ABBA-Sound begeistert Premierenpublikum von „The Winner Takes It All“

Nicht nur der Sieger, auch das Publikum kriegt alles

Sonntag
16.06.2024, 11:20 Uhr
Autor:
osch
veröffentlicht unter:
Wer behauptet, dass ein Theater in einem Festspielsommer immer ein klassisches Bühnenstück zeigen muss? Wie es auch erfolgreich anders funktionieren kann, dass die Zuschauer begeistert auf den Schlosshof zu Sondershausen strömen, demonstrierten gestern vier großartige Künstler und ein stimmungsvolles Orchester mit einem ABBA-Programm …

ABBA-Show zu den Thüringer Schlossfestspielen (Foto: oas) ABBA-Show zu den Thüringer Schlossfestspielen (Foto: oas)


Fünfzig Jahre ist es her, seit ein bis dato international unbekanntes schwedisches Quartett aus zwei Liebespaaren beim Grand Prix Eurovision de la Chanson (heute in einfachem Englisch schlicht ESC genant) einen Überraschungssieg errang und fortan eine steile Karriere zur bedeutendsten Popmusik-Band der Weltgeschichte startete. Die vier Musiker aus Schweden glänzten mit immer neuen Melodien, deren großer Charme es war, dass sie sich nicht wiederholten, so wie es bei vielen Kollegen damals der Fall war (oder kann etwa irgendjemand die Hits von Suzi Quatro auseinanderhalten).

Über diesen musikalischen Background und viele biografische Details, die dem durchschnittlichen ABBA-Konsumenten eher nicht geläufig sind, informierten die vier Darstellerinnen und Darsteller des gestrigen Abends kurzweilig und humorvoll. Doch das war nicht die eigentliche Aufgabe von JAMT, um mal in Abkürzungen zu bleiben. Vielmehr wollten Jörg, Anja, Maike und Tobias die Lieder der Weltstars in professioneller Form auf die Bühne bringen, die imposant vom Loh-Orchester okkupiert war, das mal kraft- und mal gefühlvoll den Sound der Hits unter Leitung ihres Dirigenten Svetlomir Zlatkov instrumentierte.

Das Gesangsquartett Anja Haeseli, Maike Switzer, Tobias Joch und Jörg Neubauer wusste auf dem wenigen Platz, der dafür zur Verfügung stand, sowohl tänzerisch, als vor allem gesanglich und mimisch zu gefallen. Leicht und unbeschwert moderierten und interpretierten sie die großen Erfolge ABBAs und gaben Einblicke in das Innenleben der schwedischen Hitfabrik. Ob solo oder im Verbund mit den anderen Stimmen, stets trafen die vier den richtigen Ton und den Nerv des Publikums, das schon bald rhythmisch in die Hände klatschte und stürmischen Applaus spendete.

Perfekt für das Loh-Orchester arrangiert hatte die Songs der amerikanische Sänger, Musiker und Komponist Perrin Manzer Allen und die Damen und Herren des Klangkörpers bewiesen eindrucksvoll, dass sie noch mehr als nur Klassik beherrschen. Obwohl: viele der ABBA-Lieder haben ja eindeutige Bezüge zur klassischen wie auch zur schwedischen Folkloremusik, was wohl auch ihre künstlerische Qualität und die permanente Ohrwurmgefahr solcher Kracher wie „Money,Money, Money“, „Dancing Queen“, „Fernando“ oder „Mamma Mia“ ausmacht.

So hatten gestern alle ihren Spaß: vier gut aufgelegte Sängerinnen und Sänger, ein hochmotiviertes Orchester nebst Orchesterleiter, der moderierende Intendant des Theaters und das mitgerissene Premierenpublikum im Schlosshof. Einem guten Zweck diente die Premiere in Sondershausen auch noch, denn wie wir erfuhren, gehen alle Tantiemen für den ABBA-Hit „Chiqitita“ an die UNICEF, das Kinderhilfswerk der UN. So auch die von der gestrigen Darbietung.

Weil die Idee eines solchen ABBA-Abends unter dem Titel „The Winner Takes It All“ mit der hervorragenden Umsetzung harmoniert, werden auch die beiden zusätzlich angesetzten Vorstellungen genau so schnell ausverkauft sein wie bereits alle anderen Termine des Sommers.

Ob es in fünfzig Jahren wieder eine Show für den Gewinner des diesjährigen European Song Contest vom Theater Nordhausen geben wird, ist indessen nicht bekannt. So lange planen Daniel Klajner und seine Mitstreiter nun auch wieder nicht vor.
Eva Maria Wiegand/Olaf Schulze