Wirtschaftsvertreter besuchten EAE in Werther

“Wir wollen einfach nur Frieden!”

Donnerstag
15.08.2024, 12:31 Uhr
Autor:
psg
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Vertreter der Nordthüringer Wirtschaft besuchten am Morgen die Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) für ukrainische Flüchtlinge in Werther. Vor Ort wollten sie sich ein Bild der Situation machen und bekamen zum Ende der Gespräche eine überaus interessante Aussage zu hören…

Das Schild erinnert noch an die vorherige Nutzung der "Hoffnung" (Foto: nnz) Das Schild erinnert noch an die vorherige Nutzung der "Hoffnung" (Foto: nnz)
Neben Vertretern des NUV-Vorstandes waren auch die Eigentümer des ehemaligen Hotels in Werther, Andreas Peter und Silvio Wagner, nach Werther gekommen. Bei dem Treffen erinnerte Helmut Peter kurz an die jüngere Geschichte der Immobilie. Man habe vor Corona den Willen gehabt, das Hotel weiterzuentwickeln, doch die Pandemie habe allen Versuchen einen Strich durch die wirtschaftliche Rechnung gemacht.

Aufgeschoben sei jedoch nicht aufgehoben, so Peter. Nach dem Ende der Vermietung an das Land Thüringen soll der Hotel-Gedanke wieder aufgenommen werden. Nach dem Motto “Wir von hier” solle auch die unmittelbare Region von dem Haus in Form von unterschiedlichen Nutzungen - zum Beispiel des Saals - profitieren.

René Schröter-Appenrodt, der Leiter der Einrichtung, berichtete, dass bislang 460 Personen betreut wurden. In Spitzenzeiten waren es 186 Menschen, die gleichzeitig eine erste Unterkunft und Betreuung in Deutschland in der “Hoffnung” fanden. Aktuell sind es 33.

Niels Neu, der Vorstandsvorsitzende des Nordthüringer Unternehmerverbandes, wünschte sich von der Politik (mit dabei war heute auch der stellvertretende Landrat Stefan Nüßle) Möglichkeiten für eine unbürokratische Jobvermittlung zu schaffen. Die bisherigen Ansätze seitens der Arbeitsagentur wie der “Jobturbo” seien kläglich ins Leere gelaufen. Silvio Wagner, einer der Investoren, betonte, dass es die Politik in Land und Bund versäumt hätten, klare Regeln für die Zeit aufzustellen, in der sich Flüchtlinge - nicht nur aus der Ukraine - in Deutschland aufhielten. “Hier in Werther gibt es diese klaren Ansagen und es funktioniert.”

Schröter-Appenroth, der tagtäglich mit den geflüchteten Menschen redet, sagte den Gästen, dass die Menschen unterschiedliche Ziele mit ihrem Aufenthalt in Deutschland verbinden. Die Vorstellungen hinsichtlich ihrer Zukunft reichen von “Hierbleiben” bis “zurück”. Viele würden noch unsicher sein, müssten aber auch erst einmal zur Ruhe kommen. Der Mitarbeiter der Service-Gesellschaft ging auch auf das Thema der Jobfindung ein. Natürlich gebe es positive Beispiele wie die eines Tierarztes, der eine Anstellung in der Praxis in Nordhausen gefunden habe, auch seien Pflegekräfte für eine Einrichtung in Ilfeld vermittelt worden. All das wurde jedoch durch privatwirtschaftliche Initiativen möglich. Das größte Problem der Integration sei die Sprachbarriere.

Die Erstaufnahmeeinrichtung sei jedoch in ihrer Funktion nicht auf die Vermittlung von Arbeitskräften oder die langwierige Integration der Flüchtlingen ausgerichtet. Hier kommen die Menschen an und sollen schnellstmöglich auf die Landkreise in Thüringen und darüber hinaus verteilt werden. Die normale Aufenthaltsdauer ist für drei bis vier Tage geplant. Leider gebe es eben auch Personen, die sich schon fast drei Monate in Werther aufhalten. Grund hierfür ist das zögerliche Abnehmen von den zur Aufnahme verpflichteten Landkreisen.

Am Ende des Besuchs in Werther gab es zwei interessante Schlussworte. Helmut Peter: “Wir als Wirtschaft erwarten von der Politik eine schnellstmögliche, verpflichtende Integration dieser Menschen in den Arbeitsmarkt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.” René Schröter Appenroth berichtete von den vielen Gesprächen, die er mittels Dolmetscher mit den zu betreuenden Menschen führen durfte. “Alle, wirklich alle, mit denen ich sprechen konnte, wollten in ihrer Heimat Frieden. Sie sagten unisono, dass man den Russen das Stückchen Land geben, eine Grenze ziehen, und einen Vertrag aushandeln solle. Dann würden sie sofort wieder zurückgehen. In ihre Heimat.”
Peter-Stefan Greiner