Betrachtet

Das Gute und das Böse

Montag
10.06.2024, 17:34 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Die ersten zwei von drei Wahlen in diesem Jahr sind für die Menschen in diesem Teil von Thüringen vorüber. Doch sie werden nicht nur ein-, sondern vor allem nachwirken. In unserem täglichen Leben, vor allem aber in der kleinen und großen Politik und in den (Leit)Medien…

Medial (Foto: Gerd Altmann auf Pixabay) Medial (Foto: Gerd Altmann auf Pixabay)
Deren redaktionelle Mannschaften können noch so unterschiedlich strukturiert sein. Unterschiedliches Alter, zwei verschiedene Geschlechter, soziale Herkunft, vielleicht auch im Grad der intellektuellen Vorbildung. Aber sie alle vereint der Glaube an das Gute. Klingt erst einmal toll. Doch was ist das Gute? Das hatte bereits in der End-Ära Merkel zwei Farben: Grün und Rot. Diese Melange avanciert seit 2021 zur Staatsdoktrin und sickert gaaanz langsam in alle sensiblen Kapillaren unserer Gesellschaft. Und damit natürlich auch in die Medien.

Es waren verschiedene Verlage, eine Radiostation und schließlich die nnz. Sie alle waren in unterschiedlichen Gesellschaftsformationen mehr als 35 Jahre lang meine berufliche Heimat. Deshalb kann ich auch leibhaftig vergleichen, so wie fast alle meiner Generation. Und beim Vergleich beginnt das Problem. Früher, also gaaanz früher, da war die Welt klar. Alle Medien berichteten über irgendein Ereignis mit der gleichen Ausrichtung, vor allem aber mit dem gleichen Ziel: die Partei hatte immer Recht zu haben. Dann kam nicht die Zeitenwende, sondern die der politischen Art. Ich und viele meiner Kollegen atmeten auf, konnten wir doch endlich das tun, was Rudolf Augstein in drei Worte fasste: Sagen, was ist. Diesen Ausspruch, diesen Anspruch hielt ich hoch. Mitunter machte ich Fehler, mitunter lag ich “daneben”. Am liebsten mochte ich es, wenn man über Artikel, unter die ich meinen Namen setzen konnte, kontrovers diskutierte. So musste es sein.

Doch mit den Jahren 2015/16 kam die mediale Wende. Die meisten der deutschen Leitmedien, private Verlage und der ÖRR, berichteten über die beginnende und immer mehr ausufernde illegale Migration in einem Tenor: “Herzlich willkommen, wir nehmen euch alle auf.” Noch schlimmer wurde es für mich, anzusehen, wie sich die Meinungsmacher in den Leitartkeln immer mehr den Meinungsvorgebern der Politik anglichen. Dieses gemeinsame Konzert gab es bis dahin nicht.

Über die Gründe wurde im Nachhinein noch redlich philosophiert. Aber alle "systemrelevanten Medien” machten mit. Der Anspruch, der Korrektor der Politik zu sein, war verloren gegangen. Er war genauso verloren gegangen wie die politische Ebene, die man kritisieren konnte und durfte. Es war fast eine Symbiose, eine Umarmung.

Bis die AfD auf die Bühne der Politik kam. Mit dem Vorläufer in punkto Migrationspolitik, Pegida, konnte man umgehen. Das Ergebnis ist bekannt. War sowieso der dumpfe Osten, Sachsen - was sollte man schon anderes aus diesen angehängten Teil des einigen Vaterlandes erwarten. Doch mit der AfD war es anders, die hatte bereits Strukturen einer Partei, ehe sie das eurokritische Element in die Ecke schob und sich der bereits eingewanderten Millionen von Flüchtlingen aus völlig fremden Kultur- und Religionskreisen “annahm”.

Diese AfD musste bekämpft werden. Die Anfänge des Kampfes GUT gegen BÖSE schienen teilweise dem Lehrbuch ”PDS gegen den Rest der bundesdeutschen Politik” entnommen. Die PDS, jetzt LINKE zählt mittlerweile auch zu den Guten und teilte gegen die AfD teils mit brachialer Rhetorik aus. Wie effektiv der Kampf gegen das Böse bislang war, das kann man an den Ergebnissen der Kommunalwahlen und jüngst der Europawahlen ablesen. Da inszeniert die herrschende Politik mit allen Kräften, Vereinen, Verbänden und NGOs riesige Demos gegen die einzig vorhandene Opposition, da werden privaten Treffen von zum Teil staatlich unterstützten Pseudomedien ausspioniert, da werden Vorwürfe und Ermittlungen angestrengt, da gilt nicht die Unschuldsvermutung, da werden Details an die “guten” Medien durchgestochen und zum Schluss sind alle, die nicht zu den Guten gehören, einfach Nazis oder Faschisten.

Doch die Rechnung der Guten geht nicht auf. Die Menschen lassen sich nicht in einem Kokon einspinnen, sie erleben tagtäglich die reale Welt. Sie können Kriminalstatistiken selbst lesen und die Resultate der grün-linken Wirtschaftspolitik oder der Experimentierfreudigkeit gewisser Wirtschaftsminister in den Nebenkostenabrechnungen begutachten.

Die Ergebnisse der beiden zurückliegenden Wahlen müssen den Guten doch bächeweise Tränen in die und aus den Augen getrieben haben. Sie haben fast alles gegeben, um das Böse zu bekämpfen, vorzuführen, zu beleidigen und zu attackieren. Ihre medialen Sprachrohre sind vermutlich erst einmal konsterniert. So kommentiert in der Heimatzeitung Thüringens ein Redakteur, der sich im rechten Milieu genauso gut auskennt wie im Eichsfeld nach der jüngsten Wahl: “Gelingt es in Thüringen nicht, mit einer klaren Sprache zu einer verständlichen Vision für das Land zu kommen, dann war das Ergebnis der AfD bei der Europawahl mit Blick auf den September und die anstehende Landtagswahl wohl erst der Anfang.”

Ich bin mir sicher, dass dies so kommen wird, denn wir sind ja mittendrin in der Zeitenwende, wie es unser aller Bundeskanzler immer mal wieder von sich gibt. Und die kann, laut unserer Bundesaußenministerin, sowieso nur 360 Grad sein.
Peter-Stefan Greiner