Rüdiger Neitzke: WAHLKAMPF AUF WANDERSCHAFT

Drei Wochen zu Fuß „Rund um Thüringen“ (3)

Dienstag
23.07.2024, 08:50 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Innerdeutsche Grenze heute zwischen Bayern und Thüringen (Foto: R.Neitzke) Innerdeutsche Grenze heute zwischen Bayern und Thüringen (Foto: R.Neitzke)
Zum Abschluss meiner Rundwanderung um Thüringen ging es weiter auf dem Rennsteig von Blankenstein nach Hörschel. (und anschließend noch ein kleines Stückchen weiter) Der komplette Rennsteig mit einer Länge von 170km durch den Thüringer Wald kann in acht Etappen bewältigt werden...


Von Blankenstein an der Bayrischen Grenze ging es über Brennersgrün, Spechtsbrunn, Friedrichshöhe, Schmiedefeld am Rennsteig, Oberhof, Friedrichroda, Ruhla bis nach Hörschel.

Da sich diese Tage sehr ähnelten, erfolgt hier jetzt keine tageweise Berichterstattung. Morgens jeweils gegen 6.30 Uhr klingelte meist der Wecker, anschließend Rucksack packen, Frühstück essen, Start. Gegen 8 Uhr habe ich mich jeweils auf den Weg „durch den Wald“ gemacht. Die Etappen sind meist um die 25 km lang, dies variiert jedoch stark in Abhängigkeit von der Quartierplanung. Ankommen, Wäsche und Wanderer waschen, Beine hoch. Feierabend. Das Ganze acht Mal und man hat einen guten Eindruck vom Zustand des Waldes im Süden Thüringens.

Der Thüringer Wald ist deutlich sichtbar im Umbau begriffen. Die Folgen der extremen Trockenheit der vergangenen Jahre sowie die Konsequenzen der Monokultur sind überall deutlich zu erkennen. Schaut man jedoch genauer hin, erkennt man, wie zukünftig ein resistenter Mischwald entstehen kann und wird. Ich bin während meiner Tour mit zahlreichen Menschen vor Ort im Gespräch gewesen: Landwirte, Forstarbeiter, Gastwirte, etc. Die Gespräche waren für mich sehr aufschlussreich. Außerdem habe ich viele andere Wanderer getroffen.

Und während ICE´s mit Tempo 300 unter mir durch den Berg fahren, ist die Bahnverbindung über den Berg weniger gut vernetzt. Lediglich der Start und das Ziel sind mit der Bahn gut erreichbar. Unterwegs fahren aber keine Züge mehr nach Schmiedefeld am Rennsteig. Der Bahnhof Rennsteig wird nur noch am Wochenende angefahren. (Zukunft ungewiss) Am Bahnhof Oberhof fahren die Züge ohne Halt durch und der 5km kurze Lückenschluss durch das Höllental von Blankenstein nach Marxgrün lässt auch schon 34 Jahre auf sich warten.

Ein weiters Thema der Gespräche war natürlich immer wieder das emotional besetzte Thema der Windräder im Wald. Auch ich möchte ungern gesunde Bäume fällen, um Windräder zu errichten. Jedoch scheinen sich Windkraftanlagen zukünftig durch das Windenergiebeteiligungsgesetz (welch schönes Wort) zu wahren „Gelddruckmaschinen“ zu mausern. „Wenn schon auf manchen Flächen sowieso kein Wald mehr vorhanden ist, kann doch der so dringend notwendige Waldummbau doch auch durch ein paar Windkraftanlagen finanziert werden.“ Ca. 40.000 Euro jährlich für eine Windkraftanlage als Gewinn, dies allein sollte doch schon aus wirtschaftlichen Gründen ein gutes Argument sein. Außerdem sollte das Thema dreidimensional betrachtet werden. Der Wald ist 30 Meter hoch, ein Windrad 100 Meter. Der Platz ist da. Geld lässt sich damit auch verdienen. Geld, welches auch die Kommunen so dringend brauchen.

Zurück zum Wanderweg: Wer sich auf den Weg macht, sollte bei der Planung auch die Versorgung mit Lebensmittel berücksichtigen. Nicht überall gibt es Einkaufsmöglichkeiten, nicht überall findet man unterwegs ausreichend Trinkwasser. Eine vorausschauende Planung des eigenen Weges ist notwendig. Aber es lohnt sich! Acht Tage Ruhe, Entspannung, Wandern. Und nette Begegnungen.
Und wie weiter? Im Anschluss bin ich noch zwei Tage auf dem Grünen Band an der Hessisch – Thüringischen Grenze über Heldra bis Wanfried durch das Werratal weitergewandert. Highlight ist hier der Heldrastein! Das letzte Stück zurück bis Nordhausen, wo ich Ende Juni gestartet bin, werde ich später nachholen. Denn: Ab Montag sitze ich wieder im Büro, da auch ich mir meinen Lebensunterhalt irgendwie verdienen muss. Zur Erinnerung: Kommunalpolitik und Wahlkampf mache auch ich ehrenamtlich und in meiner Freizeit.

Die gesamte Tour hat mir gezeigt: „Thüringen kann mehr!“ Es gibt so viele engagierte Menschen, die sich täglich für ihre jeweilige Region einsetzen, dies verdient Respekt und Anerkennung. Eine abwechslungsreiche Landschaft, eine bedeutende Geschichte, Architektur und viel Potential in der weiteren Entwicklung. Dabei sind die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen dringend zu berücksichtigen.

Das Thema Klimaanpassung an die sich verändernden Bedingungen wird dabei zukünftig mehr an Bedeutung gewinnen.
Einen guten Weg wünscht,
Rüdiger Neitzke