Hochwasserschutz wird verbessert

Bagger an der Talsperre

Donnerstag
06.06.2024, 17:55 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Zum Weihnachtshochwasser stand die Goldene Aue im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, kritisch war die Lage aber auch an anderen Stellen im Landkreis. Das man in Stempeda trockenen Fußes davon kam, lag auch an der Iberg-Talsperre, die solche Fluten eigentlich nicht gewohnt ist…

Die Iberg-Talsperre Weihnachten 2023 (Foto: Tim Sourell) Die Iberg-Talsperre Weihnachten 2023 (Foto: Tim Sourell)


Wenn es der Name nicht verraten würde, man würde kaum denken, dass es sich bei dem Teich am Iberg nahe Buchholz eigentlich um ein Hochwasserrückhaltebecken handelt. Die beachtliche Höhe des Damms sieht man von der Seeseite als Besucher kaum, der Schutzwall fügt sich in die Landschaft, nur Umzäunung und Wassermarken lassen auf den eigentlichen Zweck schließen.

Vor über 70 Jahren wurde die Anlage errichtet, um dem Krebsbach seinen Schrecken zu nehmen, erzählt Detlef Hogh, Fachingenieur für Stauanlagen bei der Thüringer Fernwasserversorgung. Ein Härtetest wie man ihn lange nicht gesehen hatte, musste die Anlage zum Weihnachtsfest 2023 bestehen, wie überall im Südharz hatten Schneeschmelze und Regenfälle zum anschwellen der Pegel geführt. Auch die Iberg-Talsperre füllte sich rapide und überschwemmte die nahe Straße, die unter dem Niveau der höheren Staupegel liegt. Der engen Absprache auf dem kurzen Dienstweg zwischen Feuerwehr und Staudamm-Wärtern sei es damals zu verdanken gewesen, dass man in Stempeda und dem weiteren Hinterland zum Weihnachtsfest auf Gummistiefel verzichten konnte, erzählt Tim Sourell, der für die Fernwasserversorgung mit seinen Kollegen die Nordhäuser Talsperre bei Neustadt und die Anlage bei Buchholz regelmäßig überwacht. Der Einsatz über die Feiertage war anstrengend habe aber auch zusammengeschweißt, erzählt Sourell.

Detlef Hogh und Tim Sourell kümmern sich um das Wohl der Iberg-Talsperre (Foto: agl) Detlef Hogh und Tim Sourell kümmern sich um das Wohl der Iberg-Talsperre (Foto: agl)


Leicht war die Sache nicht, ein Staudamm hält die Wassermassen nicht ewig auf, irgendwann weicht das Nass das Erdreich auf. Ohne regulierende Eingriffe würde es in extremen Situationen zur Katastrophe kommen, erklären die Staudamm-Wächter. „Wir haben hier eine ganze Reihe von Messpunkten, an denen wir die Situation ablesen können, um die Daten richtig einschätzen zu können und die entsprechenden Schritte einzuleiten, braucht es eine Menge Erfahrung“, sagt Hogh.

Hektische Aktivität wie zum Jahresende 2023 ist eher die Ausnahme aber „Still ruht der See“ gilt für die Fachleute im Alltag deswegen trotzdem nicht. Die Anlagen bedürfen ständiger Kontrolle und Pflege. Das fängt einfach an, etwa bei der Mahd der Hänge. Die führt man nicht aus ästhetischen Gründen regelmäßig durch, sondern weil schon die Sichtkontrolle der Hänge den Experten etwas über den Zustand des Damms verraten kann.

In ihrer Aufgabe hat sich die Iberg-Talsperre jüngst bewährt und damit das auch so bleibt, rollen zur Zeit die Bagger am Fuß des Damms. „Mit so einem Damm ist ein bisschen wie mit einem Menschen, je älter man wird, desto öfter sollte man den Arzt zum Check-Up aufsuchen. Insgesamt ist der Zustand der Iberg-Talsperre für ihr Alter gut, aber unsere letzte Überprüfung hat ein paar Defizite aufgezeigt, die wir abstellen wollen und bei der Gelegenheit erneuern wir auch gleich noch die Technik“, erklärt Ingenieur Hogh.

Am Dammfuß sind die Bagger angerückt (Foto: agl) Am Dammfuß sind die Bagger angerückt (Foto: agl)


Am Dammfuß wird durch die Firma Hoga/Henning eine neue Drainage gelegt, außerdem wird der Stromanschluss erneuert und man wird einen Glasfaseranschluss bekommen, um die Fernwartung des „Blutdrucks“ sicher zu stellen. Kostenpunkt: 1,4 Millionen Euro. Einschränkungen für den Verkehr gibt es kaum, man arbeitet im Stillen gut versteckt vor sich hin. Fertig sein will man Ende des Jahres, und dann sollte an der Talsperre bis zum Ende der Dekade erst einmal wieder Ruhe einkehren.
Angelo Glashagel