Die Nordhäuser Stadtbibliothek wurde jüngst als Deutschlands Bibliothek des Jahres ausgezeichnet. Schon das wäre ein guter Grund zum feiern, aber wenn Ende des Monats das traditionelle Bibliotheksfest ansteht, wird man auch einen runden Geburtstag begehen können und das eine ganze Woche lang…
Seit 10 Jahren residiert die Nordhäuser Stadtbibliothek im Bürgerhaus und hat sich inzwischen einen Namen gemacht (Foto: Vincent Eisfeld, Nordhausen-Wiki)
Auf der Scheibenwelt gibt es den sogenannten L-Raum, eine Krümmung in Zeit und Raum, die durch die Ansammlung großen Wissens üblicherweise in Bibliotheken entsteht und im Falle der Unsichtbaren Universität von Ankh-Morpork den Zugriff auf alle Bibliotheken des Multiversums ermöglicht.
Wer Teile des obigen Satzes nicht verstanden hat und mit dem Wörtchen Ugh nichts anzufangen weiß, dem sei ein Besuch der hiesigen Bibliothek dringend ans Herz gelegt, gesucht werden sollte nach Terry Pratchett und Scheibenwelt. Dem Suchenden wird sich eine neue Welt öffnen, ganz wie in der Metapher aus der Feder des britischen Schriftstellers und passend zum Motto der großen Festwoche der Nordhäuser Stadtbibliothek.
Bibliothek öffnet Welten lautet das und ganz in diesem Sinne will man Ende des Monats zeigen, warum man vor kurzem zur besten Bibliothek des Landes gekürt wurde. Außerdem gibt es einen runden Geburtstag zu feiern, seit 10 Jahren residiert die gute Bücherstube im Bürgerhaus.
Eingeläutet wird die Festwoche mit dem Bibliotheksfest am 24. August. Von 10 bis 13 Uhr lädt auf dem Nicolai-Platz vor der Bibliothek ein großer Bücherflohmarkt zum stöbern ein. Unter anderem dürften sich für Kenner auch einige Schätze aus diversen Nachlässen finden, heißt es von Seiten des Fördervereins.
Gemäß der Tradition hat man sich auch in diesem Jahr wieder eine Kinderbuchautorin eingeladen, Elke Satzger liest um 11 Uhr aus
Finnja Feentochter und die sieben Gefährten. Die Geschichte ist nichts für die ganz Kleinen, sagt Bibliothekschefin Marie-Kathrin Haase, aber für Kinder im Alter zwischen 8 und 13 Jahren wird es spannend werden. Auch für’s Auge soll es etwas geben, eine verkleidete Cosplayerin wird für Hingucker und Fotomotive sorgen.
Der Höhepunkt des Festes wird die Eröffnung der
Bibliothek der Dinge. Die Idee: man soll nicht länger nur Bücher, Filme und Spiele ausleihen, sondern auch ganz andere Felder praktisch erkunden können, etwa in Musik, Technik, Sport und Handwerk. Das Portfolio reicht von der Nähmaschine über Hula Hoop Reifen, Slackline und Schwungtuch bis zu Gitarre, Kalimba und Triangel oder auch einem Stempel- und einem Brandmal-Set. Rund 50 Gegenstände können demnächst ausgeliehen werden, erläutert Haase. Kompetenz kommt vom ausprobieren. Die Idee ist im Kern den Leuten eine Möglichkeit zu geben Neues zu erkunden, ohne gleich tief in den Geldbeutel greifen zu müssen, so die Hausherrin. Die ganze Bandbreite der Bibliothek der Dinge wird am Festtag im Foyer aufgebaut, im regulären Betrieb wird es im ersten Obergeschoss dann einen Platz für Statthalter geben, kleine Karten mit denen das gewünschte Ding am Empfang entliehen werden kann.
Die Festwoche
Montag - Der Tag der Leseförderung
Die eigentliche Festwoche beginnt dann am darauffolgenden Montag, dem Tag der Leseförderung. Von 14 bis 17 Uhr stellt sich das Mentoren-Projekt vor, das inzwischen an elf Grundschulen im Landkreis Nordhausen und zwei Schulen im Kyffhäuserkreis individuelle Leseförderung organisiert. Der Ansatz hat buchstäblich Schule gemacht, 42 Mentoren zählt man in den eigenen Reihen, zwei Neue stehen gerade in den Startlöchern, sagt Projektleiterin Gaby Steinmetz. Die Angliederung an die Bibliothek habe sich als äußerst nützlich erwiesen, wozu man auch bereits Anfragen aus anderen Kreisen und Bundesländern erhalten habe.
Hausleiterin Marie Kathrin Haase eröffnet zum Bibliotheksfest am Samstag die "Bibliothek" der Dinge und Gaby Steinmetz stellt am Montag darauf die Leseförderung des "Mentorenprojekts" vor (Foto: agl)
Zur Festwoche wird man im Haus drei Vorleseecken für verschiedene Altersklassen von 6 bis 8, 9/10 und 11/12 anbieten. Im Anschluss wird es einen kleinen Malwettbewerb für die Kinder geben. Einen nicht minder interessanten Ansatz verfolgt die Aktion Kinder lesen Katzen vor, die sich ebenfalls am Montag, den 26. August vorstellen wird.
Dienstag - Der Basteltag
Kreative Nachmittage gehören seit langem zum festen Bestandteil des Bibliotheksprogramms, das soll auch zur Festwoche nicht anders sein - am Dienstag wird ab 16 Uhr gebastelt, Groß und Klein sind wie immer stets willkommen.
Mittwoch - Der Tag der Sprachen
Auch für den Spracherwerb ist die Stadtbibliothek über die Jahre zum Anlaufpunkt geworden und das nicht nur für Schulen. Über die Hochschule und den Verein Schrankenlos hat sich etwa das
Sprachcafé zusammengefunden - Menschen aus aller Welt, die es aus dem einen oder anderen Grund nach Nordhausen verschlagen hat - sprechen hier gemeinsam Deutsch, üben sich und finden Anschluss. Man muss sich das nicht wie einen von Amts wegen verordneten Kurs vorstellen, das war und ist eine eher lockere Sache, die Leute kommen zusammen und versuchen ungezwungen voneinander zu lernen., sagt die einstige Hausleiterin Hildegard Seidel, die der Bibliothek über den Förderverein weiter verbunden bleibt. Zur Festwoche will man die Gelegenheit nutzen und ab 16 Uhr Märchen aus aller Welt vortragen. Ab 19 Uhr wird das Bürgerhaus dann zum Kinosaal, gezeigt wird ein Streifen im Originalton, was genau auf dem Programm steht wurde aber noch nicht verraten.
Donnerstag - Der Tag der Veranstaltungen
Über zwei Highlights können sich Große und Kleine Besucher der Bibliothek am Donnerstag freuen. Am Nachmittag kehrt die
Detektei Adler nach Nordhausen zurück und bittet junge Spürnasen darum, einen kniffligen Kriminalfall zu lösen. Am Abend steht eine Lesung auf dem Programm, die sich an das erwachsene Publikum richtet:
Zu Gast im Westen heißt das Buch, aus dem Ingo Schulze lesen wird. Karten sind in der Bibliothek noch erhältlich.
Freitag - Der Tag des Fördervereins
Das ist am darauffolgenden Tag anders, die Lesung mit
Freie Spitzen mit Bernd Lutz Lange ist bereits ausverkauft. Was nicht heißt, dass es an diesem Tag nicht auch anderes zu erleben gäbe. Am Nachmittag stellt sich der Förderverein Nicolai in foro vor und der Mangaclub eröffnet die neue Saison.
Samstag - Der Tag der Mode
Zum Abschluss der Festwoche erfüllt man sich einen lang gehegten Wunsch - auf der Treppe der Bibliothek wird Mode zur Schau getragen, flankiert von einer kleinen Tauschbörse für Kleider und Accessoires. Passend dazu hat man sich auch einen Gast eingeladen, Modebloggerin Susanne Ackstaller liest aus
Die beste Zeit für guten Stil.
Angelo Glashagel