Geschichtsverein lädt zum Vortrag

Vergeltungswaffe Zwei

Freitag
07.06.2024, 08:31 Uhr
Autor:
red
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Dr.-Ing. Werner Steinmetz, Mitglied des 2007 gegründeten Vereins IFA-Museum Nordhausen am Harz, ist nicht nur ein Spezialkenner der Maschinenbautradition des Industriestandortes Nordhausen, er hat sich auch eingehend mit der Raketenproduktion beschäftigt. Zur bewegten IFA Geschichte spricht Steinmetz demnächst im Tabakspeicher...

Die IFA, damals „Montania“ heißend, war unter sowjetischer Leitung von 1945 bis 1947 eines von 6 Werken für die Rekonstruktion und Produktion der „Vergeltungswaffe 2“ (V2), auch bekannt als die Kurzstreckenrakete „Aggregat 4“. Im IFA-Museum sind anschauliche Exponate ausgestellt. Bereits kurz nach 1946 verlegten die Sowjets das Projekt einschließlich der ungefähr 1000 Spezialisten in die UdSSR. 1947 sprengten sie die einstige Maschinenfabrik Montania in Nordhausen.

Der im vergangen Jahr im Tabakspeicher gehaltene Vortrag von Dr. Steinmetz über „Nordhausen und die IFA 1945/46“ war so gut besucht, die Resonanz war so gewaltig, dass auf Initiative des Vorstandsvorsitzenden des Geschichts- und Altertumsvereins, Hans-Jürgen Grönke, nun am Dienstag um 19:30 Uhr im Tabakspeicher eine Wiederholung des Vortrages stattfinden wird. Eine anschauliche Zusammenfassung des Vortragsabends im Jahr 2023 lieferte Dr. Marie-Luis Zahradnik (https://www.nnz-online.de/news/news_lang.php?ArtNr=334371).

Steinmetz wird nun erneut zunächst das Raketenprojekt der Sowjets von 1945 bis 1952 vorstellen und danach den sowjetischen Originalfilm „Die Rakte V2“ zeigen. In dem Film erfahren wir Informationen zu dem Entwicklungs- und Produktionsprozess der V2 und der Weiterführung der Raketenforschung. Das für die Geschichte Nord- und Mittelthüringens so wertvolle Filmmaterial ist unter der Leitung des KGB entstanden.

sowjetische Geheimdienst ließ diesen streng geheimen Film im Rahmen des sowjetischen Raketenprojektes unter Einbeziehung der Standorte Nordhausen, Sondershausen, Bleicherode, Kleinbodungen und Sömmerda drehen. Dr. Karsten Uhl, ehemaliger Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, hatte im Zuge seiner Forschungsarbeit diesen Film wiederentdeckt und in seiner Dissertation berücksichtigt. Schließlich ist es dem Engagement des IFA-Museums zu verdanken, dass der fremdsprachige Film von einem „Profi“ mit dem Pseudonym „Frank S.“, so Dr. Steinmetz, auf Deutsch synchronisiert worden ist.

Der Nordhäuser Journalist Jens Feuerriegel initiierte zu dem Thema in Zusammenarbeit mit Dr. Steinmetz eine siebenteilige Serie in der Thüringer Allgemeine. Aus dieser Zusammenarbeit entstand eine Broschüre, die am kommenden Vortragsabend erworben werden kann. Dr. Steinmetz veröffentlichte bereits 2021 in der „Gelben Reihe“ den Beitrag „Das Institut Nordhausen – Ein sowjetisches Geheimprojekt zum Bau der A4-Raketen“. Die wichtigsten Quellen für die Arbeit von Steinmetz sind die Monographie „Spuren der Vergangenheit“ von Gunther Hebestreit und Bernd Henze und Dr. Uhls Dissertation.

Der Vortrag findet am 11. Juni um 19:30 Uhr im Museum Tabakspeicher statt.
Jessica Sophie Müller