Montag beginnt Amtszeit von Thomas Ahke im Landratsamt

Landrat statt Landwirt

Freitag
28.06.2024, 07:10 Uhr
Autor:
osch
veröffentlicht unter:
Eigentlich wollte Thomas Ahke, der neue Verwaltungschef des Unstrut-Hainich-Kreises, Landwirt werden und in Halle „Pflanzenbau“ studieren. Jetzt will er in den nächsten sechs Jahren dafür sorgen, dass der Landkreis erblüht und gedeiht …

Thomas Ahke im uhz-Gespräch vor seinem Amtsantritt (Foto: Eva Maria Wiegand) Thomas Ahke im uhz-Gespräch vor seinem Amtsantritt (Foto: Eva Maria Wiegand)

Seinen Studienplatz in Halle hatte er schon sicher, als sich mit der Wende auch für den Abiturienten Thomas Ahke völlig neue Horizonte auftaten. Weil niemand wusste, wie es mit der Landwirtschaft in den neuen Ländern weitergehen sollte, wendete sich Ahke auf familiären Rat einer Bankkaufmannlehre zu, die er in den 35 Jahren seiner Berufskarriere immer weiter vervollständigte, bis er zu einem diplomierten Bankbetriebswirt qualifiziert war. Der im evangelischen Kernland um Mühlhausen katholisch getaufte Bollstedter verkörpert wesentlich mehr als das, was gemeinhin bodenständig genannt wird. Nicht nur er, auch seine Frau, die drei Kinder und das Enkelchen sind bekennende Bollstedter. Hier übernahm der junge Thomas Ahke gleich nach der Wende den Kirmesverein und strukturierte ihn zeitgemäß um. Bei dieser Aufgabe spürte er sein Faible fürs Organisieren, aber auch seine Begabung für die Laufbahn in einem Geldinstitut. Gemeinsam mit allen engagierten Bollstedtern gelang es 2019 den Sieg im Bundes-Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ zu erringen.

Über den damaligen Bürgermeister von Weinbergen, Hans-Martin Menge, kam der 54-Jährige einst zur Kommunalpolitik und schaffte 2004 den Einzug in den Gemeinderat. Weil Menge ein „Freier Wähler“ war, schloss sich auch Thomas Ahke dieser Vereinigung an, was er heute als Glücksfall sieht. „Kommunalpolitik ist keine Parteipolitik und als Freie Wähler sind wir nicht parteipolitischen Zwängen unterworfen. Ich bin es gewohnt pragmatisch mit Themen umzugehen und Lösungen zu finden. Dabei kann ich auf alle Parteien zugehen und Gemeinsamkeiten ausloten.“ Erfahrungen in dieser Mission sammelte er als Stadtratsvorsitzender von Mühlhausen in den letzten fünf Jahren reichlich. Mit Oberbürgermeister Dr. Bruns kommt er gut aus, mit Matthias Reinz, dem Bürgermeister Bad Langensalzas ohnehin, denn der ist zum wiederholten Male in die Kreistagsfraktion der Freien Wähler eingezogen. So wünscht Ahke sich auch für den neuen Kreistag eine parteiübergreifende und themenbezogene Zusammenarbeit. Im Kreistag will seine Fraktion mit der CDU eng kooperieren, weil es hier viele politische Übereinstimmungen gibt. Die Freien Wähler haben den einzigen FDP-Abgeordneten in ihre Fraktion aufgenommen, die CDU die beiden Volksvertreter der „Aktiv für Bad Langensalza“-Liste.

Die Herfausforderungen, die vor dem neuen Verwaltungschef liegen sind gewaltig. „Eine der dringlichsten Aufgaben ist die Vorbereitung des Haushalts für 2025. Dann wird es erstmals keine Bedarfszuweisung mehr vom Land Thüringen geben und wir müssen unseren Finanzetat selbst ausgleichen.“

Zwei Möglichkeiten einer Kreisverwaltung den Haushalt in die Waage zu bringen will Ahke unbedingt vermeiden, um den Kommunen ihre Investitionskraft nicht zu nehmen. „Es wird keine Erhöhung der Kreisumlage und der Schulumlage für die Kommunen geben.“ Doch gespart werden muss, wo es nur geht. Im Fokus hat der neue Landrat hier die freiwilligen Leistungen des Kreises. „Die müssen wir uns sehr genau ansehen und schauen, wo wir kürzen können. Aber auch die Personalpolitik in der Kreisverwaltung wird auf den Prüfstand gestellt. Hier gibt es viele freie Stellen und eine hohe Mitarbeiterfluktuation.“

Will mit allen Fraktionen gut zusammen arbeiten: Landrat des Unstrut-Hanich-Kreises Thomas Ahke (Foto: Eva Maria Wiegand) Will mit allen Fraktionen gut zusammen arbeiten: Landrat des Unstrut-Hanich-Kreises Thomas Ahke (Foto: Eva Maria Wiegand)


Zeit zum Kennenlernen seiner Mitarbeiter will er sich ab Montag nehmen, wenn seine Amtszeit genau mit dem Beginn der zweiten Jahreshälfte zusammenfällt. Es gibt viel Gesprächsbedarf und richtig gute Ideen werden nötig sein, um die schwierigen finanziellen Gegebenheiten zu meistern. Generell hat der Finanzexperte Ahke nichts gegen Kredite, aber „die müssen immer auch zur Haushaltssituation passen“. Zuerst will er den Sanierungsstau untersuchen, den Bedarf für die wichtigsten Investitionen eruieren. Straßen und Schulen nennt Thomas Ahke hier als die großen Schwerpunkte für die nächste Legislaturperiode. „Die Einnahmen des Kreises sind fix, aber wir müssen die Ausgaben senken. Es kann eben nur das ausgegeben werden, was man sich leisten kann. Das ist in einem Kreishaushalt nicht anderes als in einem privaten.“ Mit den Wirtschaftsakteuren will er vermehrt sprechen, denn er weiß, dass nur über mittelständische Betriebe, Dienstleister und produzierendes Gewerbe die Steuereinnahmen der Kommunen steigen können. „Es geht darum, gut bezahlte Jobs und damit Anreize zu schaffen, in der Region zu leben und sich hier eine Existenz aufzubauen.“ Es gilt ein gutes Umfeld im Landkreis zu bereiten und vor allem muss viel miteinander gesprochen werden, sagt er. Der Kreis sei im sozialen Bereich gut aufgestellt, nun müsse wieder mehr Wirtschaftsförderung auf die Agenda. Dafür hat er schon Kontakte mit den verschiedensten Institutionen wie der DEGES, der Landesregierung und anderen aufgenommen. Im Landesverwaltungsamt gab es erste Gespräche. Der Neue im Landratsamt weiß, dass er viele Klinken wird putzen müssen in der nächsten Zeit.

Die Förderung des Mühlhäuser Industriegebietes liegt ihm ebenso am Herzen wie der Lückenschluss im Straßenbau auf der B 247 bei Gräfentonna in Richtung Erfurt. „Das ist infrastrukturell entscheidend, wir müssen alles dafür tun, besser an die Hauptverkehrsadern angeschlossen zu sein.“

Als sein vorrangiges Ziel bezeichnet Thomas Ahke ganz unverblümt den Kampf um den Erhalt des Landkreises. „Wir müssen die Gebietskörperschaft haushalterisch retten“. Das sei die Aufgabe, an der alle Abgeordneten im Kreistag und alle Mitarbeiter in der Verwaltung arbeiten werden. „Unseren Kreis macht seine Vielfalt aus, er ist landwirtschaftlich und touristisch geprägt. Das gilt es zu bewahren und mit gezielten Investitionen zukunftssicher zu gestalten.“

Abschließend formuliert Thomas Ahke im Gespräch mit der uhz online ein Credo, an dem er sich in den kommenden Jahren messen lassen wird: „Es gilt, das Bild des Bittstellers, das der Unstrut-Hainich-Kreis bisher abgegeben hat, umzudrehen in das einer starken, selbstbewussten Kraft, die als solche im Freistaat wahrgenommen wird.“
Olaf Schulze