Politik trifft auf Wirtschaft

Wahlpodium zur Thüringer Landtagswahl mit Kontroversen

Mittwoch
07.08.2024, 16:00 Uhr
Autor:
emw
veröffentlicht unter:
Am gestrigen Dienstag lud die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern, der Kreishandwerkerschaft Kyffhäuser-Unstrut-Hainich, dem Nordthüringer Unternehmerverband (NUV) und dem Bundesverband Mittelständische Wirtschaft zu einem Wahlpodium zur bevorstehenden Thüringer Landtagswahl nach Sondershausen in den Carl-Schroeder-Saal ein...

Momente der Einigkeit beim Wahlpodium in Sondershausen zur Thüringer Landtagswahl (Foto: Eva Maria Wiegand) Momente der Einigkeit beim Wahlpodium in Sondershausen zur Thüringer Landtagswahl (Foto: Eva Maria Wiegand)


Der erfahrene Moderator Eric Marr begleitete das Podium mit den Kandidaten. Nach einer kurzen Vorstellung beantworteten die Kandidaten Fragen aus den Themengebieten Infrastruktur, Fachkräfte, Bürokratie, Tourismus und Wirtschaft. Um den zeitlichen Rahmen einhalten zu können, verzichteten sie auf Publikumsfragen. Die Gäste hatten die Möglichkeit, ihre Fragen mit Ihrer Anmeldung einzureichen.



Der Kyffhäuserkreis teilt sich in die Wahlkreise Kyffhäuserkreis I und Kyffhäuserkreis II.

Jede Partei hatte die Möglichkeit, mit einem ihrer Direktkandidaten teilzunehmen.

Folgende Direktkandidaten waren im Podium vertreten:
  • AFD: Jens Cotta
  • CDU: Stefan Schard
  • FDP: Fred Degenhardt
  • Linke: Donata Vogtschmidt
  • SPD: Alexandra Wallrodt


Wir stellen Ihnen die Kandidatinnen und Kandidaten in alphabetischer Reihenfolge geordnet vor:

Jens Cotta: tritt für die AfD mit Direktmandat im Wahlkreis 11, Kyffhäuserkreis II an. Er ist gelernter Bankbetriebswirt. Geboren wurde er 1972 in Bad Frankenhausen. Jens Cotta ist verheiratet und hat ein Kind.

Direktkandidat der AfD Jens Cotta (Foto: Eva Maria Wiegand) Direktkandidat der AfD Jens Cotta (Foto: Eva Maria Wiegand)


Politische Funktionen:
  • Stellvertretender Vorsitzender der Fraktion der AfD im Thüringer Landtag
  • Mitglied der Fraktion der AfD im Kreistag Kyffhäuserkreis
  • Mitglied im Kreisausschuss des Kyffhäuserkreises
  • Sprecher im Kreisverband der AfD Kyffhäuserkreis - Sömmerda - Weimarer Land


Stefan Schard: tritt für die CDU mit Direktmandat in Wahlkreis 10,
Kyffhäuserkreis I u. Eichsfeld III. Geboren wurde er 1974 in Erfurt ist evangelisch, verheiratet und hat zwei Kinder.

Direktkandidat Stefan Schard CDU (Foto: Eva Maria Wiegand) Direktkandidat Stefan Schard CDU (Foto: Eva Maria Wiegand)


Politische Funktion:
  • Justizpolitischer Sprecher der Fraktion der CDU im Thüringer Landtag
  • Migrationspolitischer Sprecher der Fraktion der CDU im Thüringer Landtag
  • Mitglied im Vorstand der CDU Thüringen
  • Vorsitzender im Kreisverband der CDU Kyffhäuserkreis
  • Mitglied der Fraktion der CDU im Kreistag Kyffhäuserkreis
  • Mitglied im Vorstand des Förderkreises Schloss und Museum Sondershausen
  • Mitglied im Verein zur Erhaltung und Förderung der St. Martini-Kirche zu Greußen
  • Mitglied im Förderverein Loh-Orchester Sondershausen
  • Fördermitglied im Verband der Behinderten im Kyffhäuserkreis
  • Mitglied im Tennisverein Blau-Weiß Sondershausen e.V.
  • Mitglied im Deutschen Roten Kreuz Kyffhäuserkreis


Fred Degenhardt: tritt für die FDP im Wahlkreis 10 (Kyffhäuserkreis I - Eichsfeld III) an. Er ist 46 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Degenhardt wohnt in Clingen und ist Service Delivery Manager beim Unternehmen Fujitsu.

FDP-Kandidat Fred Degenhardt (Foto: Eva Maria Wiegand) FDP-Kandidat Fred Degenhardt (Foto: Eva Maria Wiegand)


Politische Laufbahn:
  • Mitglied der FDP seit Dezember 2009


Donata Vogtschmidt tritt für DIE LINKE, Landesliste (Mandatsnachfolge für Susanne Hennig-Wellsow) an. Sie ist 1998 in Koblenz geboren, ledig und hat ein Kind. Sie ist Staatswissenschaftlerin.

Donata Vogtschmidt - Die Linke (Foto: Eva Maria Wiegand) Donata Vogtschmidt - Die Linke (Foto: Eva Maria Wiegand)


Politische Funktion
  • seit 2019 Fraktion - DIE LINKE im Stadtrat Arnstadt Mitglied des Ausschusses für Kinder, Jugend, Sport und Soziales im Stadtrat Arnstadt
  • Mitglied im Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen e.V.
  • Mitglied in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
  • Mitglied im Vorstand des Landesverbandes DIE LINKE Thüringen
  • Mitglied im Vorstand des Kreisverbandes DIE LINKE Ilm-Kreis


Alexandra Wallroth (SPD) tritt als Nachfolgerin von Dorothea Marx Im Wahlkreis 10 (westlicher Kyffhäuserkreis) an. Wallroth ist 27 Jahre alt und lebt in Clingen.

Alexandra Wallroth von der SPD (Foto: Eva Maria Wiegand) Alexandra Wallroth von der SPD (Foto: Eva Maria Wiegand)


Politische Funktionen:
  • Thüringer Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen in Erfurt
  • Seit 2016 ist sie Mitglied der Jusos
  • engagiert sich aktiv im Ortsverein in Greußen
  • Stellvertretende Juso-Landesvorsitzende auf Landesebene


Zum Thema Bildung
Stefan Schard (CDU): Es dürfen nicht mehr so viel Unterrichtsstunden ausfallen. Ich bin auch für die Stärkung des Handwerks, möchte aber niemanden vorschreiben, ob er studiert oder nicht. Dem Fachkräftemangel muss entgegengewirkt werden und dies wird Deutschland ohne Hilfe von ausländischen Fachkräften nicht schaffen. Wir benötigen einen neuen Geist für das Handwerk, damit auch Handwerker auf ihren Beruf stolz sein können.

Fred Degenhardt (FDP): Bildung ist der Grundstein für eine individuelle Vorankommen und ein selbstbestimmtes Leben. Die duale Ausbildung in der Region muss gestärkt, mehr Lehrer ausgebildet und Chancen für Schülerinnen und Schüler erhöht werden. Wir hängen weit hinter anderen Ländern hinterher.

Jens Cotta (AfD): Ich möchte das Thüringen leistungsorientierter mit der Bildung umgeht. Schulen benötigen nicht nur die Rahmenbedingungen wie Breitbandausbau und Digitalisierung. Es müssen mehr inhaltliche Konzepte vermittelt und umgesetzt werden. Die Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler sollten erhöht werden, damit nicht jeder einen akademischen Grad anstrebt. Vielmehr sollte das Handwerk bedacht werden und endlich Wertschätzung erfahren. Dem Lehrermangel muss entgegengewirkt und die Bürokratiehürden gesenkt werden, damit das Lehren und Lernen wieder Spaß macht. Wir brauchen keine Fachkräfte aus dem Ausland, wir machen unsere Fachkräfte selbst.

Donata Vogtschmidt (Die Linke): Wir haben immer noch schwarze Flecken in unserer Region. Der Breitbandausbau ist noch lange nicht da, wo er sein sollte. Jeder braucht einen Internetzugang. Schüler und Auszubildende können durch die schlechte Infrastruktur oftmals ihren Ausbildungsort nicht gut oder gar nicht mit Bus oder Bahn erreichen. Das Ziel sollte sein, auf das Auto zu verzichten und die Mobilität auf die Schiene zu verlagern und stillgelegte Strecken wieder zu aktivieren.

Alexandra Wallroth (SPD): Bildung ist wichtig, deshalb muss Bildung bezahlbar für jeden sein. Wir brauchen praxisorientierte Praktika. Bildung muss für Kinder mit und ohne Behinderung möglich sein. Wir brauchen niedrigschwelliges Lernen. Ich plädiere auch im Öffentlichen Dienst für vereinfachte Abläufe zum Beispiel im Bereich Online-Anträge.

In der über zweistündigen Podiumsdiskussion kam es zu Einstimmigkeit, aber auch zu Kontroversen. Im Bereich Energie gab es unterschiedliche Meinungen zur Windkraft. Die AfD möchte sich für Atomkraft und Gas einsetzen, der Vertreter der CDU ist nicht grundsätzlich gegen Windenergie, aber es sei eine Frechheit und kommt einer Erpressung gleich, Nordthüringen mit weiteren Windrädern zu belasten. Die Menschen werden dabei vernachlässigt und können über ihre Region nicht mehr selbst entscheiden.

Dem widersprach die Vertreterin der SPD, welche kein Problem im Ankauf von weiteren Freiflächen für Windräder sieht, da die Besitzer der Areale finanziell entschädigt würden. Die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger würde momentan noch fehlen.

Die FDP ist der Meinung, dass es falsch ist nur auf erneuerbare Energie zu setzen. Eine Technologieoffenheit wäre besser. Es braucht eine Energie die bezahlbar ist. Die Windenergie reicht für Deutschland nicht aus, deshalb wird weiterhin Strom aus dem Ausland importiert.
Die Linke ist für einen schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien, damit die Menschen nicht vom Gas abhängig sind. Sie befürworten Windkraft- und Solaranlagen und ein sofortiges Einbauverbot für Öl- und Gasheizungen.

Einig waren sich alle über den zu hohen Bürokratieaufwand im öffentlichen Dienst und einer zu trägen Bearbeitung von Anträgen, Genehmigungen und anderen wichtigen Formularen und Unterlagen. Auch die Digitalisierung ist noch nicht dort angekommen, wo sie sein sollte. Deutschland liege im Weltvergleich ganz hinten.

Ein weiteres prekäres Thema war der Tourismus in Thüringen. Thüringen hat zahlreiche Ausflugsziele, Unterkünfte und Gastronomie zu bieten. Aber auch dort machen sich die explosionsartig gestiegenen Energie-, Personal und Lebensmittelkosten bemerkbar. Nur eine Stärkung der Wirtschaft kann dem entgegenwirken, so der Tenor.

Wer am 1. September das Rennen macht liegt in den Händen der Wählerinnen und Wähler. Wir werden für Sie darüber berichten
Eva Maria Wiegand