Historische Betrachtung

Ist Harzungen der älteste Ort der Gemeinde Harztor?

Donnerstag
12.09.2024, 10:20 Uhr
Autor
red
veröffentlicht unter:
Harzungen gilt als ein typisches Südharz-Dorf in der Gemeinde Harztor, ruhig, naturbelassen und idyllisch, landwirtschaftlich geprägt. Historisch, in der alten Zeit, hatte der Ort eine einschlägige Bedeutung...

Sogar als „ältesten Ort“ bezeichnete Vahlbruch Harzungen in seinem Heimatbüchlein von 1927. Welche ausgewählten Spuren der Geschichte sind zu nennen?

Ob Harzungen der älteste Ort hier in der Gegend ist, sollte weiter untersucht werden. Der heutige Name Harzungen soll von Alters her auf den Bach zurückzuführen sein, der Harzungen durchströmt und früher auch die Antriebsenergie für eine Mühle unterstützte.

Andererseits könnte der Ortsname auf ein Geschlecht hindeuten, welches eine gebührende Rolle gespielt hat. Die „von Harzungen“ jedenfalls begegnen im Mittelalter, in den Überlieferungen. 1272 zum Beispiel, bezeugt Helwicus von Harzungen eine Urkunde, die für das Frauen-Klosters Nikolausberg/Bischoferode ausgestellt wurde. Diese Urkunde selbst ist bemerkenswert, denn dieser hängt eines der (das?) ältesten, überlieferten Stadtsiegel von Nordhausen an. Harzungen war ein Honsteiner Grafendorf, avancierte zum Pfarrkirchdorf.

Kartenausschnitt Harzungen Chur-Hannover, Herren von Wurm, Sitz (Foto: Tim Schäfer) Kartenausschnitt Harzungen Chur-Hannover, Herren von Wurm, Sitz (Foto: Tim Schäfer)


Als Anno 1294 Ballrode zerstört war, zogen Bauern nach Harzungen. Am 14. April 1329 soll der Nordhäuser Bürgermeister Helwig von Harzungen bei einem Angriff (Hohnsteiner Fehde) am Nordhäuser Altentor verstorben sein. Anno 1366 plünderten Nordhäuser Stadtknechte das Dorf. Zur Entwicklung von Neustadt bezeugte als Dienstherr des Ulrich Graf zu Honstein ein Hanssen von Harzungen, bspw. am 3. Oktober 1393.

Auch Harzunger Bauern waren am Bauernkrieg 1525 im damaligen Amt Stolberg beteiligt.
1540 bat Harzungen den Grafen zu Stolberg, um Anstellung eines evangelischen Predigers, die Funktion wurde aber von Neustadt mit übernommen.
Offenbar hatten hier auch unter Kur-Hannover die Herren von Wurm(b) temporär Ihren Sitz und Begünstigung, ein altes Vasallengeschlecht, welches in Honstein seine Sitze hatte. Um 1600 bestand Harzungen aus 26 Häusern, um 1900 aus 47. Auch eine Wassermühle wird erwähnt.
Tim Schäfer

Quellen
Stadtarchiv Nordhausen
W. Vahlbruch, Heimatbüchlein der Grafschaft Hohnstein im Kreise Ilfeld , 1927
Rackwitz, Geschichte und Urkunden des Nonnenklosters Bischoferode St. Nicolai bis zur Übersiedlung desselben nach Nordhausen, 1889, Nordhausen, C. Kirchner
Nordhausen-wiki, Lasa -Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Fürstliches Archiv Sdh.
Silberborth, Hans, Geschichte der freien Reichsstadt Nordhausen, Kapitel 4, Nordhausens erste Blütezeit unter Herrschaft der Geschlechter, 1927, Magistrat von Nordhausen