „Der Retter“