WAHLKAMPF AUF WANDERSCHAFT

Drei Wochen zu Fuß „Rund um Thüringen“ (2)

Freitag
12.07.2024, 09:25 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Rüdiger Neitzke ist Nordhäuser Kommunalpolitiker, steht auf der Landesliste der Grünen für die Wahl im September und ist gerade dabei, das grüne Herz des Landes zu Fuß zu durchwandern. Warum man sich das „antut“ und was am Wegesrand alles zu finden ist, hat Herr Neitzke für die nnz niedergeschrieben…

Unterwegs durch Thüringen (Foto: R.Neitzke) Unterwegs durch Thüringen (Foto: R.Neitzke)


Samstag, 6. Juli
Etappe Nr. 8 (Altenburg - Crimmitschau)

Am Ortsausgang sehe ich Wegweiser der bekannten Blauen Jakobsmuschel. Die „via imperia“ (Jakobsweg von Stettin nach Hof) führt entlang meines heutigen Wegabschnittes. Also einfach dieser Markierung folgen. Es ist beeindruckend, was Thüringen zu bieten hat. Geschichtlich, architektonisch, landschaftlich. Ein riesiges Potential, welches touristisch optimaler genutzt werden sollte.
Da sich die Quartiersuche in Crimmitschau bei der Planung sehr schwierig gestaltete, bin ich mit der S-Bahn zu meiner Übernachtung nach Zwickau gefahren.

Sonntag, 7. Juli
Etappe Nr. 9 (Crimmitschau - Greiz)

„Guten Morgen!“, in Zwickau. Auf gehts mit der S-Bahn zurück nach Crimmitschau. Mit mir steigen sieben Menschen aus dem Grünen Kreisverband Zwickau aus. Auch Bernhard Hermann als Mitglied des Deutschen Bundestages ist dabei. Wir laufen als Gruppe gemeinsam nach Thüringen. Der lange Weg von ca. 25km ver-„geht“, wie im Fluge. Gesprächsthemen gibt es genug. Wir reden über Schulen, Busfahrer, stillgelegte Eisenbahnstrecken, Wanderwegweiser, nachhaltige Tourismusförderung,... und natürlich über die bevorstehenden Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen.

Montag, 8. Juli
Etappe Nr. 10 (Altenburg - Pausa)

Die Landesgrenze zwischen Sachsen und Thüringen verläuft im Zick - Zack, so laufe ich heute wieder nach Sachsen. Es wird Sommer, ich bin froh, dass mir mein Navi einen Weg durch den Wald empfiehlt. Dort ist es spürbar kälter. Genau deswegen brauchen wir auch Konzepte für Innenstadtbegrünung! Wald kühlt.
Kaum ausgeschilderten Wanderwege, teilweise meterhohes Gras. Ich bin stundenlang allein im Wald unterwegs. Gesperrte Straßen, Baustellen. Dafür ist die Etappe mit nur 20 km heute nicht ganz so lang. Ich habe sehr oft den Eindruck, dass ich als Fußgänger, Wanderer, Pilger in der Landschafts- und Verkehrsplanung nicht vorkomme. Bei Straßen- oder Brückensperrungen werde ich als Mensch, der zu Fuß unterwegs ist, oft nicht berücksichtigt.
Ich komme trotzdem vorwärts und auch an mein Tagesziel.


Dienstag, 9. Juli
Etappe Nr. 11 (Pausa - Mißlareuth)

Ich starte zeitig, um bereits vor der Mittagshitze einen großen Teil der heutigen Strecke zu gehen. Zur Abwechslung macht jetzt mal mein rechter Fuß Probleme. Eine kleine Blase an der Ferse drückt. Da der heutige Weg fast ausschließlich über ruhige Landstraßen bzw. asphaltierte Wege führt, laufe ich heute in Sandalen, anstatt Wanderschuhen. Das geht besser. Ich bin im Süd-Osten von Thüringen an der Grenze zu Sachsen unterwegs. Mehrfach erkenne ich am Wechsel des Asphalt, dass ich wieder mal über die Bundesland-Grenze gewandert bin. Gut, dass es innerhalb von Deutschland, bzw. der EU keine Grenzkontrollen mehr gibt. Irrsinnig, wer nur auf solche Ideen kommt.
Außerdem zeigt sich auch heute wieder, dass die Lebensqualität in den Orten oft von dem Engagement einzelner Menschen abhängt. Sei es die offen Kirche in Ranspach oder der offene Bücherschuppen in Schönberg. Kleiner Tipp: Auf der Suche nach Trinkwasser zum Auffüllen der Trinkflaschen wird man fast immer auf Friedhöfen fündig.

Mittwoch, 10. Juli
Etappe Nr. 12 (Mißlareuth - Blankenstein)

Ich bin unterwegs auf dem „Grünen Band“. Der ehemalige innerdeutsche Todesstreifen ist jetzt ein besonderer Fernwanderweg. Der Drei - Freistaaten - Stein (Grenzpunkt Bayern, Sachsen, Thüringen) lädt genau so, wie der Ort Mödlareuth (der in zwei Bundesländern liegt) zum Verweilen ein. Auch wenn es schon 34 Jahre her ist, die Ereignisse rund um den Fall der Mauer werden mir in Erinnerung bleiben. Die Menschen die heute behaupten, man dürfe nicht sagen, was man denkt, haben die Zeit vor 1989 nicht erlebt. Begleitet werde ich auf meinem heutige Streckenabschnitt von einem Pflanzenexperten des Grünen Kreisverbandes Hof. Ich lerne viel über die unterschiedlichsten Farn - Arten und auch über die klimabedingten Ausbreitungen von weiteren Pflanzenarten in Europa.
Blankenstein als heutiges Etappenziel ist zugleich Beginnes des Rennsteiges

Donnerstag, 11. Juli
Ruhetag

Wäsche waschen, Ausflug mit der Bahn nach Saalfeld, Beine hochlegen, Tagebuch schreiben. Artikel für die NNZ schreiben und Fotos sortieren.
Und wie geht es in den nächsten Tagen weiter?
Morgen starte ich auf den Rennsteig. In acht Tagen plane ich, den gesamten Weg von Ost nach West (ca. 170km) zu wandern. Bericht folgt (Wenn Alles gut geht) in acht Tagen.
Rüdiger Neitzke