Höcke auf dem Rathausplatz

Wahltag ist Zahltag

Donnerstag
29.08.2024, 19:00 Uhr
Autor:
red
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Die AfD lud heute Nachmittag auf den Nordhäuser Rathausplatz, um den Wahlkampfhöhepunkt zu feiern. Man hat Aufwind, liegt in den Umfragen klar vorn und das Bild spiegelte heute auch der Zuspruch vor der Bühne und beim Gegenprotest wieder…

Björn Höcke zu Gast auf dem Rathausplatz (Foto: agl) Björn Höcke zu Gast auf dem Rathausplatz (Foto: agl)


Knapp 500 Zuhörer bekam die AfD laut Polizei auf dem Rathausplatz zusammen, etwa 200 sollen es bei der Gegendemo in der Weberstraße gewesen sein. Vor einem Jahr hatte man fast die gleiche Szenerie, am gleichen Ort, aber da war bei der Alternativen noch mehr Silber auf den Häuptern zu sehen. Heute fand sich ein stärker gemischtes Publikum ein und erwartete den „Star“ der Thüringer Alternativen, Björn Höcke.

Bevor der jedoch auf die Bühne trat, waren erst einmal die Nordhäuser Kandidaten für die Landtagswahl an der Reihe, Kerstin-Düben Schaumann und Jörg Prophet. Einführende Worte kamen von Andreas Leupold, man begann mit einer Schweigeminute für die Opfer des Solinger Attentats.

Der Ortsname sollte heute noch öfter fallen, auch bei Frau Düben-Schaumann. Man sei der bürgerliche Widerstand gegen die Altparteien, die „Fratzen der Merkel-Nachkommen“, könne man nicht mehr ertragen, sind die ersten Redner zu vernehmen. Dann kommt Prophet, schon im letzten Jahr der Hoffnungsträger der Nordhäuser AfD, als es noch um den OB Posten ging.

Jörg Prophet will für die AfD in den Landtag einziehen (Foto: agl) Jörg Prophet will für die AfD in den Landtag einziehen (Foto: agl)


Man habe 12 bewegte Monate hinter sich, sagt Prophet, „unqualifizierten Gegenwind“, Häme, Hetze und Lügen sei man inzwischen gewohnt. Der Wahltag sei auch Zahltag, man werde am Sonntag mit der Politik der letzten Jahrzehnte abrechnen, die zuletzt von Brüssel, nach Berlin, Erfurt und Nordhausen durchgetreten worden sei und gegen die Interessen der deutschen Volkes stünde. Ausgeteilt wird auch gegen das Bündnis Sarah Wagenknecht, das „BSW“ sei eine scheinkonservative Partei, die von den Medien als Konkurrenzpartei zur AfD aufgebaut worden sei.

Gegenprotest in der Weberstraße (Foto: agl) Gegenprotest in der Weberstraße (Foto: agl) Prophet steht energiegeladen auf der Bühne, peitscht kräftig ein, driftet mitunter auch ins Schreien ab. Auf der Gegenseite stünden Mauerschützen im Geiste, allein die AfD traue sich noch raus zum Volk, mehr Europa, mehr Windkraft, mehr Subventionen könnten nicht der Weg in die Zukunft sein. Der Unternehmer fokussiert weiter auf Wirtschaftsthemen und fährt Attacken gegen die politischen Gegner. Die CDU habe die Souveranität des Landes aufgegeben, angefangen bei der D-Mark. Viele große Unternehmen hätten sich ins Ausland wegstohlen, was unpatriotisch sei. Nach zehn Jahren mit einem „kommunistischen Ministerpräsidenten“ sei in Thüringen die Zeit für den Wechsel gekommen.

Höcke, Höcke, Höcke
Den soll der Heilsbringer der Thüringer Alternativen herbeiführen, Björn Höcke. Das Nordhäuser Publikum begrüßt ihn mit frenetischen Applaus und „Höcke, Höcke“ rufen. Er sei „quicklebendig“, der fitteste Politiker unter den Spitzenkandidaten und könne auf dem Rennrad in drei Stunden auf den Brocken fahren. Nur die vergangenen zwei Tage habe er sich kurz auskurieren müssen. Leider hat er dadurch auch eine Diskussionsrunde der Spitzenkandiaten im TV verpasst. Das sagt Höcke seinem Publikum nicht.

Mit Jubel und Applaus wurde Björn Höcke auf dem Rathausplatz begrüßt (Foto: agl) Mit Jubel und Applaus wurde Björn Höcke auf dem Rathausplatz begrüßt (Foto: agl)

Mit Medienschelte spart der Thüringer Parteichef aber nicht, eine wirklich freie Presse gebe es nicht mehr. Die Damen und Herren hinter den reichlich vorhandenen Kameras bittet er um eine faire Berichterstattung, das Publikum johlt. Die öffentlich-rechtlichen würden von den „Kartellparteien“ kontrolliert, die kommerziellen Medien wie der „Spiegel“ ließen sich von Bill Gates und der WHO bezahlen. So würde eine „Herrschaft der Angst“ unterstützt und man sei nicht in der Lage, die Regierung kritisch zu begleiten und der Opposition eine Stimme zu geben.

Auf der Gegenseite in der Weberstraße stünde die „Funktionärsklasse“ besagter Kartellparteien, das echte Volk vor der Bühne auf dem Rathausplatz. Diese Gesellschaft versuche man mit „woker Agenda“ zu zersetzen und zu „atomisieren“. Wer die Geschichte studiert habe, der wisse das die Deutschen ein gutmütiges Volk seien, sagt Höcke. Durch die Migration von Millionen Menschen, die die Werte dieser Gemeinschaft nicht anerkennen würden, werde das deutsche Volk aus der Geschichte verschwinden.

Natürlich nicht, wenn die AfD das Sagen hat, statt multikultureller Gesellschaft soll es laut Höcke bald wieder monokulturell zugehen im Land. Wer sich hier integriert habe, wie der Dönerverkäufer an der Ecke, der habe nichts zu befürchten, unintegrierbar seien vor allem Menschen aus Afrika und Arabien. Wer sich nicht einfügt, soll Heim, so schnell es geht.

In dem Tonfall geht es weiter, das Publikum applaudiert, in der Weberstraße versucht man lautstark dagegen zu halten, ohne viel Erfolg. Das Bürgerfest geht ohne größere Zwischenfälle zu Ende. Es wird nicht der letzte Auftritt von Prophet und Höcke gewesen sein, wenn in einem Jahr Bundestagswahl ist, will man wieder auf den Rathausplatz kommen.
Angelo Glashagel