Programm für die 2. Jahreshälfte vorgestellt

Die Bibliothek feiert runden Geburtstag

Mittwoch
03.07.2024, 06:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Lang war die Menschenkette, die sich vor knapp zehn Jahren von der alten Bibliothek gen Rathaus zog und Buch um Buch von Hand zu Hand reichte. In der neuen Heimstatt will man das Jubiläum mit einer Festwoche feiern, aber auch darüber hinaus wird über das Jahr noch einiges geboten werden…

Volles Programm für das zweite Halbjahr: Pia Wienrich, Bibliotheksleiterin Marie-Kathrin Haase, und Hildegard Seidel haben heute die Lese-Highlights vorgestellt (Foto: agl) Volles Programm für das zweite Halbjahr: Pia Wienrich, Bibliotheksleiterin Marie-Kathrin Haase, und Hildegard Seidel haben heute die Lese-Highlights vorgestellt (Foto: agl)

Eine Dekade ist es her, dass die Nordhäuser Bibliothek in das Bürgerhaus umgezogen ist. Das freudige Jubiläum will man im August gebührend feiern, auf dem Programm steht, wie könnte es anders sein, viel Literatur.

Die Festwoche

Den Auftakt gibt Ende August Ingo Schulze, der am 29. August aus „Zu Gast im Westen“ liest. Der gebürtige Dresdner ist sowohl ein Publikums- wie auch Kritikerliebling und berichtet in seinem Essay-Band von seinen Eindrücken aus dem Ruhrpott, man dürfe einen erheiternden Abend erwarten, sagt Hildegard Seidel vom Förderverein der Bibliothek „Nicolai in Foro“.

Auch der Förderverein kann Geburtstag feiern, geht man nach dem Umzug ist der sogar noch ein wenig älter, als die Bibliothek selbst. Rund 50 Mitglieder zählt man im Moment, kann Vorstandsmitglied Pia Wienrich berichten. Man hilft aus, wo man kann, vor allem bei der Organisation und der Finanzierung der Lesungen und man engagiert sich in der Leseförderung, unter anderem über das "Mentorenprogramm", das sich zum Bibliotheksfest noch einmal vorstellen wird. „Der Förderverein ist eine starke Stütze für das Haus, ohne das ehrenamtliche Engagement könnten wir kaum eine solche Zahl an Veranstaltungen anbieten“, lobt denn auch die Herrin des Hauses, Bibliotheksleiterin Marie-Kathrin Haase.

Lesungen wie “Freie Spitzen. Politische Witze und Erinnerungen aus den Jahren des Ostblocks“ von Bernd Lutz Lange, mit dem es am Freitag, den 30. August, in der Festwoche weitergeht. Der „Dauerbrenner“ ist dem Nordhäuser Publikum gut vertraut und konnte in Kooperation mit dem Thalia Buchhaus wieder in die Bibliothek geholt werden. Auch hier darf Erheiterndes erwartet werden.

Gute Laune soll auch Susanne Ackstallers Besuch am Samstag, den 31. August bringen, „Die beste Zeit für guten Stil und Auf das Leben“ heißt ihr „Fashion Guide“ für Frauen um die 50. Die Bloggerin und Kolumnistin will sich der Mode mit einem Augenzwinkern nähern und die Bibliothek ergänzt das Lese-Doppelpack mit einer kleinen Accessoire Tauschbörse.

Die Bibliothek der Dinge

Pünktlich zum Geburtstag will die Bibliothek mit einem neuen Ansatz starten, der „Bibliothek der Dinge“. „Bibliotheken sind Ankerpunkte der Gesellschaft, gerade in den Städten, in denen die Bibliothek direkt im Zentrum liegen, gilt das für die vergangenen Jahre umso mehr. Wo eine Bibliothek ist, ist auch Leben.“, sagt Haase, um das Leben der Nordhäuser Nutzer weiter zu bereichern, will man ab Ende August die Ausleihmöglichkeiten um eine ganze Palette an Dingen erweitern.

In drei Kategorien hat man Anschaffungen in die Wege geleitet: Musik und Kreativität, Sport und Natur, Technik und Wissenschaft. Wer etwa mit dem Gedanken spielt, ein Instrument zu lernen und sich erst einmal ausprobieren möchte, ehe in den Geldbeutel gegriffen wird, der wird hier vielleicht fündig. Gitarre, Keyboard, Stricknadel und Nähmaschine, E-Book-Reader, Brandmal-Set, Hula-Hoop-Reifen, Schwungtuch, Spielsteine oder Messgeräte - dies und mehr wird man zukünftig auch in der Stadtbibliothek ausleihen können. Insofern man mindestens 18 Jahre alt ist, erläutert Haase, das Angebot sei zwar auch für Kinder gedacht, für die Ausleihe müsse aber ein Erwachsener die Verantwortung tragen. Und ganz außen vor bleibt die Literatur nicht, für die „Bibliothek der Dinge“ finden sich im Haus natürlich auch die passenden Bücher.

Poesie und Lebensgeschichten

Im September freut man sich auf Reinhold Beckmann, der am 26. September einmal nicht vom Sport sondern von seiner Familie berichten wird, wenn er aus “Aenne und ihre Brüder: Die Geschichte meiner Mutter“ lesen wird. Karten für die Veranstaltung können ab sofort bestellt werden, zügig zugreifen sei bei so einem "Hochkaräter" der Erfahrung nach ratsam, meint Hildegard Seidel.

Am 28. September wird die ehemalige Bibliothekschefin dann selber zum Buch greifen. Hildegard und Bodo Seidel laden unter dem Motto Damals bei uns zu Haus in den Pavillon des Park Hohenrode um Heiteres und Besinnliches aus dem Werk Hans Falladas vorzutragen.

Krimis, Buchgestaltung und die Russlandfrage

Einen wilden Themenmix erwartet die Bibliothek im Oktober. Zunächst liest Autor Dieter Neumann am 15. Oktober aus “Stumme Gräber“ - eine spannender Kriminalroman, der von einer alten Familienfehde an der Deutsch-Dänischen Grenze erzählt.

Am 17. Oktober wird man dann etwas ganz und gar anderes bieten. Bücher mal anders - gestalte dein eigenes Buch heißt der kreative Kurs, der an mehreren Terminen bis in den Februar angeboten wird. Unter professioneller Anleitung von Frau Ziehn aus Ellrich können Interessierte Stück für Stück ihr eigenes Buch kunstvoll gestalten. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, ein Anmeldung daher zwingend von Nöten.

Das große Highlight vor dem Jahresende wird der Besuch von Gabriele Krone-Schmalz werden, ebenfalls am 17. Oktober. Auf dem Programm steht dann die Gretchenfrage unserer Tage: wie umgehen mit Russland? Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine sind die ohnehin schwierigen Beziehungen auf einem historischen Tiefpunkt angelangt und scheinen auf lange Sicht irreparabel zu sein. In Deutschland ist in diesem Zusammenhang der Begriff „kriegstüchtig werden“ aufgekommen. Nichtsdestotrotz ist eine neue europäische Friedensordnung erforderlich, die Russland mit einschließen muss, argumentiert Krone-Schmalz.

Kein leichtes Thema, aber man wolle und müsse die Tür für Diskussionen offen halten, heißt es von Seiten von Förderverein und Bibliothek, da könne man auch vor schweren Themen nicht zurückschrecken. Auch hier dürften die Karten schnell knapp werden, wer Frau Krone-Schmalz in Nordhausen hören möchte, sollte also nicht zu lange abwarten.

Erneut zu Gast ist am 24. Oktober Christoph Jauernig, der aus „Gedanken verloren. Unthinking“ liest, eine Aufbruchsgeschichte über die Wiederentdeckung der Schönheit des Augenblicks in Worten, Fotografien und Pianoklängen. Seit seinem radikalen Ausstieg aus der Bankenwelt tourt Christoph Jauernig als multimedialer Erzähler durch Deutschland. Er wurde vom Analysten zum Mutmacher und fand mit dieser Methode in Nordhausen bereits in der Vergangenheit viel Gehör.

Echte Morde und ein schlüpfriger Selbstläufer

Der November hält zwei Lesungen bereit, die erste sollte Freunde des „True Crime“ Genres interessieren. Winfried Frey und Ludwig Waldinger berichten in ihrer Lesung “Mord in Bayern“ von echten bayuvarischen Kriminalfällen zwischen 1920 und 1990. Keine erfundenen Fälle, keine Informationen aus zweiter Hand - das Duo verwendet Originalakten aus dem Münchner Staatsarchiv, die Mischung aus originalen Dokumenten und dem Wissen aus der jetzigen Zeit machen die Besonderheit der gemeinsamen Lesung aus.

Eine weitere alte Bekannte kommt am 28. November wieder in die Rolandsstadt: Tatjana Meißner blickt in “Der Sack ist zu“ auf die deutsche Vorweihnachtszeit und bietet kabarettistische Lebenshilfe. Ein „schlüpfriger Selbstläufer“ beschreibt Hildegard Seidel den geplanten Abend, Meißners Comedy ist beim Nordhäuser Publikum stets beliebt, also gilt auch hier: eher vorbestellen.

Kamingeschichten mit der Hexenmutter

Wie in den Monaten zuvor auch warten eine ganze Reihe an kleineren Veranstaltungen auf die Gäste der Bibliothek, darunter Lesecafé, die Reihe Viva la musica, das Strick- und Häkeltreffen, der Quiznachmittag, ein Kreativnachmittag für Erwachsene, der Mangaclub und der Gaming Nachmittag. Zwei besondere Highlights hat man vor dem Fest aber auch im Gepäck, zum einen freut man sich am 04. Dezember auf das Staufenberger Puppentheater und „Verhexte Weihnachten". Zum anderen hat man sich die Harzer Hexenmutter Katrin Hotowetz eingeladen, die am 12. Dezember einige „Kamingeschichten“ lesen wird.

Soweit das umfangreiche Programm bis zum Jahresende, die großen und kleinen Termine im Detail finden die geneigten Leserinnen und Leser auch hier noch einmal aufgelistet.
Angelo Glashagel