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Immer noch auf Lehrlingssuche

Sonnabend
14.09.2024, 13:05 Uhr
Autor
psg
veröffentlicht unter:
In Thüringen sind aktuell noch rund 4.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Das entspricht etwa 30% der vakanten Stellen. Dazu Anmerkungen dazu von nnz-Leser Achit Tölle…


Vielen Bewerbern mangelt es an einer positiven Leistungsbereitschaft. Aufgrund fehlender Basiskenntnisse, schulischer Kompetenzen, und Schlüsselqualifikationen ist die Entwicklung einer neuen Generation von Fachkräften stark beeinträchtigt. Hier helfen erfahrungsgemäß auch nicht die viel gepriesenen, aber anders sozialisierten und oftmals gering qualifizierten Bewerber aus dem Ausland. Auch können elterliche Defizite weder das seit Jahren permanent überforderte Schulsystem, noch die Ausbildungsbetriebe kompensieren.

Die Pisa-Studien der letzten Jahre bescheinigen unserem Bildungssystem nur noch Mittelmaß. Ursächlich ist meines Erachtens das Abschaffen der Regeln im Kindergarten und das der Noten in der Schuleingangsphase (1. und 2. Klasse) der Grundschule. Aber auch das Absenken der Anforderungen an den weiterführenden Schulen, das Aussetzen des Sitzenbleibens und der viele Unterrichtsausfall sind kontraproduktiv. Zeugnisse kaschieren oft schwache Leistungen mit vermeintlich guten Noten und dokumentieren oftmals viele krankheitsbedingte Fehltage. Bewerber ohne oder nur mit geringen Schulabschlüssen sind nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Auch sollten die Defizite nicht auf fehlende Digitalisierung geschoben werden. Denn ich stelle immer wieder fest, dass selbst einfachste naturwissenschaftliche Grundlagen fehlen.

Immer mehr Bewerber sind weder belastbar, noch kritikfähig, neigen aber dafür zur totalen Selbstüberschätzung. Folge dieser Defizite sind zum Beispiel die etwa 30 Prozent Ausbildungsabbrüche.

Vielen Vertretern der Generation Z fehlt eine gesunde Grundeinstellung zur Ausbildung beziehungsweise zur Arbeit insgesamt. Sie lehnen das heutige Arbeitskonzept ab, wünschen eine Vier Tage Woche, möglichst bei vollem Lohnausgleich. Dieses Ansinnen würde aber nicht nur den Fachkräftemangel verstärken, es ist auch in den meisten Branchen weder umsetz- noch finanzierbar.

So lange Work-Life-Balance und Selbstfindung dank Eltern oder Bürgergeld finanziert werden, wird sich der Trend zum Nichtstun nicht umkehren.
Achit Tölle, Nordhausen