Bad Langensalza zu Besuch bei Freunden in Argentinien

Barfuß durch den Dschungel

Donnerstag
06.06.2024, 15:58 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Ende Mai machten sich zwei Botschafter aus Bad Langensalza auf eine weite Reise. Ihr Ziel: Montecarlo im Nordosten Argentiniens. Mit vielen Eindrücken, dankbar und mit einigen Abenteuern im Gepäck kehrten sie hierher zurück...

Über ihre Erlebnisse und Hintergründe der Reise sprachen Volker Pöhler, Vorsitzender des Vereins für Städtepartnerschaften, und Julia Überhagen, Teamleiterin des Tourismusmarketings in Bad Langensalza.

uhz online: Warum sind Sie nach Montecarlo gereist?
Volker Pöhler:
Zwischen Montecarlo und Bad Langensalza besteht seit 2019 eine Städtefreundschaft. Zur Vertragsunterzeichnung vor fünf Jahren reiste eine Delegation aus Argentinien zu uns. Nun sind wir auf Einladung des Bürgermeisters zum Gegenbesuch dort gewesen. Ziel der Reise war es, Montecarlo und die Menschen kennenzulernen. Wir wollten uns austauschen und gegenseitig inspirieren zu den Themen Wirtschaft, Politik, Tourismus und Schüleraustausch.

Ist das gelungen?
Julia Überhagen:
Definitiv! Montecarlo und Bad Langensalza haben viele Parallelen, dessen waren wir uns bereits bewusst. Schließlich waren einige dieser Gemeinsamkeiten ausschlaggebend für die Partnerwahl bei der Städtefreundschaft. Dennoch: die Ähnlichkeiten vor Ort zu erleben ist eine Erfahrung, die intensiv verbindet.

Welche Parallelen gibt es denn zwischen den Städten?
Volker Pöhler:
Montecarlo ist bekannt für die Orchideenzucht. In Bad Langensalza ist es die Rose.
Montecarlo hat deutsche Wurzeln, die bis heute gepflegt werden. 1920 wurde diese Siedlung von deutschen Auswanderern gegründet. Am „Tag der Pioniere“ werden deutsche Auswanderer und deren Familien zu einem Festakt eingeladen. Wir durften Teil dieses Festes sein und wurden von den Teilnehmern begeistert empfangen.

Haben Sie Auswanderer getroffen, die aus Thüringen sind?
Julia Überhagen:
Leider nicht. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es Menschen von hier gibt, die heute in Montecarlo oder in der Region leben. Aus meinem kleinen Thüringer Heimatort lebte ein Mann um 1930 zeitweise in Buenos Aires. So steht es in der Dorfchronik.

Gibt es weitere Gemeinsamkeiten zwischen Montecarlo und Bad Langensalza?
Volker Pöhler:
Einige! Wir waren zu Gast im Bierhaus „Cero Stress“, das 20 Sorten
Bier selber braut. Da musste ich sofort an unsere Drei-Türme-Brauerei denken.
Und nicht zuletzt ist der Sport, insbesondere Handball, Futsal, Faustball und Basketball, eine wichtige Größe in Montecarlo. Das trifft für Bad Langensalza ebenso zu – für den Sport generell aber auch für den Handball.

Julia Überhagen: Viele Gemeinsamkeiten gibt es beim Thema Tourismus. Wie bei uns ist der Tourismus in Montecarlo ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Stadt und ihre Region punkten mit viel Grün - genau wie Bad Langensalza. Montecarlo und Bad Langensalza sind beliebte Urlaubsziele für Wanderer und Naturliebhaber. Unweit von Montecarlo gibt es ein UNESCO-Weltnaturerbe. Bei uns ist das der Nationalpark Hainich. Dort sind es die Iguazú-Wasserfälle. Sie gelten als die größten Wasserfälle weltweit.

Volker Pöhler: Vor diesen Wasserfällen zu stehen war für mich eines der beeindruckendsten Erlebnisse der Reise. Aug in Aug mit dieser unfassbar schönen Naturgewalt musste ich mir erst einmal bewusst machen, dass das gerade wirklich geschieht. Ein weiteres Naturabenteuer für mich war, ohne Schuhe durch den Dschungel zu wandern.

Sie waren barfuß im Dschungel? Wie kam es dazu?
Volker Pöhler:
Der ehemalige Bürgermeister von Montecarlo machte mit uns eine Bootstour auf dem Rio Paraná. Ein Fluss von beeindruckendem Ausmaß mit rotem Wasser. Auf dem Boot waren wir alle barfuß. Wir legten auf einer kleinen Insel an um zu einer Wanderung in den Dschungel aufzubrechen. Ich war so angetan von der Natur, dass ich glatt ohne Schuhe loslief.

Frau Überhagen, was war Ihr persönliches Highlight in Montecarlo?
Julia Überhagen:
Es gab so viele tolle Eindrücke. Da fällt mir eine Auswahl sehr schwer. Die große Gastfreundschaft und die Willkommenskultur der Menschen in Montecarlo haben mich tief berührt. Und ihre persönlichen Geschichten haben mich fasziniert. Wir haben Mariana Keller getroffen. Sie hat in Montecarlo ein wunderschönes Aquarium aufgebaut. Das Projekt war ihr Traum für den sie jeden einzelnen Stein selbst hingeschleppt hat. Oder Federico Walter Plocher – ein über 90-jähriger Mann, der seiner Sammelleidenschaft seit über 50 Jahren in einem Heimatmuseum Ausdruck verleiht.

Warum pflegt Bad Langensalza Städtefreundschaften?
Volker Pöhler:
Einige Beispiele, was eine Städtefreundschaft bewirken kann, haben wir ja bereits erwähnt. Ein weiterer Gedanke dazu ist, dass es gerade in diesen unruhigen Zeiten sinnvoll ist, überall auf der Welt Freunde zu haben. Denn Freunde bekriegen sich nicht. Wir setzen damit ein Zeichen für Frieden, Respekt und Offenheit. Bad Langensalza pflegt Städtepartnerschaften mit Bad Nauheim in Hessen, Ukmerge in Litauen und Oostkamp in Belgien. Diese Kontakte sind überaus bereichernd für alle Beteiligten.

Julia Überhagen: Mir hat diese Reise gezeigt, wie inspirierend Städtefreundschaften sind – vorausgesetzt, sie werden gelebt und gepflegt. Daher trage ich mich mit dem Gedanken, im Städtefreundschaftsverein in Bad Langensalza mitzuwirken. Außerdem kann ich mir gut vorstellen, noch einmal nach Montecarlo in den Urlaub zu fahren. Diese Region ist einfach fantastisch für Abenteuer in der Natur – die südamerikanische Version von Bad Langensalza!