Sondershausen

Gipfeltreffen am Großen Parkteich

Mittwoch
14.08.2024, 09:00 Uhr
Autor:
emw
veröffentlicht unter:
Wie schon so oft, setze ich mich auf eine Bank am Großen Parkteich in Sondershausen. Im Jahr 1836 wurde durch den damals regierenden Fürsten mit der Umgestaltung des Schlossparkes in einen Landschaftspark nach englischem Vorbild begonnen. In diesem Zusammenhang entstanden auch der Kleine und der Große Parkteich...

Auf dem Großen Parkteich im Sondershäuser Schlosspark (Foto: Wolfgang Lehmann) Auf dem Großen Parkteich im Sondershäuser Schlosspark (Foto: Wolfgang Lehmann)


Aber heute war es etwas anders, als sonst. Beinahe alle Bewohner des Parkteiches waren zusammengekommen. Den Nilgänsen wird invasives und aggressives Verhalten vorgeworfen. Ihre eigentliche Heimat ist Afrika. In den letzten Jahren haben sie sich jedoch auch immer mehr in Europa ausgebreitet, eben auch bis zu unserem Parkteich.



Weiterhin sind die Schwäne, inklusive des diesjährigen Nachwuchses, erschienen. Die Kleinen sind seit ihrem Schlüpfen schon ganz schön gewachsen. Bei Lufttemperaturen größer 25°C ziehen sie sich schon auch mal an die Ufer der Wipper, den Kleinen Parkteich oder den Hamma-Teich, wenn er Wasser führt, zurück. Heute jedoch sind sie hier erschienen, denn es ist wichtig.

Die Schwäne leben vermutlich, ebenso wie die ebenfalls anwesenden heimischen Stockenten, seit Erbauung der Parkteiche hier. Seit einiger Zeit leben auch zwei oder drei Reiher an den Parkteichen. Wenn es denen zu bunt wird, findet man sie schon auch einmal auf einen Baum. Da hört und sieht man ja auch besser.

Dann waren noch die Fische da. Man sieht sie nicht. Sie können ja nicht aus dem Wasser kommen. Aber man sieht ab und zu einige Luftblasen aufsteigen und sich ausbreitende kreisrunde Wellen. Ebenso unsichtbar aber deutlich hörbar sind die Kröten und Frösche im Gras und Büschen. Auch sie haben zum Thema etwas zu sagen.

Ab- und zu kommen einzelne Vertreter der heimischen Singvögel vorbei, setzen sich am Uferrand nieder, geben ihr Statement ab und verschwinden wieder. Aus der Runde heraus werden die Nilgänse gefragt, warum sie überhaupt Afrika verlassen haben und jetzt hier am Parkteich seien. Dazu argumentieren die Nilgänse, daß der Klimawandel auch in Afrika Auswirkungen hat, die ihren Lebensraum einschränkten. Steigende Temperaturen führen zunehmend zu Trockenheit und Dürren. Starkregen führen zu großflächigen Überflutungen. Im Übrigen seien sie hier nicht mit offenen Armen empfangen worden und manchmal müsse man sich eben auch seines Federkleides wehren.

Ein Kommuniqué konnte ich zu diesem Gipfeltreffen bisher noch nicht lesen. Aber vielleicht hat man ja auch Stillschweigen vereinbart. Ich hoffe jedoch, die Tiere haben sich darauf geeinigt, auch künftig gemeinsam und friedlich die Parkteiche zu bewohnen. Das liegt auch im Interesse der Menschen, ob jung oder alt. Ich jedenfalls möchte mich noch oft auf die Bank am Großen Parkteich setzten und mit den Tieren plaudern.
Wolfgang Lehmann