#nordhausenzusammen regt sich auf

Kein(e) Krähe zum Altstadtfest?

Dienstag
02.07.2024, 18:00 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Das Sprachrohr der Nordhäuser Zivilgesellschaft meldet sich aus der Ruhepause wieder zurück. Das imaginäre Bündnis #nordhausenzusammen ist nämlich mit dem Programm des diesjährigen Altstadtfestes nicht zufrieden…

St6efan Krähe (Foto: Medienhaus Heck) St6efan Krähe (Foto: Medienhaus Heck)
Konkret geht es den Behütern der Zivilisation um den Auftritt einer Band, die ich bis dato nicht kannte. Gut, meine musikalische Hochzeit ist längst vorbei. Ein bisschen Schwelgen in der Hardrockzeit der 70er und 80er des vorigen Jahrhunderts und aktuell wieder mal zu Rammstein - so sieht er aus, mein musikalischer Horizont, der vielen vielleicht zu dunkel erscheint. Der ab und zu jedoch durch Darbietungen in der Jazzmangel erhellt wird.

Was mir eigen ist, ist der Umstand, dass ich jegliche Musik respektiere, die live angeboten wird. Wo man den musikalischen “Handwerkern” sozusagen bei der Verwandlung von Noten in Töne zusehen und zuhören kann. Doch die Menschen von #nordhausenzusammen, die wollen zum Altstadtfest eine bestimmte Musik, vorgetragen von einem bestimmten Musiker weder hören noch sehen. Und: sie wollen das den anderen Menschen zum diesjährigen Altstadtfest auch nicht gönnen oder zumuten.

Im aktuellen Fokus der ideologischen Wächter steht der Musiker Stefan Krähe. Der wird vom Bündnis als zu weit rechts verortet und den Reichsbürgern zugeordnet. In einem Beitrag auf der Website des Bündnisses wird ellenlang aufgezeichnet, was der Herr Krähe alles falsch gemacht hat. Beim ersten nnz-Check im Netz wird der Musiker in keinem Bericht des deutschen Verfassungsschutzes erwähnt. Reichsbürger, Querdenker - doch eigentlich ist in der “Anklageschrift” der Bündnismitglieder nicht zu finden, was irgendeine strafrechtlich oder ordnungsrechtliche Relevanz hat.

Warum soll die im Grundgesetz dieser Republik verankerte Freiheit der Kunst nicht auch in Nordhausen Bestand haben. Dass die Hauptbühne des diesjährigen Altstadtfestes aus Platzmangel auf den Schulhof des Herder-Gymnasiums verschoben werden musste, hat keinen ideologisch-provokativen Hintergrund. Hier soll einfach Musik angeboten und das Publikum unterhalten werden.

Mich würde Ähnliches nicht aufregen, wenn es aus der Nordhäuser Bündnisszene ähnliche Verbotsanträge gebe. Zum Beispiel wenn die Band “Feine Sahne Fischfilet” auftreten würde. Im Gegensatz zu Krähe ist die mittlerweile Bestandteil einiger Berichte von Verfassungsschutzämtern vereinzelter Bundesländer. Aber vielleicht hätte nach Bündnisansicht auf einem Schulhof auch folgende Liedzeile besser gepasst: „Die nächste Bullenwache ist nur einen Steinwurf entfernt“. Die stammt aus dem Liedgut von FSF und nicht von Krähe.

Sven Bolko Heck, der Ausrichter des Altstadtfestes ist von diesen Wächtern der Zivilgesellschaft einfach nur genervt. Letztlich wird es der Zuhörer oder Zuschauer vor der Bühne entscheiden, ob das, was in künstlerischer Freiheit geboten wird, bei ihm ankommt oder nicht.
Peter-Stefan Greiner

PS: Die nnz wird zu diesem Programmpunkt des Altstadtfestes ab dem 6. Juli eine Umfrage schalten. Mal sehen, was die Leserinnen und Leser dieser Online-Zeitung dazu meinen. Wir als Redaktion sind sehr gespannt, ebenso Veranstalter Heck.