Kirche fühlt sich in Bad Langensalza ungerecht behandelt

Nächster offener Brief zum gleichen Thema

Donnerstag
05.09.2024, 14:41 Uhr
Autor
red
veröffentlicht unter:
Auch der Gemeindekirchenrat der Kirchengemeinde Bad Langensalza hat einen offenen Brief an den Bürgermeister der Stadt Bad Langensalza verfasst, in dem es um ein Banner am Kirchturm geht. Und eine Antwort des Bürgermeisters gibt es auch schon...


Bereits vor Wochenfrist hatte die uhz ein Leserbrief gleiche Inhalts erreicht, den wir hier veröffentlichten.

Der Stein des Anstosses: Banner der Diakonie, das inzwischen an mehreren Orten in der Stadt gehangen hat. (Foto: oas) Der Stein des Anstosses: Banner der Diakonie, das inzwischen an mehreren Orten in der Stadt gehangen hat. (Foto: oas)


Offener Brief der Kirchengemeinde:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Matthias Reinz,

am Mittwoch, dem 21. August erhielten wir die Aufforderung, die an den Kirchen von Bad Langensalza befestigten Banner mit den Aufschriften „Herz statt Hetze“ und „Unser Kreuz hat keinen Haken“ am selben Tag bis 14.15 Uhr abzunehmen. Wir haben dieser Aufforderung in Kenntnis der juristischen Gegebenheiten zunächst Folge geleistet.

Jedoch stellen wir fest, dass die Begründung keine bau- oder ordnungsrechtliche ist, sondern eine vornehmlich politische. Die Begründung, dass die aufgrund der politischen Veranstaltungen aufgeheizte Stimmung diese Anordnung notwendig mache, erschließt sich uns dabei in keiner Weise. Wir bekunden hiermit unser großes Unverständnis gegenüber dieser Anordnung. Nach unserem Auffassung fordern die Banneraufschriften zunächst nichts anderes als sich mit Herz und Verstand zu begegnen, anstatt mit verbaler Gewalt und extremistischen Positionen. Sie sagen also genau das aus, was Ihnen als Bürgermeister zur Begründung für deren Beseitigung diente. Nichts hätte Ihre Anliegen mehr unterstützen können als genau diese Banner. Gerade auf dem Jahnplatz, auf dem sich unmittelbar politisch konträre Gruppen gegenüberstanden, wäre das die richtige Botschaft für eine Deeskalation und eine andere politische Kultur gewesen.

Wir sind somit fragend, was der eigentliche Grund der Aufforderung zur Abhängung der Banner war. Dabei schauen wir auf ein ursprünglich konstruktives Zusammenwirken zwischen Kirchengemeinde und Rathaus in Bad Langensalza zurück. Banner mit Aufrufen zum Friedensgebet oder in weiter zurückliegender Vergangenheit zum „Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens“ wurden geduldet und störten das Stadtklima offenbar nicht. Sie waren Teil einer friedlichen und vielfältigen Stadtkultur.

Ein ausgezeichnetes Beispiel für ein gelingendes Miteinander in der Stadt war das Familienfest in der Mühlhäuser Straße an diesem Tag, das keiner parteipolitischen Instrumentalisierung unterlag. Hier und an vielen anderen Stellen wurden wir von vielen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt auf diesen Vorgang des Abhängens der Banner angesprochen, von Menschen, die unterschiedlichsten politischen Gruppierungen angehören. Kopfschütteln und Verärgerung waren ihre Reaktion auf diese Anordnung. Und wir erkennen, dass der politische Schaden erst durch die Aufforderung des Abhängens der Banner entstanden ist, aber nicht, wenn sie an Ort und Stelle geblieben wären.
Wir wünschen und hoffen, dass uns eine Möglichkeit eröffnet wird, die Banner rechtlich abgesichert wieder präsentieren zu können und sind gern zu einem Gespräch bereit.

Vorsitzender Reiner Engel
Stellv. Vorsitzender Steffen Schmidt
Pfarrer Dirk Vogel


Und hier die Antwort des Bürgermeisters Matthias Reinz:
"Ich bin immer für Gespräche offen. Wer sich ungerecht behandelt fühlt, kann jederzeit zu mir kommen, um das Problem zu besprechen. Die drei Herren können gerne einen Termin mit Frau Schirrmeister in meinem Büro vereinbaren."