Ministerium und Landrätin äußern sich

Stellungnahme zu Missbrauchsvorwürfen im Kyffhäuserkreis

Donnerstag
18.07.2024, 09:53 Uhr
Autor:
emw
veröffentlicht unter:
Zu den Vorfällen eines möglichen sexuellen Missbrauchs in einer Jugendhilfeeinrichtung des Kyffhäuserkreises äußert sich die Landrätin, Antje Hochwind-Schneider (SPD), wie folgt:...

Kinderheim in Ebeleben (Foto: S. Dietzel) Kinderheim in Ebeleben (Foto: S. Dietzel)


„Wir sind geschockt und zutiefst betroffen von den Vorfällen des möglichen sexuellen Missbrauchs durch einen Erzieher in der Jugendhilfestation Ebeleben. Unsere Gedanken sind derzeit bei den betroffenen Kindern und Jugendlichen, die in der Einrichtung Schutz und Geborgenheit suchten.



Nach Kenntnisnahme der mutmaßlichen Vorfälle haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sofort gehandelt und dafür gesorgt, dass der Schutz der betroffenen Kinder sichergestellt wird.



Zudem haben wir als Landkreisverwaltung sofort Anzeige bei der Kriminalpolizei unter Einbeziehung der Kinder- und Jugendpsychiatrie Nordhausen, des Kinderschutzdienstes des Kyffhäuserkreises und der Heimaufsicht des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport erstattet.

Die seelische Betreuung der Kinder und Jugendlichen sowie die Aufklärung der Vorfälle hat oberste Priorität. Deswegen werden wir die zuständigen Stellen auch weiterhin nach allen Möglichkeiten unterstützen, um zu einer zügigen Aufklärung dieser schockierenden Vorwürfe beizutragen. Dabei stehen wir im engen Kontakt zu allen beteiligten Akteuren."

Unsere Redaktion erreiche gerade die Stellungnahme des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport:

In den letzten Tagen ist ein mutmaßlicher Fall schweren Kindesmissbrauchs durch einen Heimerzieher in Ebeleben, Kyffhäuserkreis, bekannt geworden. Dazu erklärt der Landesbeauftragte für den Kinderschutz, Staatssekretär Prof. Dr. Winfried Speitkamp:

„Der dringende und schwerwiegende Tatverdacht gegen einen Heimerzieher wegen schwerer Missbrauchsvergehen gegen Kinder schockiert mich. Sollte sich der Verdacht bestätigen, zeigt der Fall einmal mehr, dass sexualisierte Gewalt kein Randthema in unserer Gesellschaft ist.

Täter, wie mutmaßlich auch im Fall des hier Beschuldigten, kommen in den meisten Fällen aus dem sozialen Nahraum. Die Taten werden in der Regel sorgfältig vorbereitet und geplant. Täter suchen gezielt nach potenziellen Opfern. Täter schaffen vermeintlich gute Beziehungen zu Kindern und Jugendlichen und nutzen vielfältige Gelegenheiten, um durch Zuwendung, betonte Fürsorglichkeit, Anerkennung und mitunter Geschenke Vertrauen vorzutäuschen und ihr gesamtes Umfeld zu manipulieren.

Junge Menschen, die ohnehin schon unter schwierigen Bedingungen aufwachsen, wie hier in einer stationären Jugendhilfeeinrichtung, sollten die bestmögliche Betreuung und Begleitung erhalten. Umso verwerflicher ist die vorgeworfene Tat, wenn sie mutmaßlich durch eine Fachkraft verübt wird und Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse schamlos ausgenutzt werden.

Fachkräfte haben einen gesetzlich vorgeschriebenen Schutzauftrag zu erfüllen. Wenn sie selbst mutmaßlich zu Täter*innen werden, ist das in höchstem Maße schockierend.

Ich bin erschrocken, über welch langen Zeitraum die dem Beschuldigten vorgeworfenen Taten unerkannt bleiben konnten. Deshalb sollten wir aufmerksam sein und bleiben, Signale erkennen und nachfragen, jungen Menschen Unterstützung anbieten oder vermitteln.

Schon länger wird gefordert, die Thematik noch besser in die Ausbildung und Lehre von relevanten Berufsgruppen zu implementieren. Ich stelle mich ausdrücklich hinter diese Forderung.

Thüringen setzt mit der Initiative ‚Thüringer Kinderschutzkonzept‘ auf partizipativ erarbeitete und gelebte Konzepte zum Schutz vor Gewalt in allen Einrichtungen und Vereinen bzw. Verbänden. Alle Fachkräfte, Haupt- und Ehrenamtliche sind dabei, Schutzkonzepte vorzuhalten und umzusetzen, um sichere Orte und Kompetenzorte für die anvertrauten Kinder und Jugendlichen zu sein.

Als Landesbeauftragter für Kinderschutz im Freistaat Thüringen appelliere ich an alle Fachkräfte und die Zivilgesellschaft, näher hinzuschauen und hinzuhören, wenn es einem Kind oder Jugendlichen nicht gut geht. Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft und sollen gesund und ohne Gewalt aufwachsen.“